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Silberband 018 - Hornschrecken

Titel: Silberband 018 - Hornschrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Umfassungsmauer folgend, entdeckte ich bald den Haupteingang. Mächtige Steinsäulen stützten ein
vorspringendes Dach, unter dem breite Stufen hinauf zu den Rängen führten.
    Die Bettler waren überall zu entdecken. Sie bildeten auf Eysal eine geheimnisvolle Gilde,
deren Einfluß beträchtlicher war, als man annehmen sollte. Atlan hatte es verstanden, sich in
diese Gemeinschaft einzuschleusen. Hier erhielt er bessere Informationen als in den Palästen des
Masho.
    Ich flog die Reihe der Mißgestalteten ab. Immer wieder entdeckte ich welche, die eine
Verkrüppelung nur vortäuschten. Einige ›Blinde‹, die sich unbeobachtet glaubten, zählten ihre
Einnahmen, und einer, der angeblich keine Beine mehr besaß, massierte ächzend seine Waden, die
bei der ›Tarnungs-Verrenkung‹ anscheinend eingeschlafen waren.
    Minuten später fand ich den Lordadmiral, und da erschrak ich wirklich. Unsere Biomediziner
hatten eine Meisterleistung vollbracht. Jeder, der nicht ein informierter Wissenschaftler der USO
war, hätte die lange Narbe, die sich quer über Atlans Augen hinwegzog, für echt gehalten. Es sah
so aus, als wäre diese Gesichtspartie einmal von einem Schwerthieb zerschlagen worden. Eine
zweite Narbe, in der das rötliche Kunstgewebe pulsierte, spaltete Lippen, Stirn und Nase auf. Die
aus dem klaffenden Mund hervorstehenden Zahnsplitter sahen so erschreckend aus, daß mir übel
wurde.
    Minuten vergingen, bis ich mich von meinem Schrecken erholt hatte. Dann flog ich näher und
versuchte, Atlans Augen unter der Quernarbe zu entdecken. Ich konnte sie nicht finden, so sorgsam
ich auch suchte. Dabei wußte ich aus den Belehrungen, daß er durch die feine Kunsthaut
hindurchblickte. Sie war speziell präpariert worden, damit sie nur von der Innenseite aus
durchsichtig war.
    Langsam umkreiste ich den Kopf des im Staub sitzenden Mannes. Atlan trug nur einen zerfetzten
Lendenschurz. Sein hochgewachsener, muskulöser Körper ließ es glaubhaft erscheinen, daß er einmal
ein erstklassiger Krieger gewesen war. Seine Haut schimmerte in dem salonischen Grün, und die
biomedizinische Verlängerung seiner Ohren war so hervorragend, daß er die handlangen Spitzen
einwandfrei bewegen konnte.
    Er lehnte mit dem Rücken an der Mauer der Arena und blickte nach der Art eines Blinden
unbewegt in die gleiche Richtung. Ab und zu erhob er den Kopf, um zu lauschen.
    Zwischen den gespreizten Beinen hielt er ein zerbeultes Gefäß, in dem ich etliche Münzen, zwei
rostige Nägel und einen Klumpen schwärzlichen Fleisches entdeckte.
    Dicht vor seinem Gesicht hielt ich an. Ich war gespannt, wie gut der Chef hören konnte. Die
Ohren bewegten sich, und die Muscheln drehten sich nach vorn.
    Der Mund klaffte auf, und schon vernahm ich Atlans jämmerlichen Ruf: »Eine Gabe, ihr Edlen,
eine kleine Gabe für Umbarth, den Feuerbläser, der in den Diensten des göttlichen Masho die
Zeluterfestung Llahakal zerschmorte. Eine Gabe für Umbarth, ihr Edlen.«
    Ich erschauerte, so echt klangen die Worte. Doch schon erschrak ich erneut.
    »Danger, sind Sie es?« fügte Atlan seinen Rufen leise hinzu. »Vorsicht! Mein Nachbar hat
scharfe Ohren. Landen Sie auf meiner Schulter.«
    Ich befolgte den Befehl und glitt zu ihm hinüber. Meine Füße berührten seinen mächtigen
Rücken. Dann setzte ich mich und ließ die Beine an seiner Brust herabbaumeln.
    Ehe ich noch etwas sagen konnte, überfiel mich ein Hustenreiz. Es steht mir nicht zu, meinen
höchsten Vorgesetzten zu kritisieren, aber der Lordadmiral stank so fürchterlich, daß es mir den
Atem verschlug.
    Atlan lachte kaum hörbar, und ich würgte immer noch.
    »Wenn Bettler überhaupt ein Körperöl besitzen, so ist es ein ranziges Öl«, raunte er.
    Ich klammerte mich an der Schnur fest, die Atlan über dem Rücken trug und an der ein Beutel
mit Habseligkeiten befestigt war. Es dauerte lange, bis ich den Ekel überwunden hatte und wieder
richtig atmen konnte.
    »Verzeihung, Sir«, sagte ich würgend. »Sie duften gerade nicht nach Rosen. Spezialist Danger
zur Stelle, Sir.«
    »Sie werden lachen – das habe ich bereits gemerkt. Welcher Narr gab Ihnen den Befehl, per
Funk nach mir zu rufen? Wenn die Impulse gehört wurden, wissen die Antis, daß ihre technischen
Kunststückchen nicht mehr die einzigen sind, die auf Eysal praktiziert werden.«
    »Der Befehl kam vom Chef des Stabes, Sir«, sagte ich betont.
    »Schön, wollen wir hoffen, daß man uns nicht hörte. Ab sofort

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