Silberband 018 - Hornschrecken
meine Mißachtung
niemals zeigen. Es fiel mir schwer, beim Eintritt in die Kampfbahn das Knie zu beugen und um
Kulans Gunst zu flehen.
Noch schwieriger war es für mich, zu vergessen, daß in den Logen Antis saßen und mit
wissenschaftlicher Gründlichkeit erwogen, ob dieser oder jener Kampf im Zuge der Politik
gefördert werden solle oder nicht.
Unter den vielen Gladiatoren aus allen Teilen des Reiches und der Barbarenkontinente war ich
der einzige, der genau wußte, daß man niemals gegen die Interessen der wahren Herrscher handeln
durfte. Wagte man es doch, war es gleichbedeutend mit einem Todesurteil.
Todesurteil – dieses Wort rüttelte mich auf und ließ mich daran denken, daß ich jemand
mißfallen hatte.
In dreißig Minuten würde ich einem Ungeheuer gegenüberstehen, das noch kein Gladiator besiegt
hatte. Es war ein offenes Geheimnis unter den Kämpfern auf Leben und Tod, daß die Begegnung mit
einem Krötenwolf nur unter besonderen Umständen angeordnet wurde. Die hohen Herren verloren nicht
gerne einen erstklassigen Gladiator. Besonders ich hatte dem Edlen Voszogam schon viel Geld
eingebracht. Außerdem konnte er damit protzen, den stärksten Mann des Planeten in seinen Diensten
zu haben.
Die Tatsache, daß ich mich einem Ungeheuer stellen sollte, konnte nur mit einem Todesurteil
identisch sein. Unbekannte Gegner mußten es verstanden haben, meinem ›Gebieter‹ die
Kampferlaubnis abzulocken oder aufzuzwingen.
Vor acht Stunden hatte ich erst von dem Kampf erfahren. Da Atlan niemals die Arena betrat und
ich nicht hinauskonnte, hatte ich einen Funkanruf riskiert. Der Chef sollte wenigstens informiert
sein.
Ich gab vor mir selbst zu, daß ich gegen einen Krötenwolf so gut wie keine Erfolgsaussichten
hatte. Wahrscheinlich hätte ich ihn besiegen können, wenn ich es mir hätte erlauben können, alle
meine Fähigkeiten einzusetzen. Ich durfte es aber nach wie vor nicht wagen, Riesensprünge
auszuführen. Auch durfte ich mich nicht dazu hinreißen lassen, eine mehrere Zentner schwere
Eisensäule als Hiebwaffe zu verwenden. All das hätte zu einem Erkennen durch die Antis geführt,
die bisher erwiesenermaßen noch nicht wußten, daß der Planet Eysal von einem Explorerschiff des
Imperiums entdeckt worden war.
Ebrolo dagegen hatte sich wohl gehütet, seine Rassegenossen zu informieren. Er war nur auf
seinen Vorteil bedacht.
Möglicherweise wurde ich von den Antis trotzdem verdächtigt, nicht von dieser Welt zu stammen.
Der Einsatz des Krötenwolfs konnte ein Test sein. Wenn ich mich verführen ließ, durch Übersprünge
und andere Dinge klarzulegen, daß ich an andere Schwerkraftverhältnisse gewohnt war, hatte man
den Beweis. Dies mußte unseren Einsatz gefährden. Mein Leben wäre dann ohnehin verwirkt
gewesen.
Ich überlegte seit Stunden, in welcher Form ich den Hochwaldsaurier unschädlich machen könnte,
ohne mich dabei zu verraten. Es gab keine Möglichkeit. Ich versuchte auch nicht, mir innerlich
etwas vorzumachen. Wenn die gepanzerte Hornspitze seiner Springzunge meine Haut ritzte, oder wenn
er mich mit einer Pranke erwischte, war ich verloren.
Trotz der in mir bohrenden Unruhe war es mir gelungen, ausgiebig zu essen und anschließend
einige Stunden zu schlafen. Nur Atlan konnte jetzt noch helfen. Ich hatte jedoch keine Ahnung,
welche Mittel er einsetzen konnte.
Durch meinen ›Lockvogelauftrag‹ war ich seit etwa drei Wochen von der Außenwelt abgeschnitten.
Was der Chef in dieser Zeit ermittelt hatte, war mir nur ungefähr bekannt. Wir warteten immer
noch auf Spezialist Lemy Danger, den der Lordadmiral angefordert hatte. Ob der Kurze mittlerweile
auf Eysal eingetroffen war, wußte ich nicht. Der ehemalige Verbindungsmann zwischen Atlan und mir
war vor einigen Tagen im Kampf getötet worden. Seitdem war ich ohne Nachrichten.
Ich gebe offen zu, daß ich den siganesischen Wichtelmann noch nie so herbeigesehnt hatte wie
in diesen Stunden. Normalerweise ging er mir auf die Nerven, was auch Ihnen verständlich
erscheinen wird, wenn ich erkläre, daß Lemy grundsätzlich bestrebt ist, vor mir den Vorgesetzten
herauszukehren und mich zu schikanieren.
Ich, Melbar Kasom, Meister aller Klassen auf der Gigantenwelt Ertrus, will an dieser Stelle
und angesichts meines baldigen Todes nur noch sagen, daß ich Lemy alles verzeihe.
Nun ja, ich will nicht mehr lange über den Kurzen reden. Wäre er jetzt bei mir gewesen, hätte
ich ihn wenigstens zu Atlan
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