Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
wundervolle Menschen mit erstaunlich guten Umgangsformen und unbedingter
Wahrheitsliebe. Es ist schön, solche Leute zu treffen. Besonders dein kleiner Spezialist ist eine
Klasse für sich. Ein tüchtiges, intelligentes und – wie ich glaube – auch mutiges
Männlein, das unter seinen Komplexen leidet.«
»Ich versuche stets, Lemy psychologisch zu stärken. Ich bin der Auffassung, ihm die Aufgabe
übertragen zu können. Hast du Einwände?«
Ich bemerkte, daß Perry mit einer nichtssagenden Geste die Hände bewegte.
»Eigentlich nicht, allerdings zweifle ich etwas.«
»Wir wissen beide, daß eine Landung im Verth-System nach der Vernichtung der TRISTAN nicht
mehr möglich ist. Der Gegner ist wachsam geworden. Wenn es noch jemand gelingt, unauffällig in
die Keimzelle der Blues einzudringen, dann sind es die Siganesen unter Dangers Führung. Ich gebe
ihm den Befehl über das Spezialkommando.«
»Schön, ich bin einverstanden. Greifen wir nach dem symbolischen Strohhalm. Der Gedanke, die
kleinen Leute vor solche Probleme zu stellen, ist mir allerdings nicht sehr angenehm. Ich komme
mir etwas verantwortungslos vor.«
Ich lachte ihn an, und er senkte den Blick.
»Wir würden sie tödlich beleidigen, wenn wir jetzt noch einen Rückzieher machen wollten. Ich
glaube kaum, daß es unter den vielen autarken Kolonialvölkern der Erde nochmals so zuverlässige
Vertreter gibt. Nimm sie, wie sie sind, und sie werden alles tun, was in ihrer Macht steht.«
»Eben, Arkonide! Diese Macht scheint mir äußerst dürftig zu sein.«
»Du kannst dich ja einmal vor eine ihrer Strahlkanonen stellen«, entgegnete ich. »Du würdest
nicht mehr zum Wundern kommen. Wer die Kleinen unterschätzt, verdient es nicht, groß genannt zu
werden. Danger ist beispielsweise ein sehr verwegener Offizier. Sind deine Mutanten soweit?«
»Fertig. Wenn den Gefangenen nicht bald geholfen wird, können wir uns getrost auf eine
Verteidigung von Arkon und Terra einrichten. Ich hoffe nur, daß unsere Männer lange genug
schweigen konnten. Ihr Wissen ist eine Fundgrube für die Blues. Beeil dich, Ende.«
Er schaltete abrupt ab, und ich erkannte, daß er zutiefst beunruhigt war.
Ich legte einen leichten Raumanzug an und fuhr zur Mannschleuse der ESS-1. Oberst Nomers
erwartete mich. Vor der Schleuse lag das Verbindungsboot.
Ich nickte dem Kommandanten zu und schaute prüfend in sein Gesicht. Ich wußte, daß sich dieser
tüchtige Mann nicht wohl fühlte – nicht an Bord eines Schlachtschiff-Wracks, zu dem wir das
Fahrzeug durch die Umbauarbeiten gemacht hatten. Nomers fühlte sich in einen stählernen Sarg
eingeschlossen, mit dem man nicht einmal einen relativ harmlosen Angriff abwehren konnte. Er
vermißte seine Waffenleitstände, Schirmfeld-Kraftwerke und all die Dinge, die nun einmal zu einem
Kampfschiff gehörten.
Er salutierte schweigend und klappte den Druckhelm nach vorn. Ich folgte seiner Maßnahme.
Nach der Schleusenentlüftung schwangen die Außentore auf. Ich blickte auf den ersten Planeten
der Zwergsonne Lysso hinab. Der lebensfeindliche Riese füllte das Blickfeld aus. Das Licht der
fremden Sonne wurde von den weiten Eisfeldern reflektiert und in den Raum zurückgeschleudert. Wir
schwebten zum Boot hinüber, zwängten uns in die Schleuse und warteten den Druckausgleich ab. Der
Pilot grüßte. Augenblicke später nahmen wir Fahrt auf.
Das vor wenigen Tagen gekaperte Handelsraumschiff der Blues stand auf einer weiten
Zwanzigstundenkreisbahn. Wir wurden fernsteuertechnisch manövriert.
Eine halbe Stunde später betrat ich das diskusförmige Fahrzeug, an dem die Beschußschäden
ausgebessert worden waren.
Rhodan empfing mich hinter der Schleuse, und ich blickte mich um. Dies war das erste
Raumfahrzeug der blaupelzigen Fremden, das fest in unseren Besitz gelangt war. Dazu war es
erforderlich gewesen, ein schnelles Kreuzergeschwader nahe der bekannten Handelswege des Gegners
zu stationieren und ein Spezialschiff mit Rhodans Mutanten abzustellen.
Die Kaperung war mit Hilfe der Teleporter Gucky und Ras Tschubai leicht gelungen. Da der
Handelsraumer nicht durch einen Molkexpanzer geschützt wurde, hatten die Mutanten einwandfrei
arbeiten können.
Anders lag der Fall bei Fahrzeugen, die einen Molkexüberzug trugen. Ich konnte mich lebhaft an
Guckys Abenteuer erinnern, als er in Unkenntnis der wahren Gegebenheiten versucht hatte, einen
Schlachtraumer der Blues zu betreten.
Das Molkex mußte mit den
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