Silberband 023 - Die Maahks
galaktozentrischen Sechsecktransmitter eines in der
Andromeda-Galaxis lebenden Volkes, das man ›Meister der Insel‹ nannte.
»Unglaublich!« äußerte Tifflor.
Hinter ihm ertönte ein glucksendes Lachen.
»Was Sie nicht sagen! Unglaublich …! Man sollte meinen, Sie hätten während Ihrer
Tätigkeit bei der Flotte die Fähigkeit verloren, sich über etwas zu wundern.«
Julian Tifflor drehte sich um und blickte in die halb unter Fettpolstern verborgenen
stechenden Augen eines hünenhaften, kahlköpfigen Zivilisten mit blaugeäderten Hängebacken.
Professor Dr. Arno Kalup, der Konstrukteur des Lineartriebwerks, war für seine respektlosen
Bemerkungen und Ausbrüche bekannt.
Tifflor lächelte spöttisch.
»Sie halten es wohl für selbstverständlich, daß jemand nicht nur die Energie für seine
Transmitter aus einem Sonnensechseck bezieht, sondern die Sonnen selbst als Bestandteile eines
gigantischen Transmitters benutzt? Nein, sagen Sie nichts!« wehrte Tifflor ab, als der
Hyperphysiker den Mund öffnete. »Wenn Sie mit ›ja‹ geantwortet hätten, würde ich Ihnen nämlich
entgegenhalten, daß auch Sie nicht von allein auf den Gedanken gekommen wären, man könnte sechs
gigantische Sonnen wie Erbsen auflesen und zu einem Sechseck ordnen, in dessen Zentrum ein
Transmissionsfeld fast unvorstellbarer Stärke aufgebaut werden kann.«
Professor Kalups Hängebacken zitterten vor Empörung. Er gab ein Schnaufen von sich, das sich
wie entweichender Dampf anhörte.
Aber bevor er etwas sagen konnte, schrillte die Alarmglocke. Eine dröhnende Baßstimme hallte
durch die Zentrale und meldete die Entstehung n-dimensionaler Eruptionen zwischen den sechs
Sonnen.
Julian Tifflor hatte im gleichen Augenblick den Hyperphysiker vergessen. Angespannte Erwartung
im Gesicht, ließ er sich in den Sessel neben Oberst Haile Trontor fallen, den epsalischen
Kommandanten der PERIKLES, eines Superschlachtschiffes der Solaren Flotte.
Er richtete keine Frage an Trontor. Wenn der Epsaler vor Eruptionen warnte, dann meinte er
keinen der hier üblichen Entladungsstürme. Besorgt musterte Tifflor die Anzeigen der Ortung. Hier
sah es ein wenig anders aus als auf den Bildschirmen der Panoramagalerie. Das, was dort von Zeit
zu Zeit wie eine Kette kugelförmiger Reflektoren aufgeflammt war, stand hier als unüberschaubarer
Schwarm grünlicher Ortungsreflexe relativ unbeweglich im Raum:
Achttausend Raumschiffe der Solaren Flotte …!
Des Großadministrators Befehl, überbracht von dem Kommandanten der ANDROTEST I, dem ersten
terranischen Raumschiff mit einer Reichweite von einer Million Lichtjahren, hatte eine gewaltige
Streitmacht vor das Sonnensechseck im Zentrum der Galaxis in Marsch gesetzt. Fünftausend der
achttausend Raumschiffe waren schwere und schwerste Einheiten der Solarflotte, die restlichen
dreitausend stellten quasi nur gigantische Transporthüllen dar, ausgerüstet mit allen Gütern, die
zur Errichtung eines Stützpunktes inmitten des Leerraums benötigt wurden.
»Überlegen Sie, ob die Besatzungen aufgeweckt werden sollten …?«
Julian Tifflor wandte sich nicht um. Er nickte nur. Professor Kalup hatte genau sein
Hauptproblem berührt. Die fürchterlichen Ent- und Rematerialisierungsschocks beim Durchgang durch
den Sechsecktransmitter ließen sich nur dann ohne schwerwiegende psychische Schäden ertragen,
wenn die organische Besatzung sich in einer Tiefkühlnarkose befand.
Die Flotte stand zum Transmitterdurchgang bereit. Tifflor wartete nur noch auf die
Bestätigung, daß die ersten drei ausgesandten Fragmentraumschiffe wohlbehalten im Twin-Empfänger
angekommen waren, die die Posbis unaufgefordert zur Verfügung gestellt hatten. Die Bestätigung
sollte über die dichtgestaffelte Hyperfunkrelaiskette direkt von Kahalo kommen. Denn Aufgabe der
Fragmentraumer war es nicht nur, nach Twin vorzustoßen und sich dort umzusehen, sondern darüber
hinaus festzustellen, ob die Justierung auf Kahalo noch Gültigkeit hatte.
Wenn sie über Kahalo rematerialisierten, bedeutete dies das endgültige Signal für Tifflors
Flotte, durch das Sonnensechseck zu gehen und die Welten des Twin-Systems zu besetzen.
Achttausend Schiffsbesatzungen – mit Ausnahme der zahlenmäßig geringen
Zentrale-Bereitschaften – befanden sich in der Tiefkühlnarkose und damit in einem Zustand,
der von der Medizin als nahezu gleichbedeutend mit ›klinisch tot‹ bezeichnet wurde.
»Nein!« sagte Tifflor laut, und
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