Silberband 024 - Die Para-Sprinter
Woolver befürchtete, daß sie nachgeben
könnte. Dann jedoch, als er seinen Körper auf die andere Seite schwang, kehrte das Geländer in
seine ursprüngliche Stellung zurück. Der Mutant ließ sich einfach fallen, keuchend vor
Anstrengung. Das Sauerstoffaggregat schien nicht mehr genügend Luft für seine überforderten
Lungen liefern zu können. Auf Händen und Knien kroch Woolver die Stufen hinauf. So blieb er im
Schutz der Umrandung. Der Steg schien eine endlose Spirale zu sein, die sich um das
Maschinengehäuse wand.
Woolver wußte nicht, wieviel Zeit verstrichen war, als er endlich eine Plattform erreichte, in
deren Nähe er die pilzförmigen Auswüchse und Netzwerke wiederentdeckte, die er bereits vom Boden
aus gesehen hatte.
Der USO-Major richtete sich auf. Die Plattform ragte ein Stück über die Maschine hinaus.
Woolver spähte zwischen den Geländerschlitzen hindurch in die Tiefe. Unten sah er die Maahks,
blaßgraue Gestalten, die scheinbar unkontrollierte Bewegungen ausführten.
Woolver löste die Granaten vom Gürtel. Nebeneinander legte er sie vor sich auf die Plattform.
Er besaß noch dreiundzwanzig davon. Sie sahen völlig ungefährlich aus.
Woolver stellte fest, daß er ein paar zur zweiten großen Maschine hinüberwerfen konnte, wenn
er sich weit genug über die Plattform beugte. Er kniete nieder und riß bei fünfzehn Granaten den
Zündhebel nach unten. Wenn er sich nicht selbst umbringen wollte, mußte er sich beeilen.
Er ergriff fünf der Sprengkörper und schleuderte sie auf das Netzwerk der Drähte hinauf. Die
zehn anderen ließ er einfach auf der Plattform liegen. Schnell machte er die restlichen acht
Granaten einsatzbereit.
Ohne sich um die Maahks zu kümmern, lehnte er sich über die Plattform und warf die Granaten
nacheinander auf sein zweites Ziel. Er sah, wie sie über die Außenfläche der Maschine rutschten
und schließlich alle an verschiedenen Ausbuchtungen hängenblieben.
Woolvers suchende Parasinne fanden ein Impulsecho, und er sprang aus der Maschinenhalle
hinaus, bevor das Chaos losbrach. Er hoffte, daß sich die in der Halle befindlichen Maahks in
Sicherheit bringen konnten.
Rakal Woolver landete inmitten eines hell erleuchteten Ganges – und es war ihm
vollkommen gleichgültig, ob Maahks in der Nähe waren oder nicht. Er hatte alles getan, wozu er
überhaupt in der Lage war. Es war nicht vorherzusehen, ob er Erfolg haben würde.
Er fragte sich, ob die Granaten überhaupt explodierten. Würde er die Erschütterung bis in
diesen Teil des Schiffes wahrnehmen können?
Woolver hob den Kopf und sah einen Maahk den Gang entlangkommen. Der Wasserstoffatmer hatte
ihn bereits gesehen. Woolver blieb einfach stehen und wartete. Noch kannten die Gegner seine
besondere Fähigkeit nicht. Wahrscheinlich wußten sie nicht einmal, was er alles getan hatte, seit
er seine Kabine verlassen hatte.
»Ich bin Grek-7«, sagte der Maahk, als er vor Woolver stehenblieb. »Der Kommandant hat dich
bereits überall im Schiff suchen lassen, Duplo.«
»Das wußte ich nicht«, behauptete Woolver.
»Folge mir!« befahl Grek-7.
Widerspruchslos setzte sich der Mutant in Bewegung. Da spürte er, wie der Boden unter seinen
Füßen zu vibrieren begann. Das gesamte Schiff schien zu beben.
Der Maahk torkelte zur Seite, fing sich aber sofort wieder.
»Die Impulsweiche!« schrie er. »Irgend etwas ist dort passiert.«
Ohne sich länger um den vermeintlichen Duplo zu kümmern, stürmte er davon.
Woolver lehnte sich gegen eine Wand, die so heftig unter seinem Rücken vibrierte, daß er
glaubte, sie würde auseinanderbrechen. Nur langsam ließen die Erschütterungen nach.
Woolver wußte, daß er den gefährlichen Apparat funktionsunfähig gemacht hatte. Er wußte jedoch
nicht, ob es ihm rechtzeitig gelungen war.
Ein greller Blitz ließ die mit der Maschinenhalle verbundenen Bildschirme
aufglühen, und Grek-1 wußte in der gleichen Sekunde, daß die Impulsweiche oder zumindest ein Teil
davon explodiert war. Wie ein großes, lauerndes Tier hockte er in seinem Sitz. Die blaßgraue
Uniform, genau seiner Hautfarbe entsprechend, schmiegte sich eng an seinen massigen Körper.
Die Erschütterungen, die von der Explosion verursacht wurden, erreichten die Zentrale und
schüttelten Grek-1 auf seinem Sitz hin und her. Rings um ihn brach Chaos aus, die Maahks sprangen
auf und rannten durcheinander.
Nur der Kommandant blieb wie betäubt sitzen.
Dutzende von Alarmanlagen
Weitere Kostenlose Bücher