Silberband 024 - Die Para-Sprinter
hätte der Chef des Wachkommandos den Akonen seine Verachtung nicht zeigen können! Drei
Fragmentraumer flogen unbehelligt die Front der akonischen Armada ab.
Hat-Mooh schäumte vor Wut.
»Nir-Lah …!«
Nir-Lah wandte den Kopf. Er sah Hat-Mooh am Kartentisch stehen. Nichts mehr war von der
hochmütigen Haltung des hohen Geheimdienstoffiziers zu sehen. Die Wut schüttelte ihn
förmlich.
»Kommen Sie her, Nir-Lah!« befahl Hat-Mooh.
Mit zusammengepreßten Lippen erhob sich Nir-Lah und ging gemessenen Schrittes zum
Kartentisch.
»Hat-Mooh …?«
Der Offizier zerrte an der Schulterspange seines violetten Umhanges. Dann zog er eine
metallisch glänzende Plakette hervor.
»Nehmen Sie dies, Nir-Lah!«
Nir-Lah griff zu und spürte gleichzeitig, wie die Spannung in seinem Inneren zunahm. Das, was
Hat-Mooh ihm gegeben hatte, war eine sogenannte Kommandokarte. Sie verlieh dem Besitzer den Rang
eines Geschwader-Kommandanten, gewöhnlich aber nur für einen zeitlich genau begrenzten
Einsatz.
»Nir-Lah!« sagte Hat-Mooh abermals. Er wirkte wieder bedeutend ruhiger. Um die Lippen zuckte
sogar ein verächtliches Lächeln, erstes Anzeichen wiederkehrenden Hochmuts. »Sie erhalten ab
sofort das Kommando über den Schlachtkreuzer UMANHAT, der für Sonderaufgaben bestimmt ist und
daher über eine akonische Besatzung verfügt. Steigen Sie über und weisen Sie sich mit der
Kommandokarte aus. Der Kommandant wird von mir eine entsprechende Nachricht erhalten.«
Hat-Mooh schwieg und blickte forschend in Nir-Lahs Gesicht.
»Was werden Sie danach tun, Nir-Lah?«
Nir-Lah spreizte die Hände.
»Ich warte auf Ihren Befehl, Hat-Mooh.«
Hat-Mooh reckte sich. In seinen Augen glomm ein gefährliches Funkeln.
»Sie haben meinen Plan also nicht durchschaut, Nir-Lah! Das ist gut. Das beweist mir, daß auch
die Terraner nicht wissen werden, was sie von einem einzelnen Schiff halten sollen.«
Er spreizt sich wie ein Pfau, dachte Edwards, alias Nir-Lah amüsiert. Er hatte
Hat-Moohs Plan schon nach den ersten Worten durchschaut, hütete sich aber, den Offizier etwas
merken zu lassen.
Zustimmend legte Nir-Lah die Hand auf die Brust.
Hat-Mooh lächelte kalt.
»Sie werden mit der UMANHAT den Sechsecktransmitter ansteuern. Dabei soll der Eindruck erweckt
werden, als wollten Sie direkt hineinfliegen. Die Terraner müssen fest daran glauben, Nir-Lah.
Dieses Testunternehmen ist ohne Risiko für uns und wird uns dennoch zeigen, wie die Terraner sich
zu unserer Forderung stellen.«
»Der Plan ist genial«, sagte Nir-Lah. Er bemühte sich, Bewunderung zu heucheln. »Falls die
Terraner die UMANHAT vernichten, können Sie das als Angriff auf die gesamte Flotte werten und
Ihrerseits angreifen.«
»Ein einzelnes Schiff werden die Terraner kaum vernichten«, erwiderte Hat-Mooh. »Aber sie
werden versuchen, ihm den Weg zu verlegen. Ich befehle Ihnen, bereits das als Angriff
aufzufassen. In einem solchen Falle werden Sie auf der galaktischen Universalwelle einen
unverschlüsselten Hilferuf senden. In dem Hilferuf muß unbedingt von einem bewaffneten
terranischen Angriff auf ein einzelnes, friedliches Raumschiff Akons die Rede sein. Verstehen
Sie, was ich meine?«
»Ich habe Sie verstanden, Hat-Mooh«, sagte Nir-Lah. Er lächelte dabei zuversichtlich. In
seinem Inneren jedoch sah es ganz anders aus. Am liebsten hätte er den akonischen Offizier
niedergeschlagen für den teuflischen Plan, den er offenbarte. Er beschloß, wenigstens eine kurze
Warnung an die Solare Abwehr auszustrahlen. Die UMANHAT durfte nicht behindert werden.
»Dann gehen Sie, Nir-Lah!« befahl Hat-Mooh.
Nir-Lah salutierte wortlos und verließ die Zentrale.
Er wurde bereits erwartet. In der Kommandozentrale der UMANHAT waren sämtliche
leitenden Offiziere des Schlachtkreuzers versammelt. Sie salutierten, als Nir-Lah von einem
anderen Schiffsoffizier hereingeführt wurde.
Nir-Lah erwiderte den Gruß und musterte aufmerksam die Gesichter der Akonen. Es waren allesamt
die überzüchteten, schmalen Gesichter eines alten Volkes. Doch aus ihnen sprach unzweifelhaft
eine hohe Intelligenz. Typisch für Elitesoldaten waren die scharfgezeichneten, harten Linien um
Mund und Augen und der entschlossene Glanz der Augen.
Nir-Lah lächelte, aber er fühlte, wie die trübsinnigsten Gedanken sich in ihm breitmachten. Er
bedauerte es, diese stolzen und harten Männer in den sicheren Tod führen zu müssen.
Ein Akone mit den Rangabzeichen des Schiffsführers
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