Silberband 025 - Brennpunkt Andro-Beta
sah aus, als
fänden in dem kleinen Schiff verheerende Detonationen statt, die eine Folgeerscheinung früherer
Treffer sein konnten.
Damit war eine wichtige Forderung der Logikberechnung erfüllt worden! Der Kommandant des
kleinen Raumschiffes hätte bei einer Verfolgungsjagd längst wieder in den Linearraum gehen
müssen, um sich dem Feuerorkan der schweren Geschütze zu entziehen.
Die Detonationen erweckten den Anschein, als wäre das Boot nicht mehr
überlichtflugtauglich.
Auf Grund dieser wichtigen Voraussetzungen mußte ein intelligenter Beobachter zu dem Schluß
kommen, daß der verfolgte Raumflugkörper nicht mehr voll manövrierfähig und somit den Salven des
Schiffsgiganten fast schutzlos ausgesetzt war.
Die Abwehrschirme der KI-10 funktionierten ebenfalls nicht mehr. Man hatte sie nicht aufbauen
können, um eine vielleicht notwendig werdende Fernsteuerung nicht unmöglich zu machen. Auch
dieser Versager konnte auf die vorgetäuschte Trefferwirkung zurückgeführt werden.
Atlan wartete eine Minute. Diese Zeit mußte ausreichen, um den fremden Verbandschef
feststellen zu lassen, was er feststellen sollte.
Der Feuerleitoffizier der IMPERATOR hatte eine Sammelschaltung vorbereitet. Es sollten nur die
Impulsgeschütze eingesetzt werden. Die stärksten Waffen, die Transformkanonen, durften noch nicht
vorgeführt werden. Der Erste Feuerleitoffizier war ein grauhaariger Mann, der noch aus der hart
gedrillten Garde des plophosischen Obmanns Iratio Hondro hervorgegangen war. Sein Name war Unis
Heyt, Major der USO-Raumstreitkräfte.
»Frage Feuererlaubnis«, klang seine Stimme aus den Lautsprechern der Bordverständigung.
Atlan sah auf die Uhr. Die Minute war vorüber. Die Blaurüssel, denn um solche konnte es sich
nur handeln, standen immer noch auf ihrer alten Position.
»Ziemlich schwerfällig die Herrschaften, wie?« warf Heske Alurin spöttisch lächelnd ein. »Ich
wäre längst angekommen.«
»Sie sind ja auch ein USO-Kommandant. Feuerleitzentrale – keine Feuererlaubnis. Warten
Sie noch eine weitere Minute.«
Die Zeit verstrich. Die Sekunden schienen sich ins Endlose auszudehnen. Als die Minute
abgelaufen war, stellte die Fernortung Manöverbewegungen unter den vielen Einheiten des Gegners
fest.
»Jetzt werden sie munter«, bemerkte Alurin. »Es wird Zeit, Sir.«
»Major Heyt – Feuererlaubnis«, gab Atlan durch.
Die Impulsgeschütze brüllten auf und sandten dem fliehenden Kleinraumer ungeheure
Energieströme nach. Kurz zuvor war die Beschleunigungsperiode der Korvette beendet worden. Sie
verlor erheblich an Fahrt, da ein ›offensichtlicher Versager‹ in der Strahlumlenkung zu einem
unerwünschten Bremsmanöver geführt hatte.
Auch das war nötig gewesen, um den nur lichtschnellen Energiebahnen der Impulsgeschütze eine
Möglichkeit zu bieten, das Schiff einzuholen.
Augenblicke später wurde die Korvette von einem Streifschuß getroffen.
Unis Heyt, ein ehrgeiziger Mann, biß die Zähne zusammen und bemühte sich, die grinsenden
Gesichter seiner Untergebenen zu übersehen. Heyt hatte den Befehl erhalten, wenigstens dreimal
das Ziel zu verfehlen, um die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Zielpositronik zu verschleiern.
Das ging gegen seine Ehre.
Er drückte erneut auf die Knöpfe. Wieder wurde das Riesenschiff von den Abschüssen der vollen
Breitseite erschüttert.
Ein zweiter Streifschuß bewies Heyts Männern, daß der Grauhaarige so genau schoß wie niemals
zuvor. Er legte all seinen Ehrgeiz hinein, die Korvette dreimal anzutippen.
Die dritte Salve lag deckend. Wieder kam es zu einem Streifschuß, der die KI-10 in ein
weißglühendes Wrack verwandelte. Das heftige Abwehrfeuer aus den Geschützen des Bootes wurde von
der IMPERATOR ignoriert. Die einschlagenden Waffenstrahlen wurden von den Schutzschirmen fast
mühelos absorbiert oder reflektiert.
Atlans Stimme wurde hörbar.
»Sehr gut, Heyt. Zeigen Sie jetzt, wie man im Relativitätsbereich schießt. Es würde auffallen,
wenn wir nochmals das Ziel verfehlen würden. Nach drei Salven muß sich auch ein mittelmäßiger
Schütze eingeschossen haben. Los, lassen Sie die Korvette verschwinden.«
Heyt drückte diesmal besonders heftig auf seine Waffenknöpfe. Die IMPERATOR schüttelte
sich.
Unis Heyt stemmte die Ellenbogen auf die Installationsplatte seiner Tastatur und sah auf die
Bildschirme der Zielerfassung.
Die Strahlschüsse waren im materiearmen Weltraum nur schwach zusehen. Als sie aber in
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