Silberband 026 - Kontrollstation Modul
watschelte zu dem reglos daliegenden Quallenandroiden hinüber, ergriff einen der
Tentakel – und verschwand mit dem Ungeheuer. Knallend stürzte die Luft in das entstehende
Vakuum.
24.
Das Quallenungeheuer stürzte genau vor Major Notamis Füße. Es gab ein klatschendes
Geräusch. Notami vollführte einen grotesken Luftsprung. Anschließend begann er mit Gucky zu
schimpfen.
Perry Rhodan gebot ihm mit einer Handbewegung Schweigen. Zwei Roboter eilten herbei und trugen
den Androiden zur Seite. Er wehrte sich nicht.
Kurz danach schossen zwei nebelhafte Gebilde unter leisem Zischen aus dem Aggregatblock des
Hypertasters. In Sekundenschnelle verwandelten sie sich in die vertrauten Gestalten der
Parasprinter.
Tronar trat auf Rhodan zu und berichtete über den Verlauf des Einsatzes. Atlan, Tolot und John
Marshall waren ebenfalls in der Ortungszentrale erschienen und hörten aufmerksam zu. Gucky stand
daneben und ließ sich von den Männern der Ortungszentrale bewundern. Er zeigte seinen einzigen
Nagezahn und gab seinerseits einen Bericht, wobei sein eigener Einsatz alles andere als zu kurz
kam.
»Es ist tot!« rief jemand von dorther, wo der Androide lag.
Perry Rhodan wandte sich um und erkannte in dem Rufer den Arzt, der auf seine Anweisung zur
O-Zentrale gekommen war.
»Woran ist es gestorben, Doc?« fragte er ruhig.
Der Extra-Mediziner zuckte die Schultern.
»Veranlassen Sie eine Obduktion!« befahl Rhodan. »Ich erwarte einen genauen Bericht. Vor allem
interessiert mich, woraus das Gehirn des Monstrums besteht. Ich habe einen ganz bestimmten
Verdacht.«
»Welchen Verdacht, Perry?« fragte Atlan.
Rhodan lächelte nur, erwiderte aber nichts. Doch er mußte den Abschirmblock um seinen
Gedankeninhalt kurzzeitig geöffnet haben, denn der Mausbiber blickte plötzlich ganz erschrocken
zu ihm auf.
»Aber das wäre ja grauenhaft!« flüsterte er.
Perry Rhodan nickte.
»Man könnte es als weiteren ungeheueren Verstoß gegen das Leben bezeichnen, Gucky. Doch noch
ist es nur ein Verdacht, der vielleicht nicht bestätigt wird.«
»Wir wollen es hoffen!« Gucky seufzte und entmaterialisierte.
Rhodan trat zu der Wand, an der die zahlreichen Bildschirme der Ortung untergebracht
waren.
Deutlich war zu erkennen, daß die nun verlassene Energiesphäre ziellos dahinjagte. Offenbar
konnte ohne Zutun des Piloten kein Linearmanöver begonnen werden. Wenn das zutraf, würde die
Sphäre jahrelang durch den Leerraum rasen und danach vielleicht durch den Betanebel
hindurcheilen, ohne mit einem Himmelskörper zu kollidieren. Etwa hundertfünfzigtausend Jahre
später würde das Fahrzeug am Rande Andromedas eintreffen; doch dazu reichte sein Energievorrat
nicht aus. Irgendwo zwischen Andro-Beta und Andromeda mußte es sich auflösen, sich selbst
verzehren.
Perry Rhodan befahl den Kommandanten des Verbandes, zurückzukehren und die Tätigkeit der
Energiesphären aus der Nähe zu beobachten.
Nur mit Mühe vermochte Perry Rhodan die aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken. Vor
ihm lag der Körper des toten Quallenungeheuers.
Im Gegensatz zu den Siren-Androiden besaß dieses Exemplar offensichtlich keine
Sicherheitsschaltung, die seinen Körper auflöste, sobald es seinen Dienst nicht mehr
programmgemäß versah. Es lag auf der Hand, daß die unbekannte Produktionszentrale ihre Androiden
nach unterschiedlichen Merkmalen konstruierte, die aufgabenspezifisch waren. Androiden, die wie
hier ein Selbstmordkommando auszuführen hatten, benötigen keine spezielle Sicherheitsschaltung,
da niemand damit rechnete, daß sie Fremden in die Hand fallen könnten.
Ein Biologenteam arbeitete rasch und routiniert. Gewebeproben wurden unter Übermikroskopen
untersucht, chemische Analysen angestellt. Andere Biologen sprachen die Röntgenbefunde und
Organfunktionsanalysen auf Speicherbänder. Nichts von dem Komplex der Ergebnisse ging
verloren.
Rhodan beugte sich über einen Behälter, in dem ein schwarzbraun schimmernder Klumpen von
Faustgröße in einer Nährlösung schwamm. Eine Biologin beobachtete den Klumpen, während ihre
Finger flink über die Schaltungen des Zufuhraggregats glitten.
Als er den Klumpen näher in Augenschein nahm, krampfte Rhodans Herz sich zusammen. Es schien
ihm, als flösse plötzlich Eiswasser statt Blut durch seine Adern.
In diesem Augenblick entdeckte ihn die Biologin. Sie warf ihm einen giftigen Blick zu.
»Verschwinden Sie, wenn Sie nichts vertragen können!«
Ihre Stimme
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