Silberband 026 - Kontrollstation Modul
Minuten war Bradon fertig. »Mit oder ohne Waffe?« erkundigte er sich.
»Ohne«, entschied Redhorse und verließ die Kommandokanzel. Als er in der Schleuse auftauchte,
erschienen sofort einige Eingeborene, um festzustellen, ob sie ihm nicht irgendwie helfen
konnten. Redhorse rief einen von ihnen zu sich. Er hielt ihm Bradons gelungene Zeichnung vor die
Augen. Dann deutete er abwechselnd auf das Bild und auf sich und sagte dreimal seinen Namen.
Der Gleamor nahm das Papier, faltete es sorgfältig zusammen und zog sich damit zum Lager
seines Stammes zurück. Damit hatte Redhorse nicht gerechnet. Er beschloß, einige Zeit auf eine
Reaktion der Gleamors zu warten. Vielleicht beriet sich der Mann, dem Redhorse die Zeichnung
gegeben hatte, mit seinem Anführer.
Vier Stunden nach Sonnenaufgang hatten Gilliam und Doutreval die Halterung
repariert und begannen, sie wieder einzubauen. Sofort waren sie von Gleamors umringt, die ihnen
die Arbeit abnehmen wollten. Redhorse beobachtete die Eingeborenen von der Schleusenkammer aus.
Sein Unbehagen hatte nicht nachgelassen, doch es gab nicht den geringsten Hinweis, der bösartige
Absichten der Eingeborenen vermuten ließ. Dieses Volk schien tatsächlich daran Gefallen zu
finden, den unbekannten Raumfahrern voller Selbstlosigkeit zu helfen.
Redhorse hatte Surfat und Chard Bradon als Wachen aufgestellt. Er glaubte nicht, daß die
Gleamors eine Gewähr dafür waren, daß kein weiterer Angriff erfolgte.
Als Redhorse schon nicht mehr damit rechnete, kam ein hochgewachsener Eingeborener mit Bradons
Zeichnung zur Schleuse.
»Nun?« erkundigte sich Redhorse gespannt. »Was gibt es zu berichten?«
Die schlanken Finger des Mannes zeigten auf den gezeichneten Raumfahrer. Der Gleamor nickte
Redhorse zu und sagte: »Treleite.«
Redhorse richtete sich auf. Dieser Gleamor schien intelligenter als seine Stammesangehörigen
zu sein. Vielleicht bot sich hier eine Gelegenheit zur Verständigung.
Redhorse deutete ebenfalls auf das Bild und nannte seinen Vornamen.
»Treleite«, wiederholte der Gleamor. Demonstrativ hob er das Papier für alle Umstehenden
sichtbar über seinen Kopf und zerriß es in vier Teile.
Sofort griff Redhorse nach seiner Waffe. Doutreval und Gilliam unterbrachen ihre Arbeit. Der
Gleamor warf die Papierfetzen achtlos zu Boden und lächelte Redhorse freundlich zu. Dann ging er
würdevoll davon.
Doutreval strich die Haare aus seinem ölverschmierten Gesicht und blickte überlegend hinter
dem Gleamor her.
»Verstehen Sie das, Sir?« fragte er.
Langsam schüttelte Redhorse den Kopf. Die völlig unerwartete Handlung des Fremden hatte ihn
schockiert. Sie paßte in keiner Weise zu dem bisherigen Verhalten der Gleamors. Warum hatte der
Eingeborene gelacht, nachdem er die Zeichnung vernichtet hatte? Hielt er diese Tat etwa für einen
weiteren Freundschaftsbeweis?
»Das ist ein seltsamer Verein«, sagte Gilliam gedehnt. »Wir sollten gut auf sie
aufpassen.«
Der Sergeant schien ebenfalls gewisse Befürchtungen zu haben, stellte Redhorse fest. Er hatte
das Gefühl, kurz vor der Lösung des Rätsels zu stehen, aber irgend etwas schien ihn davon
abzuhalten, das Problem durch richtiges Vorgehen zu klären. Die Gleamors besaßen eine eigenartige
Mentalität. In den wenigen Stunden, während denen Redhorse sich mit diesen Wesen befaßt hatte,
konnte er nicht genug über dieses Volk erfahren haben, um es zu verstehen. Er wußte noch nicht
einmal, woher die Gleamors kamen. Er kannte weder ihre Lebensverhältnisse noch ihre
Intelligenzstufe. Die hundert Fremden waren einfach aus dem Wald gekommen, um sich in der Nähe
der Space-Jet niederzulassen. Hatten sie vorher in einem Dorf gelebt, oder durchstreiften sie
ihren Planeten als Nomaden? Hatten sie ihre Waffen irgendwo zurückgelassen, oder waren sie so
glücklich, nie welche gekannt zu haben?
Redhorse hätte diesen Fragen ein gutes Dutzend weiterer hinzufügen können, auf die es
ebenfalls keine Antworten gab. Die Gleamors waren freundlich und schienen im allgemeinen damit
zufrieden zu sein, wenn sie ein sorgloses Leben führen konnten.
»Sobald Sie die Halterung eingebaut haben, halten wir in der Kanzel eine Besprechung ab«,
sagte Redhorse zu Doutreval und Gilliam. »Wir müssen mehr über diese Gleamors herausfinden. Ich
habe das sichere Gefühl, daß wir auf der Spur einer großen Sache sind.«
»Glauben Sie, daß wir den Sender noch finden?« fragte Doutreval.
»Ich wünschte, ich könnte
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