Silberband 026 - Kontrollstation Modul
der mehr einem traurigen Heulen glich.
Redhorse beobachtete sie stumm, wie sie ihre mageren Arme erhoben, als wollten sie die Hilfe
unbekannter Götter erflehen.
»Immer, wenn sie singen, passiert etwas«, sagte Doutreval.
Redhorse ließ seine Blicke über die Landschaft gleiten. Gleam, dachte er, war eine einzige
Herausforderung. So eigenartig, wie der Planet vom Weltall aus ausgesehen hatte, so seltsam waren
auch die Vorgänge auf seiner Oberfläche.
Es gab immer wieder Planeten, die eine solche Herausforderung an einen Raumfahrer waren. Ein
Mann konnte sich zurückziehen, ohne die Herausforderung anzunehmen. Doch das lag nicht in
Redhorses Absicht.
»Hat irgend jemand einen Vorschlag?« klang Bradons Stimme auf.
Er erhielt keine Antwort. Alle vier Männer blickten abwartend auf Captain Redhorse. Von ihm
hing es ab, ob sie jetzt in die Sicherheit des Leerraumes zurückfliegen oder eine weitere Nacht
auf Gleam verbringen würden.
Redhorse ließ sie nicht lange warten.
»Wir bleiben«, sagte er ruhig. Seine feste Stimme übertönte den Gesang der Gleamors.
Captain Don Redhorse hatte nun die Herausforderung angenommen.
5.
Euphorie ( gr .) – Heitere Stimmung und Wohlbefinden, trotz
gefährlicher Lage.
Das war es, dachte Captain Don Redhorse.
»Euphorie«, sagte er vor sich hin. Dann schlug er das Handbuch zu. Es war nicht nötig, die
weiteren Bemerkungen unter dem Stichwort zu lesen. Drei Tage waren seit der Landung vergangen.
Don Redhorse stand einen Augenblick bewegungslos inmitten der Kommandokanzel. Von draußen klangen
keine Geräusche herein. Redhorse grinste. Wahrscheinlich ließen sich seine vier Begleiter wieder
von den Eingeborenen herumtragen. Es gab nichts, was die hundert Gleamors nicht für die fünf
Terraner zu tun bereit waren.
Das anfängliche Mißtrauen der Raumfahrer hatte sich gelegt. Brazos Surfat, Whip Gilliam,
Olivier Doutreval und Chard Bradon schienen sich jetzt ausgesprochen wohl zu fühlen. Sie hatten
ihr Vergnügen daran, sich von den Gleamors überall herumschleppen zu lassen.
Nur Redhorse kämpfte vergeblich gegen das Mißtrauen an, das er fühlte.
Ein Geräusch an der Schleuse ließ Redhorse hochfahren. Er griff nach dem Kombistrahler und
verließ die Kanzel.
Vor der Schleuse stand Chard Bradon. Die beiden Eingeborenen, die ihn getragen hatten,
warteten hinter ihm. Redhorse versuchte, seinen Ärger zu unterdrücken.
Bradon, der junge Offiziersanwärter, schien von der Mißbilligung seines Vorgesetzten nichts zu
spüren.
»Ich weiß jetzt, warum die Gleamors so eigenartige Reifröcke tragen, Sir«, sagte er.
Redhorse blickte an Bradon vorbei. In der Nähe des Waldrandes konnte er einige Gleamors
beobachten, die damit beschäftigt waren, Korporal Surfat die Schuhe zu polieren. Gilliam und
Doutreval hielten sich im Lager der Gleamors auf. Da sie von Eingeborenen umringt waren, konnte
Redhorse nicht viel von dem erkennen, was sich dort abspielte. Wahrscheinlich wurden die beiden
Männer mit schmackhaften Pilzen gefüttert.
»Sir«, sagte Bradon beleidigt, »ich dachte, Sie seien an meiner Entdeckung interessiert.«
»Schießen Sie los, Chard«, forderte Redhorse den jungen Mann auf.
»Mit diesen Reifröcken können die Gleamors sich weit in die Sümpfe hinauswagen«, berichtete
Bradon. »Sobald sie bis an die Hüfte einsinken, falten sich die Röcke auf und verhindern, daß
ihre Träger im Morast untergehen. Die Gleamors ernten auf diese Art ihre gesamte Nahrung.«
»Was werden Sie jetzt tun, Chard?« wollte Redhorse wissen.
Bradon wurde unsicher. Er bemerkte, daß Redhorses Freundlichkeit, die er seinen Begleitern
bisher entgegengebracht hatte, erloschen war.
»Ich weiß nicht, Captain«, sagte Bradon gedehnt. »Eigentlich hatte ich vor, mich von den
beiden Burschen, die mich begleiten, ins Lager der Gleamors bringen zu lassen. Dort gibt es immer
eine schmackhafte Mahlzeit.«
»Das mag schon sein«, sagte Redhorse. »Zunächst sollten Sie mir jedoch in die Kommandokanzel
folgen, ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
Chard Bradon stützte beide Arme auf den unteren Schleusenrand.
»Sir, ich halte Ihr Mißtrauen gegenüber den Gleamors für übertrieben. Sie sind ehrlich um uns
bemüht. Sie lesen uns jeden Wunsch förmlich von den Augen ab. In drei Tagen kam es nicht zu einem
einzigen Zwischenfall.«
»Und die Roboter?« erinnerte Redhorse.
»Dafür sind die Eingeborenen bestimmt nicht verantwortlich zu machen.«
»Folgen Sie mir in
Weitere Kostenlose Bücher