Silberband 028 - Lemuria
Regierungsmitglied ordnungsgemäß an. Tamrat Orghon trat unmittelbar hinter dem Major ein und
schaute sich um.
Im gleichen Moment geschahen zwei Dinge. Der hochgewachsene, breitschultrige Lemurer fuhr
zusammen. Sein Gesicht zeigte eine Zehntelsekunde lang einen überraschten Ausdruck. Ehe wir die
Sachlage richtig erfassen konnten, schlug er mit seiner Rechten auf einen deutlich erkennbaren
Knopf, der an der Kreuzungsstelle der breiten Gurte angebracht war.
Redhorse sprang zur Seite. Dann vernahm ich Guckys schrilles Geschrei. Der Kleine
materialisierte plötzlich aus einer flimmernden Energiewolke, fuhr auf dem Absatz herum und griff
zu seiner kleinen Spezialwaffe.
Orghon stand seelenruhig vor dem Schott und betrachtete den Mausbiber ohne Überraschung. Seine
Mimik drückte bestenfalls wissenschaftliche Neugierde aus. Niemand übersah jedoch den blaßgelben
Energieschirm, der sich nach der Blitzschaltung über seinen Körper gelegt hatte und ihn
vollständig einhüllte.
»Er ist kein Lemurer«, schrie der Mausbiber aufgeregt. »Ich habe doch gleich gespürt, daß mit
ihm etwas nicht in Ordnung ist. Ich konnte ihn aber erst klar lesen, als er schon vor der
Zentrale war. Das Gerät muß ihn teilweise abschirmen.«
Don Redhorse handelte schnell. Die Panzertüren schwangen wieder zu. Gleichzeitig blickte
Orghon in die Mündungen von wenigstens dreißig Energiewaffen, meine eingeschlossen.
Die in der Zentrale stationierten Kampfroboter gingen mit ihren schweren Desintegratoren in
Feuerstellung. Ich trat langsam vor. Perry folgte mir. Die anderen Mutanten erschienen nun
ebenfalls. Das Versteckspiel war zwecklos geworden.
An Stelle einer Begrüßung sagte ich kalt:
»Sie haben schnell reagiert. Wer warnte Sie vor dem Telepathen? Ihr Gerät?«
Orghon lächelte. Er schien sich vollkommen sicher zu fühlen, und das gefiel mir nicht. Sollte
sein Energieschirm so stark sein, daß er es wagen konnte, über unsere Waffen zu spotten? Und wie
reagierte er auf die Fähigkeiten der Mutanten?
Perry meldete sich.
»Ich begrüße es, daß Sie das Theater, das Sie voraussichtlich spielen wollten, so rasch
beendet haben.«
Orghon war ganz der überlegene, ironisch blickende Mann; fraglos war er ein erstklassiger
Agent und Wissenschaftler, oder er hätte hier nicht existieren können.
»Ich pflichte Ihnen bei«, meinte er mit angenehm klingender Stimme, die durch den
Energieschirm lediglich etwas verzerrt wurde.
»Ich bin durch die Anwesenheit Ihrer Parapsi-Kämpfer, von denen ich nichts wissen konnte, zur
vorschnellen Demaskierung gezwungen worden. Natürlich konnte ich mich nicht der Wirkung Ihrer
Waffen aussetzen.«
Von irgendwoher kam ein Schuß. Ich spürte den glühenden Odem des Thermostrahlers so stark, daß
er meine Uniform versengte.
Orghon wurde von Flammen umwabert, aber er lächelte immer noch. Als das Grollen verhallt war
und die Hitzewelle nachließ, meinte der Zeitagent:
»Es war mir klar, daß Sie einen Versuch nicht unterlassen konnten. Ferner stelle ich an der
Beschriftung Ihrer Instrumente, an Ihren Namensschildern und auch an diesem Nichtmenschlichen
fest, daß ich Terraner vor mir habe. Sie sehen mich zutiefst überrascht.«
Jetzt war es also passiert: Ein Mann, der über terranische Gepflogenheiten unterrichtet war,
mußte natürlich nach wenigen Minuten an zahlreichen Dingen bemerken, wen er vor sich hatte.
Orghon gab sogar eine weitere Auskunft:
»Die Geschehnisse im Betanebel hätten meine Zentrale schon eher auf Sie aufmerksam machen
müssen. Die ersten Hinweise lieferten Sie uns, als Sie in den Twin-Transmitter eindrangen und von
dort in das Horror-System abgestrahlt wurden. Doch die entscheidenden Hinweise gaben uns die
Duplos jener fünf Agenten, die Sie zu den Maahks schickten. Dennoch hielten wir es für unmöglich,
daß Sie auch für die Ereignisse in Andro-Beta verantwortlich waren. Wir glaubten, die Maahks
seien die Unruhestifter. Und daß man die CREST für ein halutisches Kommandoschiff hielt, war
ebenfalls ein Fehler. Sie sehen, ich bin ziemlich genau über die Terraner informiert, da ich mich
damals, als dies alles geschah, sehr oft in Andromeda in der Realzeit aufhielt.
Wer von Ihnen ist der terranische Großadministrator? Perry Rhodan ist der Name, nicht
wahr?«
Ich war erstaunt. Orghon war noch viel besser informiert, als ich angenommen hatte.
»Ich bin Perry Rhodan«, sagte der große Terraner, und sein Gesicht entspannte sich. »Wenn wir
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