Silberband 029 - Der Zeitagent
teleportieren.«
»Könnten Sie mich dabei nicht in Ihre Außentasche stecken, Sir? Oder stellt meine Masse eine
zu hohe Zusatzbelastung für Mr. Kakuta dar?«
Ich schaute mich um. Tako, der dritte Teleporter an Bord, lachte schallend.
»Wohl kaum, Lemy«, beendete ich das Gespräch. »Gucky und Ras Tschubai befördern Tolot und
Kasom. Sie werden zugeben, daß beide Personen wesentlich mehr Masse besitzen als Sie und ich
zusammen. In Ordnung, kommen Sie mit.«
Ich faßte ihn um die Hüfte, schob eine atomare Raketenhandgranate an meinem breiten
Schultergurt zur Seite und steckte den Siganesen in die linke Brusttasche.
»Atmen Sie ihn nur nicht ein, Sir«, warnte Kasom, der neben dem dunkelhäutigen Teleporter Ras
Tschubai stand. Tolot hatte den Mausbiber Gucky auf einen seiner vier Arme gesetzt. Der Kleine
kicherte und flüsterte dem halutischen Giganten eine Bemerkung zu, die Tolot zu einem dröhnenden
Auflachen veranlaßte.
»Ruhe an Bord«, grollte Cart Rudos Stimme. »Das gilt auch für Sonderoffizier Guck.«
»Speckmade«, schrie Gucky und zeigte seinen Nagezahn. »Mr. Guck, wenn's beliebt. Ah – was
hast du eben gedacht?«
Gucky strampelte und wollte von Tolots Arm. Der ehemalige Trampbewohner hatte verbotenerweise
in Rudos Bewußtseinsinhalt geschnüffelt und dort anscheinend einen für ihn unerfreulichen
Gedanken aufgeschnappt.
Tolot beruhigte den Kleinen.
»Er hat mich in Gedanken beleidigt«, beschwerte er sich.
»Du wirst es überleben. Ruhe.«
Es wurde still. Lemy kitzelte mich am Kinn und zwinkerte mir vertraulich zu.
»Was hat der Oberst wohl gedacht, Sir?«
Ich hob die Schultern und stellte dann fest, daß von der vorgesehenen Überlichtflugzeit schon
dreizehn Minuten vergangen waren. In zwei Minuten mußten wir – hoffentlich! – über
Pigell herauskommen und wieder sichtbar werden.
Wir waren davon überzeugt, daß die Tefroder früher oder später mit unserer Ankunft rechneten.
Sie hatten sich fraglos darauf vorbereitet.
Frasburs rätselhaftes Verschwinden mußte den Meistern der Insel zu denken gegeben haben. Da
sie von unseren übersinnlich begabten Hilfskräften wußten, war eine richtige Schlußfolgerung
wahrscheinlich.
Uns konnte nur Schnelligkeit und exaktes Handeln helfen, sonst nichts.
Als die CREST III die Librationszone zwischen der vierten und fünften Dimension
verließ und in das Normaluniversum eintauchte, dachte ich nur noch an die knapp zwei Sekunden,
die uns zur Verfügung standen.
Die Überlegungsvorgänge liefen mit ungeheurer Schnelligkeit in meinem Gehirn ab.
Pigell schwebte unter uns. Der unendlich komplizierte und gefährliche Anflug war gelungen.
Allerdings hatte nicht alles geklappt! Wir waren zu langsam, etwas zu tief und außerdem weiter
östlich angekommen, als wir es geplant hatten. Die Wechselwirkung zwischen Kalupfeld und den zu
absorbierenden Energieeinflüssen hatten zu winzigen Stabilitätsschwankungen geführt, wie sie bei
Linearmanövern nun einmal unvermeidbar waren.
Bei normalen Flügen im freien Raum spielten Toleranzen von einigen Kilometern keine Rolle.
Über Pigell kam es auf jede Zehntelsekunde und auf jeden Meter Höhe an.
Unter dem HÜ-Schirm leuchteten die dünnen Gase der oberen Atmosphäre auf. Wir standen nur
knapp hundert Kilometer über der Oberfläche. Die Eintauchfahrt betrug an Stelle der vorgesehenen
zweihundertfünfzig Kilometer pro Sekunde nur hundertachtzig km/sec.
Die Kraftwerke des Ultraschlachtschiffes liefen mit höchster Leistung. Die nordpolaren Berge
lagen noch hinter dem Horizont.
All dies bemerkte ich in einem gedankenschnellen Augenblick. Techniker und Kosmonauten hatten
eine Meisterleistung vollbracht – und doch waren wir nicht exakt genug angekommen.
Cart Rudo brauchte etwa eine Zehntelsekunde, um die Programmierung kurzfristig zu
unterbrechen. Der Epsaler arbeitete mit ungeheurer Reaktionsschnelligkeit.
Mit der manuellen Sonderschaltung hob er einen Teil der Programmierung auf. Die Triebwerke
begannen zu tosen. Die CREST III ruckte mit einem Wert von zweihundert Kilometern pro Sekunde
an.
Das düstere Glühen auf den Bildschirmen wurde jählings zu einem grellweißen Feuerstrom, der
die optatronische Vergleichswertmessung der Zielgeräte empfindlich stören mußte.
Die Luftturbulenzen, die unbedingt vermieden werden sollten, waren in vollem Gange. Hinter uns
donnerten die nachglühenden atmosphärischen Gase in das von uns verursachte Vakuum hinein und
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