Silberband 029 - Der Zeitagent
Beschleunigung losgeflogen. Deshalb war das
große Schiff von den Randgebieten der Energieflut nur gestreift worden. Es mußte einen
leistungsstarken Abwehrschirm besitzen, wenn es diesem massiven Angriff widerstanden hatte.
Rovza schaltete die Bildschirme aus. Er fühlte sich um Jahre gealtert. Als er sich erhob,
betrat Bellogh, einer der vier überlebenden Duplos, den Raum. Mit einem Blick erfaßte Bellogh,
daß die gesamten Kontrollanlagen ausgeschaltet waren.
»Ist alles vorbei?« fragte er.
Rovza gab keine Antwort. Mit steifen Schritten verließ er den Raum. Erst auf dem Gang sagte er
zu Bellogh:
»Ja, es ist alles vorbei.«
Er hörte das Echo seiner eigenen Schritte von den Wänden widerhallen, und dieser Lärm schien
ihm wie die höhnische Begleitmusik seiner unfaßbaren Niederlage.
32.
Brazos Surfat
Als ich zu mir kam, hatte ich das Gefühl, als müßte mein Schädel
auseinanderfliegen. Stöhnend gab ich den Versuch, mich aufzurichten, wieder auf.
Ich öffnete die Augen und sah zwei verschwommene Gestalten über mir. Es waren Redhorse und der
junge Bursche mit dem griechischen Namen.
Die beiden mußten die Paralyse besser überstanden haben als ich. Ich wollte hochfahren, doch
Redhorse drückte mich behutsam wieder auf mein Lager zurück. Ich bemerkte, daß ich mich in meiner
Kabine an Bord der CREST befand.
In knappen Worten erzählte mir Redhorse, was inzwischen geschehen war. Er teilte mir mit, daß
er bereits seit einer halben Stunde auf den Beinen war und Perry Rhodan einen genauen Bericht
über unsere Erlebnisse auf Terra geliefert hatte.
Jedermann an Bord der CREST wußte nun, daß sich auf Terra eine Zeitstation befand.
»Wie wir vermutet hatten, gab es eine Abwehrfestung«, kam Redhorse zum Ende. »Diese befindet
sich auf dem Mond, daher auch Moniras Warnung. Gott sei Dank befand sich die CREST jedoch nur am
Randbereich des Wirkungsfeuers und nahm sofort Fahrt auf, als wir eingeschleust wurden.
Anscheinend wurden die Geschütze auf der Erde ausgelöst. Man hatte darauf gewartet, daß die CREST
noch näher an den Mond kam. Ohne den HÜ-Schirm wären wir wohl nicht entkommen.«
Ich hatte mit wachsendem Interesse zugehört. Inzwischen war die Paralysewirkung nahezu völlig
verschwunden.
»Und jetzt?« fragte ich, als Redhorse geendet hatte.
»Jetzt befinden wir uns im Linearraum und in Sicherheit, Sergeant.« Ich riß die Augen auf.
»Sergeant?« rief ich überrascht. »Bevor ich das Bewußtsein verlor, war ich noch Korporal.«
Redhorse grinste. »So schnell kann sich das ändern«, meinte er wohlwollend. »Allerdings ist
Ihre Beförderung mit einer Bedingung verknüpft, die von einem Offizier gestellt wurde.«
»Eine Bedingung?« erkundigte ich mich argwöhnisch. »Welcher Offizier stellte sie?«
»Gucky«, entgegnete Redhorse. »Sie müssen schriftlich erklären, daß Sie nie wieder
Biberfleisch zu sich nehmen werden, Sergeant Surfat.«
Ich würgte. »Biberfleisch? Kein Mensch würde das Zeug freiwillig essen.«
Papageorgiu kam näher an mein Bett heran.
»Lassen Sie das Gucky nicht hören«, warnte er mich. »Er ist inzwischen davon überzeugt, daß
Biberfleisch die größte Delikatesse ist, die man sich vorstellen kann. Er bildet sich darauf
etwas ein.«
»Aber …«, begann ich und versuchte erneut, in die Höhe zu kommen.
Redhorse drückte mich nach unten. »Ruhen Sie sich aus«, empfahl er mir. »Sie werden noch alles
verstehen.«
Dann richteten sich seine Augen auf etwas in weiter Ferne. Die Hände des Majors ballten sich
zu Fäusten, seine Backenmuskeln zuckten.
Ich glaubte zu wissen, an wen er in diesem Augenblick dachte und daß er nicht ruhen würde, bis
jene bestraft waren, die schuld waren an Moniras Schicksal.
Don Redhorse mußte mit der Erinnerung fertig werden. Keiner von uns konnte ihm das
abnehmen.
Ich hörte, wie sie sich in Richtung der Tür entfernten.
»Ich will nicht Sergeant sein!« schrie ich ihnen nach. »Nicht unter diesen Bedingungen, hört
ihr mich? Nehmt die Streifen wieder mit, ich will nicht Sergeant sein.«
Sie ignorierten meine Worte. Die Tür knallte zu, und ich lag allein in meiner Kabine.
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