Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
anfangen.«
Atlan trat vom Tisch weg. Redhorse band den Tamrat los. Langsam richtete sich Nevis-Latan auf.
Es sah aus, als könnte er seine Gelenke nur mühsam kontrollieren. Fast fühlte Atlan Mitleid mit
diesem Mann. Nevis-Latan hatte einen gewaltigen Sturz getan.
Von der Höhe seiner Macht war er zu einem willenlosen Opfer eines terranischen Mutanten
abgesunken. Es war nichts, worauf man stolz sein konnte, dachte Atlan. Die Erfordernisse des
erbarmungslosen Kampfes gegen die MdI brachten diese Dinge mit sich. Nicht die Terraner, sondern
die MdI hatten die Regeln dieser Auseinandersetzung bestimmt.
»Gucky, du springst mit dem Mikrofunkgerät an Land und unterrichtest die Besatzung der CREST
III durch einen verschlüsselten Kurzimpuls über die neue Lage«, sagte Rhodan zu dem Mausbiber.
»Sobald das erledigt ist, kommst du an Bord zurück. Major Redhorse, Sie übernehmen die Kontrollen
des Schiffes. Steuern Sie aufs offene Meer hinaus. Nevis-Latan wird uns zu seiner unterseeischen
Station führen.«
Gucky entmaterialisierte.
In diesem Augenblick kam Olivier Doutreval aus dem anschließenden Raum gestürmt.
»Sir, ich habe etwas Wunderbares entdeckt!« rief er.
»Was?« fragte Rhodan.
»Eine winzige Duschkabine«, begeisterte sich der Funker. »Wir werden endlich baden
können.«
Rhodan warf einen nachdenklichen Blick auf die verwahrloste Gestalt des Raumfahrers.
»Niemand wird baden«, entschied er. »Schließlich müssen wir wieder an Land zurück und die
Rolle der Alarer weiterspielen.«
Nevis-Latan saß vor den Kontrollen und steuerte sein U-Boot der unterseeischen
Station entgegen. André Noir kontrollierte ihn jetzt völlig, so daß dem MdI nicht der Gedanke
kam, daß er seinen Gegnern in die Hände spielte.
In einem kurzen Verhör hatten Perry Rhodan und seine Begleiter erfahren, daß Nevis-Latan
tatsächlich auf Vario weilte, um die CREST III abzufangen. Die Meister der Insel hatten die
Ankunft des terranischen Ultraschlachtschiffes vorausberechnet und ein Mitglied ihrer
Organisation, Nevis-Latan, auf Lemuria zum genau richtigen Zeitpunkt eingeschleust.
Weiter hatte der Tamrat ausgesagt, daß sich an den Flanken eines unterseeischen Gebirges eine
Station befand, die er in regelmäßigen Abständen aufsuchte. Dort stand sogar ein Nullfeldspürer
zu seiner Verfügung. Außerdem konnte er seinen Verbindungsmännern in der Realzeit mit Hilfe des
Nullfeldspürers morseähnliche Nachrichten zukommen lassen und auch empfangen. Es stand nun auch
fest, daß der Zeittransmitter nur von der Realzeit aus gesteuert werden konnte. Wann immer sich
ein MdI oder einer der Zeitagenten in der Vergangenheit aufhielt und in die Realzeit zurückkehren
wollte, mußte er mit Hilfe von Nullfeldspürern Kontakt mit der Realzeit aufnehmen. Aufgrund der
dort empfangenen Signalfolge wurde die Besatzung der Zeitstation darüber informiert, in welcher
Zeitepoche der Transmitter wirksam werden mußte.
Diese Auskünfte bewogen Perry Rhodan, das U-Boot sofort Kurs auf die unterseeische Station
nehmen zu lassen.
Das größte Problem bestand darin, die Spezialisten der MdI, die irgendwo in der Realzeit an
den Kontrollen der Zeitstation saßen, zu veranlassen, die CREST III in die Gegenwart zu
holen.
An diesem Punkt drohten Rhodans Pläne zu scheitern, denn wie sollte man den Meistern der Insel
in der Realzeit unverdächtig klarmachen, daß ein Raumschiff unter allen Umständen aus der
Vergangenheit geholt werden mußte? Sie konnten Nevis-Latan nicht einfach sagen lassen: »Hier sind
neun Alarer, die gerne in die Realzeit möchten.« Wie aber, so fragte sich Rhodan immer wieder,
konnte die CREST III zu einem wertvollen Objekt hochgespielt werden, ohne daß jemand in der
Realzeit Verdacht schöpfte?
Rhodan wandte sich mit weiteren Fragen an Nevis-Latan, der ruhig, als wäre nichts geschehen,
die Kontrollen des Schiffes überwachte.
»Erwarten Ihre Verbindungsmänner in der Realzeit, daß Sie mit ihnen in Verbindung treten?«
erkundigte sich Rhodan.
»Nur, wenn etwas Wichtiges geschieht«, antwortete der MdI bereitwillig.
»Muß das mit Ihrem eigentlichen Auftrag zusammenhängen?«
»Ich wüßte nicht, was auf Lemuria sonst noch wichtig sein sollte«, meinte Nevis-Latan.
»Unter welchen Umständen wären die Spezialisten Ihrer Organisation bereit, eine Zeitversetzung
vorzunehmen?«
Nevis-Latan wandte sich um. Seine Augen blickten Rhodan durchdringend an.
»Sie werden die Zeitversetzung
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