Silberband 031 - Pakt der Galaxien
Befehl handeln und keine eigene Verantwortung tragen.«
»Wenn man es immer ehrlich meint – ja. Tut ihr das?«
»Wir kennen es nicht anders – seit Jahrzehntausenden.«
Gucky fragte nicht mehr. Er begann zu begreifen, wie unendlich weise und reif die Zivilisation
der Sonneningenieure war, auch wenn es sich nur um Energiekugeln handelte. Aber sie schienen mehr
Seele zu besitzen als die meisten intelligenten organischen Rassen.
Schis Wohnung bestand aus einem kahlen Raum, in dessen Decke drei künstliche blaue Sonnen
eingelassen waren. Sie bildeten ein gleichschenkliges Dreieck. Schi verharrte einige Minuten in
andächtigem Schweigen unter den Kunstsonnen, ehe er sich seinen Gästen zuwandte.
»Entschuldigt, aber ich bin ihnen nach der glücklichen Heimkehr diesen Gruß schuldig. Hier
also wohne ich, wenn ich nicht unterwegs bin, um die Stationen der Meister zu kontrollieren.
Gefällt es euch?«
Der Raum hatte keine Einrichtung. Nur den Boden, die vier Wände und die Decke mit den drei
blauen Lampen.
»Für uns wäre es ein wenig unbequem«, gab Gucky zu. »Es fehlen Betten zum Schlafen, Tische und
Stühle. Aber das sind Dinge, die für euch ohne Bedeutung sind.«
»Wir haben auch solche Gegenstände – oben in den Wohnungen der Tefroder. Sie kommen ohne
die profanen Bedürfnisse organischer Lebewesen nicht aus – oh, entschuldige. Ich war
unhöflich.«
»Keineswegs. Jede Lebensform hat ihre eigene Art, sich das Dasein würdig zu gestalten. Solange
jeder die Lebensart des anderen respektiert, kann er selbst auch mit der Achtung des anderen
rechnen. Ich achte dein Volk, Schi. Ich glaube, es kann kein glücklicheres geben. Nur eines stört
mich: Warum seid ihr die Sklaven der Meister geworden?«
Schi rollte in eine Ecke und blieb dort liegen. Es dauerte lange, bis er antwortete:
»Wir sind keine Sklaven. Wir dienen den Meistern freiwillig, denn wir verdanken ihnen viel.
Bis vor mehr als fünfzigtausend Jahren lagen unsere Fähigkeiten brach. Wir stellten zwar schon
damals Werkzeuge und Geräte her, mit Hilfe der Telekinese, aber sie dienten keinem bestimmten
Zweck. Unsere Vorfahren hatten Sonnen bewegt und Planeten aus ihrer Bahn gerissen, aber sie taten
es nur, um sich günstige Lebensbedingungen zu schaffen. Dann kamen Wesen, die sich Lemurer
nannten, und gaben uns neue Aufgaben. Sie lehrten uns zu arbeiten und zu leben. Wir schufen die
Sonnentransmitter und bauten eine Brücke zwischen den Galaxien. Eine technische
Aufwärtsentwicklung begann, wie sie sich unser Volk niemals erträumt hatte. Wir erhielten
Präzisionswerkzeuge und Raumschiffe. Wir lernten, und bald konnten wir alles selbst herstellen.
So wurden wir das, was wir heute sind: die unentbehrlichen Techniker, ohne die es niemals eine
Verbindung zur anderen Milchstraße gegeben hätte.«
Gucky nickte.
»Ja, das weiß ich alles, und wir bewundern euch. Aber der Kontakt zwischen den beiden
Milchstraßen war für uns kein Segen. Es gab Invasionen und Kriege, Schi. Sie wären vermieden
worden, hätte es keine Transmitterbrücke gegeben. Das ist der Grund, warum wir sie
zerstörten.«
»Wir werden versuchen, das zu verstehen«, versprach Schi würdevoll. »Nur wenn man fremde
Völker versteht, ist ein friedliches Zusammenleben gewährleistet.«
»Aber die Meister und die Tefroder werden euch niemals verstehen, weil sie euch einfach
nicht verstehen wollen. Sie handeln nur nach ihren eigenen Grundsätzen und Gedanken. Sie werden
euch zwingen, eine neue Transmitterbrücke zu errichten.«
»Noch sehe ich keinen Grund, ihre Anordnungen nicht zu befolgen.«
»Und wenn ihr einen Grund seht, was werdet ihr dann tun?«
Schi rollte in dem Raum auf und ab, ein Zeichen dafür, daß die Erregung ihn fast
übermannte.
»Es wird keinen Grund geben – aber sollte es doch der Fall sein, werden wir uns weigern.«
Er rollte plötzlich nicht mehr, sondern blieb auf der Stelle liegen. Dann glühte er dunkelrot
auf. »Die Tefroder haben euer Schiff entdeckt und es wieder aus den Augen verloren. Sie wissen
nicht, wer ihr seid, aber sie haben eine Suchflotte starten lassen, die das System durchkämmen
soll. Sie fordern uns auf, ihnen bei der Suche zu helfen und jeden Fremden auszuliefern oder zu
töten, den wir sehen. Eine Abordnung hat darum gebeten, unsere Stadt betreten zu dürfen. Sie
wollen sich davon überzeugen, daß wir keine Fremden verstecken. Ich muß mich nun um eure
Sicherheit kümmern. Wartet hier. Ich komme
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