Silberband 031 - Pakt der Galaxien
ihn so ärgern wie die Tatsache, daß ihn jemand nicht für voll nahm. »Wie geht es den
Gefangenen?«
Miharos war großzügig gelaunt. Er drehte sich um und winkte Redhorse zu, der noch immer auf
dem Gang stand.
»Kommen Sie, Major. Erzählen Sie Ihrem komischen Freund, wie es Ihnen geht. Er soll sich davon
überzeugen, daß Sie gesund und munter sind. Das sind Sie doch, Major?«
Redhorse ahnte, daß Gucky nicht nur deshalb Verbindung mit Miharos aufnahm, um sich nach dem
Befinden der Gefangenen zu erkundigen. Mit dem Anruf verband sich ein ganz bestimmter Zweck. Er
beschloß, vorsichtig zu sein.
»Es geht uns gut, Gucky. Wir werden verhört, aber wir können auch nicht mehr sagen, als wir
wissen. Bulmer hat einen Nervenzusammenbruch erlitten. Die Verhöranlage …«
»Keine Einzelheiten«, warnte Miharos scharf.
»Es ist sehr anstrengend«, sagte Redhorse und sah Gucky fest an.
Der Mausbiber nickte zurück. Dann wandte er sich an den Tefroder.
»Also, dann hör gut zu, Centerkommandant. Du hältst mich für einen Wurzelzwerg, was immer du
auch darunter verstehen magst. Aber du hast dich geirrt. Ich bin in Wirklichkeit ein Riese, ein
Held. Du wirst es schwer zu büßen haben, daß du mich unterschätztest. Um es kurz zu machen: Laß
sofort die Gefangenen frei, wenn du dir eine Menge Ärger ersparen willst.«
Miharos lachte schallend.
»Ich soll … was? Du willst mir drohen?«
»Nein. Ich stelle dir lediglich ein Ultimatum.«
»Ein Ultimatum? Das ist ja lächerlich und …«
»Hör mal gut zu! Die Meister haben dir den Auftrag gegeben, in erster Linie dafür zu sorgen,
daß die Sonneningenieure eure Freunde bleiben. Ohne Sonneningenieure gibt es keine neuen
Transmitter, und gerade die braucht ihr jetzt sehr dringend. Stimmt das?«
Miharos zögerte unmerklich.
»Es stimmt, aber was geht dich das an?«
»Eine ganze Menge. Wenn du die Gefangenen nicht innerhalb von fünf Stunden freiläßt, wird kein
einziger Sonneningenieur mehr einen Transmitter für euch bauen oder einen beschädigten
reparieren. Das kannst du den Meistern mitteilen. Was meinst du, was die mit dir machen?«
Miharos lehnte sich etwas zurück. Er war blaß geworden.
»Mich kannst du nicht bluffen, Wurzelzwerg. Ich habe alle Vollmachten, was die Gefangenen
angeht …«
»Gut! Dann kannst du sie ja auch freilassen.«
»Fällt mir nicht ein.«
Gucky holte tief Luft.
»Also auch gut. Dann werde ich dir sagen, was geschieht, wenn du dich weigerst: Die
Sonneningenieure werden sich in ihre drei blauen Sonnen stürzen. Sie werden sich in reine Energie
verwandeln und ihre Kugelform aufgeben. Sie werden, auch wenn sie das wollten, keinen Transmitter
mehr bauen können. Es wird im ganzen Andromedanebel dann keine Sonneningenieure mehr geben und
ihr könnt euch mit euren Transmitterplänen einsalzen lassen. Hast du das nun verstanden oder
nicht?«
Redhorse stand zwischen seinen beiden Wärtern und bewegte sich nicht. Er wußte nicht, ob Gucky
nur bluffte, oder ob er die Wahrheit sprach. Spielte er nur ein gewagtes Spiel, um den
Centerkommandanten in die Enge zu treiben, oder war etwas Wahres an der phantastischen Geschichte
dran? Der Tefroder, das erkannte er, war tief beeindruckt.
Das war Miharos allerdings. Er wußte, was ihm bevorstand, wenn er die Sonneningenieure als
Verbündete der Meister verlor. Sie waren unersetzlich. Er würde alles tun müssen, um ihren Abfall
zu verhindern.
Aber noch glaubte er an einen Bluff.
Er lachte gezwungen.
»Wurzelzwerg! Du kannst gute Märchen erzählen, und für eine Sekunde hast du mich sogar damit
erschreckt. Warum sollte ein ganzes Volk Selbstmord begehen, nur weil ich ein paar Terraner
gefangenhalte? Du hättest mir einen triftigeren Grund angeben sollen, dann wäre ich vielleicht
auf deine Geschichte hereingefallen.«
Gucky blieb ernst.
»Es ist kein Bluff, das schwöre ich dir! Du hast fünf Stunden. Sind die Gefangenen bis dahin
nicht frei, beginnt die Katastrophe. Du hast Zeit genug, dich mit deinem zuständigen Meister zu
unterhalten. Fünf Stunden und keine Minute mehr. Du kannst mir jederzeit über die
Sonneningenieure eine Nachricht geben. Oder die Bildsprechverbindung benutzen, ganz wie du
willst.«
Miharos wartete, bis der Bildschirm dunkel wurde. Langsam drehte er sich um und sah Redhorse
an.
»Was meinen Sie dazu, Major?«
Redhorse blieb stehen. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel.
»Sie haben von Anfang an einen Fehler gemacht,
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