Silberband 031 - Pakt der Galaxien
nachdem Gucky alles übersetzt hatte:
»Wir werden den Entschluß eines Volkes niemals ändern können. Sie entstanden aus Energie, sie
leben von Energie – und sie werden ihre Erfüllung darin sehen, selbst zu Energie zu werden.
Noch haben sie einen Körper, die Kugel. Sie werden ihn eintauschen, gegen etwas, das wir nicht
verstehen und begreifen können. Vielleicht werden sie zu Licht, das dann Jahrtausende und
Jahrmillionen durch den Raum eilt, ehe es einem bewohnten Planeten nachts einen winzigen Schimmer
spendet. Wir wissen es nicht, Gucky. Und wir werden es niemals wissen.«
Gucky ballte die kleinen Fäuste.
»Ich versuche nicht, ihnen die ethischen Grundsätze ihres Volkes auszureden, Tronar. Die gehen
mich nichts an, und ich verstehe sie auch nicht. Ich will nur, daß sie nicht sterben – oder
sich meinetwegen umwandeln. Ich möchte, daß sie weiterleben, hier im Dreimüttersystem. Schi, ich
habe nicht geahnt, was alles geschehen könnte …«
»Die Tefroder werden von unserem Entschluß überrascht sein«, signalisierte Schi, und Gucky
vermeinte, eine gewisse Schadenfreude sei auch in der Botschaft enthalten. »Wir werden es ihnen
sagen.«
Trotz seiner allgemeinen Verwirrung schaltete Gucky noch verhältnismäßig schnell. Wenn er
schon am Entschluß der Sonneningenieure nichts mehr ändern konnte, so war es doch sein Bestreben,
zumindest für die Terraner und sich einen Vorteil aus den Ereignissen zu schlagen. Auch vergaß er
niemals seine vornehmste Aufgabe, Redhorse und seine sechs Leute aus der Gefangenschaft zu
befreien. Und dazu war ihm gerade eine Idee gekommen.
»Bitte, Schi, sagt es ihnen noch nicht. Gib mir die Möglichkeit, sie vorher zu … nun,
sagen wir: zu warnen. Sie sollen glauben, wir hätten Einfluß auf das Geschehen und auf das, was
ihr plant. Vielleicht gelingt es uns, die Gefangenen freizubekommen.«
»Und wie?«
»Die Meister sind auf eure Hilfe angewiesen, und Miharos hat den Befehl, euch entsprechend zu
behandeln. Wenn ihr die weitere Mitarbeit verweigert, werden die Meister ihren Centerkommandanten
auf Hoel bestrafen, und ich glaube nicht, daß Miharos sehr auf die Ungnade seiner Herren erpicht
ist.«
»Ich verstehe, war du planst«, gab Schi zurück, und in seiner Botschaft war weder Ärger noch
Vorwurf. »Der große Tag ist noch nicht gekommen. Noch ist Zeit. Wir werden genügend Energie in
die verlassene Funkzentrale hier leiten, damit ihr Verbindung zu Miharos aufnehmen könnt. Aber
seid vorsichtig. Die Tefroder, das wissen wir nun, halten ihr Wort nur selten.«
»Wem sagst du das?« fragte Gucky verwundert. »Es hat lange gedauert, bis ihr uns das endlich
glaubt. Wann kann ich mit Miharos sprechen und ihm das Ultimatum stellen?«
»Noch heute. Ich muß mit Mo und Rel zurück zu meinen Freunden. Es sind noch viele
Versammlungen abzuhalten, um das große Fest vorzubereiten. Es ist der größte Augenblick unseres
Volkes.«
»Ich verstehe euch nicht«, begann Gucky abermals, aber dann sah er wohl, wie sinnlos jedes
Wort zu dieser Angelegenheit sein mochte. »Ihr vergeßt uns nicht?«
»Ihr werdet Zeuge des großen Abschieds werden. In jenem Augenblick existieren wir zum letzten
Mal in der Form materieller Körper. Dann – endlich nach unvorstellbarer langer
Wartezeit – werden wir die Erfüllung finden. Wir haben sie nur euch zu verdanken, sonst
hätten wir noch weitere Jahrtausende warten müssen.«
Ehe Gucky noch etwas antworten konnte, verschwanden die drei leuchtenden Kugeln. Im Raum wurde
es sofort merklich kühler.
Gucky setzte sich wortlos auf den Stapel Decken. Er starrte vor sich hin, und Tronar mochte
ahnen, was in dem kleinen Kerl vorging. Er ging zu ihm und legte ihm die Hand auf die
Schulter.
»Du trägst keine Schuld, wenn man überhaupt von einer Schuld sprechen kann. Was wissen wir
schon von diesen seltsamen Wesen, deren endgültige Bestimmung ein Sturz in die Sonne zu sein
scheint? Nichts wissen wir von ihnen, und wir dürfen niemals in den Fehler verfallen, sie nach
unseren Maßstäben beurteilen zu wollen. Für uns ist der Tod etwas Endgültiges, obwohl auch er
nichts anderes als eine Umwandlung ist, ein physikalischer Prozeß, dem jede Materie unterworfen
ist. Was wissen wir denn schon von der Seele, von der geistigen Substanz, die in jeder
Intelligenz vorhanden ist? Sie kann nicht einfach verschwinden, so wie der Körper während der
Umwandlung verschwindet. Sie wird frei. Sie wird frei wie die
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