Silberband 034 - Die Kristallagenten
ungewöhnlich fähigen Mann«, sagte er und fuhr dabei mit einer
Hand durch sein dunkles Haar.
Er brauchte nur in die Gesichter der anderen Männer zu blicken, um zu erkennen, daß niemand
seine Ansicht teilte. In einigen Minuten würde er zu einem lebensgefährlichen Unternehmen
aufbrechen. Jeder andere an seiner Stelle hätte ausschließlich erfahrene Männer als Begleiter
ausgewählt.
Doch Major Hole Hohle hatte sich für einen Koch entschieden.
Es brauchte ja niemand zu wissen, daß Overmile ihn vor wenigen Stunden dabei ertappt hatte,
wie er sich heimlich eine Dose Salat-Öl aus der Kombüse besorgen wollte, um damit seine Haare zu
behandeln. Hohle hatte sich Overmiles Schweigen damit erkaufen müssen, daß er ihm versprach, ihn
beim nächsten Einsatz mitzunehmen, damit er einmal der Eintönigkeit des Bordlebens entrinnen
könne …
Sergeant Wish ›Big Mountain‹ Haagard gab sich seiner Lieblingsbeschäftigung
hin.
Das hieß – er tat nichts.
Wish ›Big Mountain‹ Haagard war ein zwei Meter großer grauhaariger Mann von 70 Jahren. Mit
einem Schlag seiner Hand konnte er ein zentimeterdickes Brett brechen. In seinem Uniformgürtel
schleppte er stets eine doppelläufige Spezialwaffe von zwanzig Pfund Gewicht mit sich herum.
Fragte man den Sergeanten, wie er in den Besitz der Waffe gekommen war, so behauptete er, sie
geerbt zu haben. Doch dazu war sie noch zu neu. Es handelte sich um einen Kombilader, der als
Handfeuerwaffe gearbeitet war. Haagard konnte diese kleine Kanone gleichzeitig als Strahler und
als Waffe für Explosivgeschosse benutzen.
Haagards Gesicht war von Falten, Narben und übergroßen Hautporen zerklüftet. Irgendwann in
seiner Jugend hatte Big Mountain sich das Nasenbein gebrochen und es nicht richten lassen. So war
auf dem Nasenrücken ein Höcker entstanden.
Der Sergeant wog über zwei Zentner, ohne irgendwo an seinem Körper ein Gramm Fett zu besitzen.
Das war bei seiner Lebenseinstellung verwunderlich. Wish Haagard tat nie einen Schritt zuviel und
erledigte nur das, was man ihm auftrug. Befehle führte er allerdings mit größter
Gewissenhaftigkeit aus.
Major Hole Hohle traf den Sergeanten in einem der Aufenthaltsräume.
Big Mountain saß mit weit von sich gestreckten Beinen in einem bequemen Konturensessel und
döste.
Hohle blieb vor dem Sessel stehen.
»Drückt Ihre Kanone Sie nicht auf die Leber?« fragte er.
Haagard blinzelte und machte eine Handbewegung, als wollte er eine Fliege verscheuchen. Dann
erhob er sich bedächtig und salutierte.
»Ihre Ausrüstung wurde bereits in die Space-Jet gebracht«, informierte ihn Hohle.
»Meine Ausrüstung, Sir?« Big Mountain kniff die Augen zusammen.
»Hangar Sieben, Space-Jet-Achtundzwanzig«, fuhr Hole Hohle ungerührt fort. »Ich erwarte Sie
dort in fünfzehn Minuten.«
»Ja, Sir«, sagte Haagard. »Aber vielleicht …«
»Beeilen Sie sich!« unterbrach ihn Hohle. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Er ließ Haagard verwirrt zurück. Big Mountain widerstand der Versuchung, sich wieder in den
Sessel sinken zu lassen. Er wandte sich an einen kleinen Korporal, der wenige Meter von ihm
entfernt saß und die Szene mitverfolgt hatte.
»Was halten Sie davon?« erkundigte sich Haagard mit grollender Stimme. »Ist das eine Art,
einen Mann aus dem Schlaf zu wecken?«
»Was hätte er tun sollen?« fragte der Korporal hämisch. »Eine Bombe werfen?«
Wish ›Big Mountain‹ Haagard stieß eine Verwünschung aus und verließ den Aufenthaltsraum.
Ausgerechnet Hole Hohle, dachte er bekümmert, als er die Richtung zum Antigravschacht
einschlug.
Hole Hohle, Fellmer Lloyd, Wallen Overmile, Wish ›Big Mountain‹ Haagard.
Das waren die ersten vier.
Mash Olney war der fünfte Mann.
Mash Olney war Leutnant an Bord der CREST IV.
Obwohl erst 22 Jahre alt, wirkte er wie ein Vierzigjähriger. Sein blasses Gesicht ließ ihn
krank aussehen. Er trug seine blonden Haare lang nach hinten gekämmt. Seine Uniform war stets
untadelig sauber und faltenlos.
Mash Olney war ein stiller Mann; er sprach so selten, daß man seinen Einwänden stets Beachtung
schenkte, denn sie schienen stets das Produkt längerer Überlegungen zu sein.
Hole Hohle erfuhr, daß Olney sich im Bordobservatorium aufhielt und stellte eine
Interkomverbindung her.
»Wir fliegen Modula II an«, teilte der Flottillenchef dem jungen Raumfahrer mit. »Ich möchte,
daß Sie mit an Bord der Space-Jet sind, die von mir kommandiert wird.«
»Ich
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