Silberband 036 - Die Zeitpolizei
kein Fehler war, die Schwingungswächter ungehindert zu OLD MAN gelangen zu
lassen«, sagte Rhodan. »Aber wir müssen versuchen, sie davon zu überzeugen, daß wir zu verhandeln
wünschen. Die Schwingungswächter sind intelligent. Würden wir ihnen jetzt nichts als
Schwierigkeiten bereiten, wären sie später um so weniger bereit, uns anzuhören. Manchmal sind
Geduld und Nachgiebigkeit der bessere Teil der Tapferkeit. Ich achte Ihre Einstellung, Julian,
aber sie ist in der augenblicklichen Lage unangebracht.«
»Aber es könnte uns doch vielleicht mit einer Übermacht gelingen, wenigstens diese beiden
Schwingungswächter gefangenzunehmen.«
Rhodan lächelte.
»Haben Sie in dieser Richtung einen bestimmten Vorschlag zu unterbreiten?«
Julian Tifflor schüttelte den Kopf und schwieg.
Damit war sein Antrag von ihm selbst abgelehnt worden.
Die Analytik von der GULINI übermittelte ein Teilergebnis. Ein weißhaariger Wissenschaftler
versuchte, es in verständliche Worte zu fassen. Sein Gesicht war überlebensgroß auf einem
Bildschirm zu erkennen, der an der Wand des Konferenzraumes hing.
»Dr. Weißfeld, meine Herren.« Damit stellte er sich vor. Er fuhr fort: »Ein Schwingungswächter
ist nur mit Logik zu überzeugen, nicht mit Worten oder Gefühlsäußerungen. Außerdem steht fest,
daß mit dem Symposium besser zu verhandeln ist, falls man einen starken Trumpf in der Hand hat.
Im Falle der Teleporter Gucky und Tschubai war dieser Trumpf die Drohung, die Körper der
Exekutoren zu vernichten. Sollte sich eine ähnliche Situation noch einmal ergeben, müßte sie
besser genutzt werden.«
Guckys Gesicht zeigte Verblüffung, dann sprang er auf.
»So, besser genutzt!« schimpfte er wütend. »Wir haben die Situation genutzt, so gut es ging.
Und zu einem erstklassigen Zweck, Dr. Weißfeld. Wir haben sie genutzt, um unser Leben zu
retten.«
Er setzte sich wieder hin.
Dr. Weißfeld schien für eine Sekunde verwirrt, aber dann sagte er:
»Ich wurde wohl mißverstanden, denke ich. Natürlich gab die geschilderte Situation keine
besseren Möglichkeiten her. Was die Analytik meint, ist: daß man unter besseren Bedingungen eine
ähnliche Situation nochmals herbeiführen sollte, um sie dann geplant und vorbereitet ausnützen zu
können. Ich hoffe, der kleine und feine Unterschied ist nun auch von Sonderoffizier Guck richtig
verstanden worden.«
Gucky knurrte etwas Unverständliches – und nickte.
Dr. Weißfeld atmete erleichtert auf.
»Ich bin glücklich«, bekannte er, ohne weiter darauf einzugehen, worüber er glücklich war.
»Weiter steht folgendes nun fest: Ein untätiges Abwarten wäre genauso sinnlos wie ein direkter
Angriff. Es muß eine Verständigung herbeigeführt werden, und zwar mit allen Mitteln. Die
Schwingungswächter müssen gezwungen werden, mit uns zu reden. Wir haben in den letzten Stunden
ein Informationsprogramm, gestützt auf die in der Bordpositronik gespeicherten Daten über die
Ereignisse im Zusammenhang mit der Zeitfalle der MdI, fertiggestellt. Wir könnten es jederzeit
starten und mittels Hyperfunk in Richtung OLD MAN abstrahlen.«
»Tun Sie das«, forderte Rhodan den Wissenschaftler auf. »Je eher Sie damit beginnen, desto
besser ist es.«
Weißfeld nickte. »Wir werden unverzüglich mit der Sendung beginnen.«
Riesig und drohend umlief OLD MAN auf seiner Kreisbahn die rote Sonne Navo-Nord.
Der undurchdringliche HÜ-Schirm hüllte die Festung ein, und nichts wies daraufhin, daß sie die
Umlaufbahn bald verlassen würde.
Rhodan, Atlan, Bull und Tifflor standen in der Orterzentrale und beobachteten die beiden
Dolans, die soeben die Einflugschneise passiert hatten und sich langsam OLD MAN näherten. Als sie
ihr Ziel erreicht hatten, entstand im grünen HÜ-Schirm die erwartete Strukturlücke. Sekunden
später waren die Dolans durch – und der Schirm schloß sich wieder.
Rhodan seufzte.
»Das wäre das. Nun sind es sechs Schwingungswächter, und das Problem hat sich innerhalb von
vierundzwanzig Stunden in seinem Schwierigkeitsgrad ebenfalls versechsfacht. Ich weiß noch nicht,
ob wir richtig handelten, aber ich hoffe es.« Er sah Tifflor an. »Sollte die künftige Entwicklung
allerdings Ihnen recht geben, Julian, bitte ich Sie schon jetzt um Verzeihung für meine
Verhandlungsbereitschaft mit den Zweitkonditionierten, aber Sie kennen ja meinen Grundsatz: Erst
verhandeln, dann angreifen.«
»Es gibt Situationen, da kommt es erst gar nicht zu
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