Silberband 038 - Verschollen in M 87
Nähe umkreisen.«
Tschai Kulu hörte zu, wie die Mutanten diskutierten. Sie waren älter und erfahrener als er,
aber seltsamerweise hatte er die Nähe dieser Zellaktivatorträger noch nie als Belastung
empfunden, weil sie, wie sich auch jetzt wieder bewies, weder Wunder vollbringen noch Rätsel im
Handumdrehen lösen konnten. Truktan war für sie ein Planet voller Geheimnisse, genau wie für
Tschai Kulu.
»Die Skoars sprachen davon, daß es auf Truktan eine gewaltige Festung gibt«, erinnerte sich
John Marshall. »Ich frage mich, ob das nur Legende ist, oder ob wir tatsächlich ein derartiges
Bauwerk entdecken werden.«
»Sie hatten Angst davor«, sagte Gucky.
Major Kulu unterdrückte ein Lächeln. Die Skoars erzählten Legenden, ohne zu berücksichtigen,
daß sie nach dreihundertjähriger Abwesenheit für die anderen Völker dieser Galaxis wahrscheinlich
ebenfalls Legende waren.
Kulu stellte die automatische Steuerung ein und erhob sich.
»Was haben Sie vor, Major?« erkundigte sich Marshall.
»Ich überprüfe die Aufnahmeapparate«, erklärte der riesenhafte Afroterraner. »Ich möchte
nicht, daß wir mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, wenn wir unser Ziel erreichen.«
»Der Major ist ein gründlicher Mann«, bemerkte Gucky mit gutmütigem Spott.
»Du kannst mir helfen«, schlug Kulu nachsichtig vor.
Er justierte die Geräte. Dann machte er ein paar Probeaufnahmen, die zu seiner Zufriedenheit
ausfielen. Als er an seinen Platz zurückkehrte, war die Space-Jet noch 850.000 Kilometer von
Truktan entfernt.
»Ich hoffe, daß zwei oder drei Umkreisungen genügen«, sagte John Marshall. »Unsere
Aufmerksamkeit wird besonders dem Sub Nord-Kontinent gehören, denn er wird in den Aufzeichnungen
der Skoars oft erwähnt.«
Tschai Kulu glaubte nicht daran, daß sie interessante Dinge entdecken würden. Die Erzählungen
der Skoars hielt er für übertrieben. An die Existenz des Skoartos glaubte er nicht. Er hatte die
Skoars im Verdacht, verschiedene Einzelheiten in ihren Geschichten absichtlich hochgespielt zu
haben, um das Interesse der Terraner zu wecken.
In der Vergrößerung der Fernoptik ähnelte die Oberfläche Truktans einem Schachbrett. Dieses
Bild entstand durch die einzelnen Felder, in denen verschiedene Pflanzen angebaut wurden. Tschai
Kulu konnte einzelne Wolkenfetzen erkennen; sie erinnerten ihn an die Segel großer Boote, die er
vom Ufer terranischer Seen aus oft beobachtet hatte. Sein Innerstes krampfte sich zusammen, und
er vertrieb die Gedanken an die Erde. Es war nicht gut, wenn man an die Heimat dachte.
Tschai Kulu schaltete den Deflektor der Space-Jet ein. Ein paar Minuten später steuerte er das
Diskusschiff in eine Kreisbahn um Truktan. Die Entfernung des Beiboots zur Oberfläche betrug
jetzt etwas mehr als 1.700 Kilometer. Auf den Spezialbildschirmen, die zu den Kameras gehörten,
konnte man jetzt deutlich Einzelheiten unterscheiden. Fast alle Plantagen besaßen die Form eines
großen Rechtecks. Straßen, auf denen sich große Fahrzeuge, wahrscheinlich Erntemaschinen,
bewegten, führten mitten durch die Anpflanzungen. Zu jeder Plantage gehörten mehrere Gebäude. In
der Regel waren das ein großer Turm, wahrscheinlich ein Silo, und mehrere flache Hallen, in denen
die Farmer lebten und in denen die Maschinen untergebracht waren. Tschai Kulu machte pausenlos
Aufnahmen. Auf den Feldern Truktans arbeiteten Angehörige verschiedener Völker. Blauhäutige
Wesen, deren Aussehen sich erst später bei der Auswertung der Aufnahmen in allen Einzelheiten
festlegen lassen würde, hatten offenbar Aufseherpflichten.
Obwohl dieser Planet sich offen unter ihnen ausbreitete und obwohl die Ereignisse, die sich
auf seiner Oberfläche abspielten, alles andere als kompliziert erschienen, wurde sich der
Flottillenchef einer steigenden inneren Unruhe bewußt. Es war, als hätte er einen Koffer voller
Kleider ausgeräumt und würde nun argwöhnisch auf den doppelten Boden blicken, nicht wissend, was
sich darunter verbarg. Aus einer Höhe von 1.700 Kilometern schien Truktan der friedlichste Planet
zu sein, den man sich überhaupt vorstellen konnte, und man glaubte, die Zufriedenheit der
Plantagenarbeiter selbst über die Entfernung hinweg zu spüren.
Kulu sah einen Teil des flachen Meeresufers. Die Farbe des Sandes variierte von dunklem Gelb
bis zu einem fleckigen Braun, so daß man glauben konnte, dort unten liege tonnenweise Gold herum.
Die Wellen spülten metergroße
Weitere Kostenlose Bücher