Silberband 038 - Verschollen in M 87
Seegewächse an den Strand; an der dunklen Färbung des Sandes konnte
der Major leicht feststellen, wie weit das Wasser kam.
Nur zweihundert Meter vom Meer entfernt begann der Pflanzenwuchs. Der Boden war hier nicht so
fruchtbar, und die Farmer hatten anspruchslose Gewächse angepflanzt, die sich in ihrem Aussehen
von denen im Landesinnern beträchtlich unterschieden.
»Der Sub-Nord-Kontinent«, murmelte John Marshall.
Kulu blickte auf und nickte. Er glaubte, dem Ausdruck von Marshalls Stimme entnehmen zu
können, daß auch der Mutant auf ein Zeichen des Ungewöhnlichen, des Fremdartigen wartete.
Die Space-Jet flog wieder langsamer. Die Gebäude, die die Besatzung des Diskusschiffs jetzt
sah, unterschieden sich nicht von denen der anderen Kontinente. Auch hier schienen jene
blauhäutigen Wesen als Aufseher zu fungieren, während eine Vielzahl anderer Kreaturen die
anfallenden Arbeiten verrichtete.
Tschai Kulu entdeckte eine riesige Erntemaschine, die schwerfällig über das Land kroch und
eine feine Staubwolke hinterließ. Dieser Staub rührte nicht vom Boden her, sondern bestand aus
Rückständen der geernteten Früchte. In der näheren Umgebung der Maschine wimmelte es von
Arbeitern, die im dichten gelblichen Staub kaum zu sehen waren.
In diesem Gebiet von Truktan war jetzt früher Mittag, die Sonne stand hoch und ließ die Luft
flimmern. Kulu hatte das Bewußtsein bleierner Schwere, wenn er lange Zeit auf den Bildschirm
blickte. Mechanisch betätigte er den Auslöser der Aufnahmegeräte.
Eine unaussprechliche Drohung schien über dem Land zu liegen, ein dunkles Unheil, das sich in
den kurzen, kaum wahrnehmbaren Schatten der Häuser und vereinzelten hohen Bäume bemerkbar machte.
Tschai Kulu wehrte sich gegen solche Vorstellungen, weil sie gegen alle Vernunft waren.
Je weiter die Space-Jet landeinwärts flog, desto farbenprächtiger wurde das Land unter ihr.
Das Meer bildete nur noch einen türkisfarbenen Gürtel unterhalb der Planetenkrümmung; Meile um
Meile klaren Wassers schien in diesem Gebiet zusammengeballt zu sein, um das Licht der Sonne in
all seiner Intensität einfangen und reflektieren zu können.
»Ich glaube, wir können uns weitere Umkreisungen sparen«, meinte John Marshall. »Auf dieser
Welt sieht es überall gleich aus.«
Wenige Augenblicke später entdeckten sie die Festung.
7.
Die fünfhundert Meter hohe Ebene, auf der die Festung stand, wurde im Norden von
einer ausgedehnten Bergkette, im Süden von einem fünf Kilometer breiten Fluß begrenzt. Im Süden,
Westen und Osten fiel die Hochebene steil nach unten ab und bildete damit einen natürlichen
Schutzwall. Im Norden verbanden sich die Festungswälle mit den Ausläufern der Berge. Überall
dort, wo sie nicht vom Fluß oder der Hochebene daran gehindert wurden, reichten die Anpflanzungen
bis ans Gebirge heran.
Der große Fluß mündete zwanzig Kilometer weiter westlich in das Äquatorialmeer. Zwischen dem
Fluß und dem südlichen Abhang der Festung hatten die Bewohner Truktans einen großen Raumhafen
gebaut. Das Landefeld war zwanzig Kilometer lang und fünfzehn Kilometer breit.
An seiner Nordseite wurde der Raumhafen von verschiedenen Gebäuden begrenzt. Dabei handelte es
sich in erster Linie um langgestreckte Hallen, die wahrscheinlich als Lager dienten. Daneben
waren turmähnliche Gebäude verschiedenster Konstruktionen zu sehen. Hinter diesen Hafenanlagen
befand sich eine kleine Siedlung, in der offenbar alle Arbeiter Unterkunft fanden.
Tschai Kulu nahm die Umgebung der Festung nur unbewußt wahr, denn seine Blicke wurden von dem
gewaltigen Bauwerk auf der Hochebene gefangengenommen. Alles, was sich rings um die Festung
befand, erschien klein und bedeutungslos: der Raumhafen, der Fluß, die Plantagen; alles schien zu
einer grauen Fläche erstarrt zu sein, und Kulu war plötzlich sicher, daß man von dem Fluß nie
anders als von dem Fluß bei der Festung und von dem Land nie anders als von dem Anbaugebiet in der Nähe der Festung sprechen würde. Ja, die mächtige Ausstrahlungskraft
dieses Bauwerks schien sich über den Sub-Nord-Kontinent zu erstrecken, bis auf die Nachtseite des
Planeten hinüber, und alles, was auf Truktan geschah, konnte eigentlich nur geschehen, weil es
die Bewohner der Festung zuließen.
Das Mammutbauwerk bedeckte eine Fläche von dreißig mal dreißig Kilometer. Eine hundert Meter
hohe Stahlmauer umgab den Festungskomplex wie die Ringmauer einer mittelalterlichen
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