Silberband 040 - Dolan-Alarm
daran, daß Rakal verloren
ist, wenn er nur ein einziges Mal um den Bruchteil einer Sekunde zu spät reagiert?«
»In dieser Lage waren die Männer von Einsatzkommandos schon oft«, entgegnete der Kosmonaut.
»Und die Woolver-Zwillinge haben meines Wissens immer schnell genug reagiert.«
»Sonst lebten sie nicht mehr«, warf Pinar Alto trocken ein. »Ich denke auch, wir dürfen der
Umsicht Rakal Woolvers vertrauen. Meiner Ansicht nach ist unsere eigene Lage bedenklicher.«
»Aber wieso …?« fragte Major Dephin erstaunt.
Alto deutete nach vorn. Der weiße Fleck, den sie vor Sekunden noch für eine erleuchtete Halle
gehalten hatten, enthüllte aus der Nähe seinen wahren Charakter.
»Bremsen!« schrie der Siganese.
Pinar Alto war bereits dabei. Er manipulierte an dem Inhalt des aufgebrochenen
Fernsteuerungskastens. Camaron Olek stiegen die Haare zu Berge, als sie sich der Energiesperre
dennoch weiter näherten – denn eine Energiesperre war es zweifellos, was sich vor ihnen
gleich weißglühenden Netzfäden durch den Tunnel spannte.
Wenige Zentimeter davor hielt das Fahrzeug an.
Olek öffnete seinen Helm und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Der Paladin-Roboter winkte die Gefährten zurück. Dann schaltete er den Antrieb des Fahrzeugs
auf Beschleunigung. Mit einem Ruck fuhr es an – und wirbelte im nächsten Moment als langsam
verglühende Trümmerspirale in der energetischen Netzsperre.
»Was nun?« fragte Dephin. Er zog den Intervallstrahler Tro Khons, wog ihn in der Hand und
schob ihn wieder ins Halfter zurück.
Camaron Olek kaute auf seiner Unterlippe und blickte resignierend durch das Energienetz
hindurch, in dem offenbar starke Rotationskräfte sowie Hitzeenergie wirksam wurden, sobald ein
Fremdkörper hineingeriet. Nachdem die pulverisierten Oberreste des Fahrzeugs endgültig atomisiert
waren, konnte man durch die Maschen auf die andere Seite des Tunnels sehen. Ungefähr hundert
Schritte weiter ragte das Schott zum Hangar auf – fast zum Greifen nahe und doch unendlich
weit entfernt.
»Sie waren sehr voreilig, Major Dephin«, sagte Hisso Rillos. »Wir hätten das Fahrzeug lieber
zur Rückfahrt benutzen sollen.«
»Und danach?« fragte der Siganese. »Ich fürchte, es gibt nur den einen Weg zum Hangar und
damit zum Schiff. Jetzt könnten wir einen Teleporter brauchen.«
»Wunschträume helfen uns nicht weiter«, erklärte Olek mit spröder Stimme. Er straffte die
Schultern und ging langsam auf das Energienetz zu. »Vielleicht kann ich einen Kurzschluß
hervorrufen.«
Paladins Hände legten sich um seinen Leib und hielten ihn auf.
»Es ist nicht, unsere Art, sich freiwillig zu opfern, Olek«, sagte er sanft. »Gemeinsam werden
wir einen Ausweg finden.«
»Ich bin der Schwächste von uns allen«, widersprach der Kosmonaut. »Ich würde euch nur immer
behindern.«
»Kein Wort mehr!« sagte Harl Dephin scharf. Als Camaron Olek nicht antwortete, schüttelte er
ihn leicht an den Schultern.
»Dort!« flüsterte Olek.
»Wo?« fragten Dephin, Alto und Rillos wie aus einem Mund.
Der Oberstleutnant deutete in den Tunnel jenseits der Sperre. Dort stand ein kleines
pinguinähnliches Wesen mit dem Gesicht Armond Bysipheres. Es bewegte die Lippen, doch kein Laut
drang durch die Barriere.
»Wo kommt Cäsar denn her?« fragte Harl Dephin fassungslos. »Sollte das Fragmentschiff
etwa …«
Olek schüttelte den Kopf.
»Dr. Bysiphere vermißte den Arzazyl, erinnern Sie sich nicht mehr? Er muß sich irgendwo im
Schiff versteckt gehalten haben.«
»Er will uns etwas sagen!« rief Pinar Alto. Verzerrt wurden die Worte von den Tunnelwänden
zurückgeworfen.
Camaron Olek kniff die Augen zusammen, um trotz der Blendwirkung des Netzes besser sehen zu
können. Tatsächlich, Cäsar fuchtelte mit den winzigen Händen in der Luft herum. Er mußte gemerkt
haben, daß die Sperre undurchlässig für Schallwellen war. Nun versuchte er, sich durch
Zeichensprache verständlich zu machen.
»Wenn ich mich nicht irre, sollen wir uns zurückziehen«, meinte Rillos nachdenklich. »Ob er
damit andeuten will, er könnte etwas Wirksames gegen die Barriere unternehmen?«
»Etwas Irrsinniges«, schimpfte der Major. Paladin stampfte mit dem Fuß auf und ging näher an
das tödliche Netz heran. »Ich werde nicht zulassen, daß Cäsar sein Leben für uns opfert. Wenn er
sieht, daß wir nicht zurückgehen, wird er auch nichts unternehmen.«
Camaron Olek schluckte trocken. Die Worte des
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