Silberband 040 - Dolan-Alarm
hastigen Bewegungen in ihren Höhlen.
»Hier scheint es verhältnismäßig friedlich zuzugehen«, sagte Tako Kakuta. »Sollen wir uns aus
Ästen ein Floß bauen und uns wieder aufs Meer hinaustreiben lassen? Dort können wir die Nacht
verbringen.«
Redhorse hielt Kakutas Vorschlag für gut. Es war besser, eine Nacht frierend auf dem Wasser zu
verbringen, als sich in die Gefahr mordlustiger Pflanzen zu begeben oder sich einem ungewissen
Schicksal an Bord des Dolans auszuliefern.
Sie suchten passende Stämme und Äste, die sie zusammenfügten und mit Lianen zusammenbanden.
Mit Hilfe ihrer Vibratormesser hatten sie innerhalb einer knappen Stunde ein brauchbares Floß
gebaut. Inzwischen hatte es wieder zu regnen begonnen. Der Wind war stärker geworden. Die
Dämmerung war hereingebrochen.
»Es wird allmählich dunkel«, sagte Don Redhorse. »Zeit, daß wir für unser Floß einen sicheren
Ankerplatz suchen.«
Der Wellengang war gering, so daß sie ohne Schwierigkeiten weiter aufs Meer hinauspaddeln
konnten. Als sie sich nach Redhorses Meinung weit genug vom Dschungel entfernt hatten,
befestigten sie das Floß mit Lianen an großen Wasserwurzeln.
»Sie können jetzt schlafen«, sagte Tako Kakuta zu seinen Begleitern. »Als Zellaktivatorträger
macht mir eine schlaflose Nacht nichts aus.«
Olek lauschte auf das Plätschern des Wassers und ließ sich auf das schwankende Floß nieder. Er
bezweifelte, daß er unter solchen Umständen Schlaf finden würde, aber er wollte es wenigstens
versuchen.
Mit Beginn der Nacht wurde das Meer unruhig. Redhorse hoffte, daß ihr Floß halten würde. Der
Wind heulte, und die Wellen klatschten auf das Floß. An Schlaf war nicht zu denken. Die drei
Männer mußten sich festhalten, damit sie nicht ins Wasser rutschten.
Der Sturm nahm an Heftigkeit zu, und Redhorse begann zu befürchten, daß sie das Floß noch
während dieser Nacht aufgeben mußten, wenn sie nicht ertrinken wollten.
5.
Der vorläufige Sieger in einem Kampf, der schon ziemlich lange dauerte und noch
nicht zu Ende war, besaß keinen Eigennamen und wurde von Tro Khon als Symboflex-Partner
bezeichnet, obwohl, so dachte Tro Khon in einem Augenblick des Aufbegehrens, die Bezeichnung Symboflex-Diktator wesentlich zutreffender gewesen wäre.
Als Tro Khon sich anschickte, in Begleitung von zehn Dimoschützen ins Freie zu gehen, befand
er sich wieder unter der Kontrolle des Symbionten. Nur ab und zu blitzte sein eigener Wille auf,
aber dieses sekundenlange innere Aufbegehren genügte nicht, um ihn zu einer unbeeinflußten
Handlung zu befähigen.
Der Symbiont hatte ihm den Auftrag erteilt, die drei Terraner unter allen Umständen zu fangen,
oder, wenn sich das als unmöglich erweisen sollte, sie zu töten. In seinem jetzigen Zustand
glaubte Tro Khon ernsthaft daran, daß er die Terraner wieder fangen und zu Exekutoren an
Bord seines Dolans machen wollte.
Der für die technischen Belange verantwortliche Bewußtseinshüter des Dolans öffnete vor Tro
Khon und den Dimoschützen die Außenhülle des Retortenwesens.
»Es ist dunkel«, sagte einer der Dimoschützen.
Tro Khon beachtete das Wesen nicht. Seine Augen waren nachtsichtig und infrarotempfindlich. Er
warf einen Blick auf das kleine Spürgerät an seinem rechten unteren Arm. Es würde ihn direkt zu
den drei Terranern führen, die sich wahrscheinlich irgendwo auf der Insel verkrochen hatten.
Tausende von Raubpflanzen, die sich unmittelbar nach der Landung des Dolans auf das scheinbar
hilflose Opfer gestürzt hatten, lagen verdorrt am Boden. Um die Pseudoglieder des Dolans
ringelten sich Lianen.
»Der Dschungel ist voller Gefahren«, sagte einer der Dimoschützen.
Tro Khon wußte, daß diese Wesen den Tod nicht fürchteten, aber sie waren logische Denker, die
sich nur dann einsetzten, wenn sie einen Erfolg erringen konnten.
»Bleibt hier, bis es hell wird«, sagte er. »Dann könnt ihr mir folgen.«
Ein riesiges Blatt fiel auf den Zweitkonditionierten herab und faltete sich über seinem Kopf
zusammen. Mit einer spielerischen Bewegung riß er es ab. Schlingpflanzen, die sich um seinen
Körper ringelten, ignorierte er einfach. Sie fielen von ihm ab, wenn er weiterging. Besonders
hartnäckige Exemplare zerriß er mühelos.
Tief aus dem Dschungel kam ein dumpfes Dröhnen. Tro Khon reagierte nicht darauf. Für ein
Wesen, das die atomare Zellstruktur seines Körpers verwandeln konnte, barg diese Insel keine
Gefahren.
Unaufhaltsam bahnte
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