Silberband 040 - Dolan-Alarm
und nahmen Kurs auf das Randgebiet der Insel.
Es fiel Redhorse schwer, unter sich im Dschungel Einzelheiten zu erkennen. Die Pflanzen
wuchsen so dicht, daß der eigentliche Boden nicht zu sehen war. Die Kronen der Bäume waren
miteinander verwachsen, und unzählige Schmarotzerpflanzen sorgten dafür, daß dieser Wust aus
Ästen, Blättern und Lianen undurchdringlich war.
Ab und zu machte Redhorse unter sich eine Bewegung aus, aber das mußte nicht unbedingt auf das
Vorhandensein tierischen Lebens hindeuten. Der Wind war ziemlich heftig, und er bewegte Blätter
und lose hängende Lianen.
Redhorse blickte zum Dolan zurück. Er fragte sich, ob Tro Khon schon Maßnahmen zu ihrer
Verfolgung ergriffen hatte. Wahrscheinlich würde er ihnen zunächst die Dimoschützen nachschicken.
Wenn diese keinen Erfolg hatten, würde sich der Zweitkonditionierte unter dem Einfluß des
Symbionten persönlich an der Jagd auf die Terraner beteiligen. Der Symboflex-Partner durfte die
drei Männer nicht lebend entkommen lassen, denn ihr Wissen bedeutete für die Symbionten eine
große Gefahr.
»Wir fliegen ein bißchen tiefer«, ordnete Redhorse an. »Aus dieser Höhe ist nur schwer etwas
zu erkennen.«
Er ließ sich hinabsinken, und der Druck des Windes lastete beinahe angenehm auf seinem
Körper.
Wie lange würden sie auf dieser Insel überleben können? fragte er sich in Gedanken. Es war
zweifelhaft, ob sie Essen und Trinkwasser fanden. Es würde ihnen nichts anderes übrigbleiben, als
früher oder später in den Dolan zurückzukehren und zu versuchen, ihn zu erobern.
Alles hing davon ab, wie der Kampf zwischen Tro Khon und dem Symbionten ausging. Wenn diese
Auseinandersetzung länger als ein paar Tage dauerte, war es schon gleichbedeutend mit einer
Niederlage für die Terraner.
Nach einer Viertelstunde hatten sie das Meer erreicht. Der Dschungel reichte bis ans Wasser
und sogar noch ein gutes Stück hinein. Pflanzeninseln schwammen überall umher. Fleischfressende
Pflanzen hatten Lianen ausgelegt, mit denen sie Fische fingen. Luft- und Wasserwurzeln bildeten
über und unter dem Wasser ein dichtes Netz. Die Männer mußten fast zwei Kilometer aufs Meer
hinausfliegen, bis sie keine größeren Ansammlungen von Gewächsen mehr zu sehen bekamen.
»Kein Sandstrand und keine Palmen«, brach Redhorse das Schweigen. »Ich fürchte, so sieht es
überall aus, so daß wir uns einen Rundflug um die gesamte Insel ersparen können.«
»Unter diesen Umständen schlage ich vor, daß wir in den Dolan zurückkehren«, sagte Tako
Kakuta. »Wir werden gegen die Dimoschützen und den Symbionten kämpfen.«
Redhorse dachte nach. Ihr Leben war überall gefährdet.
»Wir versuchen, ob wir ins Unterholz eindringen können«, entschied er. »Dort gibt es
vielleicht das eine oder andere Versteck, wo wir die Nacht verbringen können.«
Sie landeten auf einer Pflanzeninsel, die langsam ins offene Meer hinaustrieb. Sie versanken
bis zu den Knien im Wasser, aber die schwimmenden Pflanzen trugen ihr Gewicht.
Redhorse und Kakuta rissen große Blätter von einem vorbeischwimmenden Baum und benutzten sie
als Paddel. Langsam näherten sie sich der Insel. Sie mußten ihr natürliches Boot zwischen
unzähligen anderen Treibpflanzen hindurchmanövrieren. So kamen sie bis auf ein paar hundert Meter
an die Insel heran. Dann blieb ihr Pflanzenfloß hängen.
Redhorse setzte prüfend einen Fuß auf das Geflecht vor ihnen im Wasser.
»Es trägt uns«, sagte er. »Paßt auf, daß ihr nicht ausgerechnet auf eine natürliche Angel
tretet.«
Sie hielten ihre Strahler schußbereit. Mit der anderen Hand umklammerten sie ihre
Vibratormesser. Redhorse übernahm die Führung. Ab und zu sank er bis zu den Hüften ein, doch das
Netzwerk von Pflanzen und Wurzeln schien bis zum Meeresgrund zu reichen, so daß er immer wieder
Halt fand. Ein paarmal wurden sie von kleineren Schmarotzerpflanzen angegriffen, die sich an
ihren Körpern festsaugten, aber leicht abzustreifen waren.
Sie kamen an vier metergroßen Blüten vorbei, die in verlockender Pracht leuchteten und einen
süßlichen Geruch verbreiteten.
»Herrliche Fallen«, sagte Redhorse.
Dann entdeckten sie die Bauten einiger Wasserbewohner. Es waren glatthäutige Tiere mit
stumpfen Schnauzen, die sich aus Ästen und Blättern kuppelartige Unterkünfte gebaut hatten.
Furchtlos äugten die Wesen zu den drei Terranern herüber. Als Redhorse einen Pfiff ausstieß,
verschwanden die Tiere mit
Weitere Kostenlose Bücher