Silberband 040 - Dolan-Alarm
irre«, sagte ich in seiner Sprechweise, »dann war das vorhin eine
Stichprobe. Offensichtlich fehlt uns die Zeit für eine umfassende Überprüfung. Ich bin bereit,
Sir.«
»Das will ich stark hoffen«, erwiderte der Admiral sarkastisch. Er drückte auf eine in die
Wand eingelassene Schaltleiste. Das Licht im Raum flackerte kurz; die Wände bekamen einen
bläulichen Schimmer. Ich wußte, daß dieser Raum nunmehr gegen alle bekannten und denkbaren
Abhörmöglichkeiten gesichert war.
Der Admiral forderte mich zum Sitzen auf.
Anschließend unterzog er mich einem beinahe pedantisch wirkenden Verhör, das sich
ausschließlich zu einer Einsatzbesprechung entwickelte, die uns beiden die Köpfe rauchen
ließ.
Danach wußte ich, was ich zu tun hatte – aber angesichts der ungeheuren Aufgabe, die Admiral
Gatscholkew mir stellte, auch nur in groben Umrissen. Sehr viel würde meiner Intuition überlassen
bleiben.
»Ich weiß, daß Aufgaben dieser Art Sie besonders reizen, Oberst«, fügte er seinen Ausführungen
hinzu. »Wahrscheinlich haben Sie einen besonderen Sinn dafür entwickelt, mitten in einem Wust von
Unmöglichkeiten die große Chance zu erkennen und folgerichtig wahrzunehmen. Sehen Sie also zu,
daß Sie den Feind an seiner Basis packen können.«
»Sie können sich auf mich verlassen, Sir«, versicherte ich mit grimmiger Entschlossenheit.
»Ich weiß, Mokart.« Admiral Gatscholkews Gesicht wirkte plötzlich verfallen. Er seufzte. Dann
streckte er mir die Hand entgegen. »Aber denken Sie auch daran, daß ich auf Sie auch in Zukunft
nicht verzichten kann. Kommen Sie heil zurück, Mokart.«
Ich wurde mit meiner Moskito-Jet zur Plattform III des Riesenroboters dirigiert.
Wenig später schwebte mein kleines Raumfahrzeug im Traktorstrahl des Hangar-›Towers‹ herab. Ich
pfiff bedeutungsvoll, als ich nicht weit von dem mir zugewiesenen Landeplatz entfernt das
schwarze Kugelraumschiff der Haluter stehen sah. Es wirkte auf dem leuchtend markierten
Abstellplatz eines Ultraschlachtschiffs zwergenhaft. Dabei war mir bekannt, daß die nur hundert
Meter durchmessende Konstruktion es mühelos mit mehr als einem unserer Giganten aufnehmen
konnte.
Mein Moskito setzte zwei Abstellplätze weiter auf. Plattform III war zur Zeit von etwa fünfzig
Prozent seiner Belegung entblößt; offenbar handelte es sich bei den fehlenden Einheiten um
halbwegs gefechtsklar besetzte Schiffe, die im erdnahen Raum patrouillierten, um bei einem
überraschenden Angriff der Zweitkonditionierten sofort eingreifen zu können.
Mit zusammengekniffenen Augen blickte ich an der riesigen Wölbung von OLD MAN empor, die sich
in einigen Kilometern Entfernung vor meinen Landeplatz und die Erdsichel schob. Meine Augen
verschleierten sich bei der ungestüm aufwallenden Erinnerung an die Ereignisse auf dem Neptunmond
Triton, die meiner Laufbahn zum zweitenmal in meinem Leben eine entscheidende Wende gegeben
hatten.
Es war noch gar nicht so lange her, daß dieser Riesenroboter mit einer Fehlschaltung ins
Solsystem eingeflogen war und der Heimatflotte Terras empfindliche Verluste beigebracht hatte.
Ich selbst war damals mit meinem Vater auf Triton, wo wir unserem Zivilberuf als
Kosmo-Archäologen nachgingen und die subtritonische Fluchtstadt der alten Lemurer erforschten.
Von einer Beobachtungszentrale aus hatten wir den Angriff OLD MANs auf den Nachbarmond Nereide
miterlebt. Nereide war mitsamt seiner Besatzung in einem Feuerschlag des Riesenroboters
ausgelöscht worden.
Kurz darauf hatte sich die Militärbesatzung Tritons auf Staatsmarschall Bulls Anweisung den
Robotern OLD MANs ergeben. Nur mein Vater und ich waren der Gefangennahme entgangen, da die
Zentralpositronik des Robots keine Information über die subtritonsche Lemurerstadt enthielt. Auch
die Zweitkonditionierten, die den Riesenroboter begleiteten und dirigierten, hatten nichts davon
geahnt.
So war es uns – meinem Vater, einem tapferen terranischen Einsatzkommando und mir –
geglückt, einen jener haluterähnlichen Zeitpolizisten in die Fluchtstadt zu locken, zu
überwältigen, zu fesseln und durch einen Transmitter abzustrahlen. Die Einsatzsoldaten hatten bei
der anschließenden Flucht vor zwei weiteren Zweitkonditionierten den Tod gefunden. Nur mein Vater
und ich waren in dem subtritonschen Höhlenlabyrinth entkommen. Damals wußten wir noch nicht, daß
der abgestrahlte Zweitkonditionierte auf Neptun gelandet war, wo er später von einem
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