Silberband 041 - Die Konstrukteure des Zentrums
hatte.
»Da vorne ist etwas«, sagte er. Seine Stimme klang nicht mehr so sicher wie vorhin. »Ich kann es nicht erkennen, es ist zu dunkel. Sieht aus wie eine gewaltige Höhle, in der sich etwas bewegt. Das Licht ist so schlecht …«
Plötzlich war es Dr. Bysiphere, als habe er das alles schon einmal erlebt, und zwar vor sehr kurzer Zeit. Er drängte sich vor, bis er vor dem Leutnant stand.
»Wo?« fragte er heiser. Aber der Leutnant brauchte ihm nicht zu antworten. Er sah es jetzt selbst.
Seine Augen hatten sich an das Dämmerlicht gewöhnt. Der Gang endete in einem Ringkorridor, der eine Höhle von mehr als dreihundert Metern Durchmesser umschloß. Wie alles andere innerhalb der Festung war auch diese Höhle mit Wasser gefüllt. Die fast zwanzig Zentimeter dicken Stäbe reichten von der gerade noch sichtbaren Decke bis hinab in die unergründliche Tiefe. Und dieses Gitter war es, das die Männer des Einsatzkommandos und Dr. Bysiphere nicht sofort in wilder Panik die Flucht ergreifen ließ. Denn das Gitter schützte sie.
Es schützte sie vor dem Monstrum, das leicht pulsierend mitten in der Höhle schwebte.
Es gehörte der gleichen Spezies an, der sie draußen im Meer begegnet waren. Nur war dieses Exemplar ein wenig kleiner. Sein Durchmesser betrug höchstens zweihundertfünfzig Meter. Auf den ersten Blick erinnerte es an eine gigantische Qualle.
»Das ist doch nicht möglich«, sagte der Leutnant schaudernd. Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen starrte er auf das Wesen. »Was ist das?«
Dr. Bysiphere hatte sich schnell von dem Schrecken erholt. Er entsann sich, daß Gucky draußen im Meer starke Gedankenimpulse empfangen hatte, als sie das Ungeheuer verfolgten. Er entsann sich auch, daß es keine bösartigen Gedanken gewesen waren. Das beruhigte ihn.
»Es ist eine Qualle. Eine Riesenqualle. Sie wird hier gefangengehalten. Aber fragen Sie mich nicht, warum. Ich weiß es nicht. Von ihr müssen die Gedankenimpulse stammen, die Angst und Schmerz ausdrücken. Ich glaube daher mit Sicherheit sagen zu können, daß wir nicht einen Gegner vor uns haben, sondern einen Gefangenen. Sehen Sie nur die warzenförmigen Gebilde, die den ganzen Körper bedecken. Einige von ihnen scheinen regelrecht verstümmelt zu sein. Es scheint sich um absichtlich herbeigeführte Verletzungen zu handeln. Ob das der Grund ist, warum man sie hier gefangenhält?«
Noch ehe der Leutnant auf sofortige Umkehr drängen konnte, spürten sie alle einen leichten Wasserdruck, und dann materialisierte Gucky mitten unter ihnen. Mit ausgestreckten Händen ging er auf den Wissenschaftler zu und begrüßte ihn mit überschwenglicher Freude.
»Da sind wir ja, lieber Doc. Ich konnte plötzlich deine Gedankenimpulse klar und deutlich empfangen. Zwar wurden sie durch die Schmerzimpulse, die aus dieser Höhle hier stammen, überlagert, aber ich konnte sie trotzdem anpeilen.«
Erst jetzt bemerkte er, wo er sich befand und was hinter den Gitterstäben in der Höhle schwamm. Unwillkürlich wich er einen Schritt zurück.
»Was ist denn das? Ein Berg? Von ihm stammen übrigens die Schmerzimpulse. Ich empfange sie deutlich. Das ist ja vielleicht ein Apparat!«
Gucky, der aus der hellen Wasserhöhle der Perlians kam, hatte sich erst an das herrschende Dämmerlicht gewöhnen müssen. Aber dann, als er die Riesenqualle deutlicher erkennen konnte, wurde er plötzlich sehr aufgeregt.
»Ja, das muß es sein! Die Impulse, die Qual und Angst und Schmerz ausdrücken! Die Bestien halten das arme Ding hier gefangen und quälen es seit Jahrtausenden. Es muß doch möglich sein, eine Verständigung herbeizuführen. Aber es wird besser sein, wenn wir erst Rhodan von unserem Fund berichten.
Ich werde zu ihm teleportieren und Dr. Bysiphere mitnehmen. Dann kehre ich mit Ras Tschubai zurück, und wir holen die anderen. Und schließlich …«, er warf einen Blick auf die Riesenqualle, »… werden wir uns um das hier kümmern.«
Er nahm Dr. Bysipheres Hand und teleportierte zu Rhodan zurück.
Es war Paladin gelungen, einen Teil der Säulengitter zu zerstören. Bei der Gelegenheit stellte sich heraus, daß es nicht nur dieses eine Gefängnis gab. Es waren eine ganze Menge, und die Gefangenen hatten kaum Verbindung miteinander. Es gelang Rhodan, eine Gruppe von Perlians aufzuspüren, die von den Bestien zu Hilfsdiensten herangezogen worden waren. Auch sie begrüßten die Terraner und hießen sie auf ihrer Heimatwelt herzlich willkommen.
Paladin, der inzwischen
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