Silberband 041 - Die Konstrukteure des Zentrums
Dephin war klug genug, das Impulsgeschütz seines kampfstarken Spezialroboters nicht einzusetzen und die Aufmerksamkeit der Ungeheuer auf sich zu lenken. Er übernahm die Rückendeckung der Truppe und sorgte dafür, daß keiner der Kampfroboter und Terraner zurückblieb.
Je weiter sie sich vom Schiff entfernten, desto geringer wurde die Gefahr eines direkten Überfalls. Das aber bedeutete noch lange nicht, daß sie nun in Sicherheit waren. Immer wieder entstanden neue und phantastisch geformte Gebilde aus den Kristallbäumen und versuchten mit langsamen, unbeholfenen Bewegungen den Fliehenden den Weg abzuschneiden. Wenn auch alle Waffen der Terraner ausfielen, so besaßen sie doch noch immer die größere Beweglichkeit und die Möglichkeit einer blitzschnellen Richtungsänderung. Keinem der fremdartigen Verfolger gelang es, auch nur einen der Kampfroboter einzuholen.
Vor ihnen, in Fluchtrichtung, lag der golden strahlende Horizont, und dann wurden auch die Spitzen der Kristalltürme sichtbar.
Major Harl Dephin saß im Kommandodeck seines Roboters Paladin. Er steuerte den Metallriesen nur mit Hilfe seiner Gedankenbefehle. Dabei versäumte er es jedoch nicht, die Kontrollinstrumente im Auge zu behalten. Und plötzlich bemerkte er, daß der Individual-Orter Paladins ansprach. Es konnte sich nur um eine besonders starke Gedankensendung handeln, die von dem Spezialorter aufgefangen wurde. Er aktivierte den Erinnerungsspeicher des Orters, und schon Sekunden später erhielt er das Ergebnis.
Das Gedankenmuster gehörte dem Mausbiber Gucky.
»Gucky!« murmelte Harl Dephin. »Fast hätte ich ihn vergessen. Er ist zu den Türmen gesprungen, und wir bewegen uns genau auf sie zu. Ich muß versuchen herauszufinden, in welchem er sich aufhält.«
Mit Hilfe der Peilortung gelang es dem siganesischen Major, die fächerartig einfallenden Gedankenbündel derart einzuengen, daß er die Ausgangsposition bestimmen konnte. Auf dem kleinen Bildschirm mit dem Zielkreuz wurde einer der goldenen Kristalltürme sichtbar.
Das konnte nur der Turm sein, in dem Gucky war.
Über die Lautsprecheranlage informierte Harl Dephin die anderen. Der Trupp änderte geringfügig die Richtung und hielt auf den bezeichneten Turm zu.
Noch ahnte niemand, welche Überraschung ihnen bevorstand.
4.
Noch immer schwebte Gucky körperlos in der goldenen Strahlung der Turmhalle, aber allmählich wurden die Eindrücke deutlicher, intensiver. Einmal glaubte Gucky sogar, sich selbst zu erkennen, aber ehe er diesen Eindruck registrieren konnte, tanzte die Spirale auf und ab. Auch ihre Farbe war einem Wechsel unterworfen, was aber daran liegen mochte, daß das Licht in der Halle selbst in verschiedenartigen Farbtönen pulsierte.
Alles ging völlig geräuschlos vor sich, und auch das leise Babywimmern war verschwunden, das Gucky zuvor vernommen hatte. Es hatte ihn an die toten Zwerge erinnert, und plötzlich begann er einen Zusammenhang zu ahnen, ohne ihn begreifen zu können.
Gleichzeitig setzte eine Art von Erinnerungsprozeß ein, halb unbewußt und traumhaft, tief aus dem Dunkel der Vergangenheit herausdämmernd und an einen Taucher erinnernd, der aus großer Tiefe langsam zur hellstrahlenden Oberfläche eines Meeres emporsteigt. Es war die Erinnerung an etwas, das Gucky zwar selbst erlebt hatte, aber tief im Unterbewußtsein und ohne bleibenden Eindruck. Aber jetzt, da er alles noch einmal erlebte, kehrten die Empfindungen und Wahrnehmungen von damals wieder zurück.
Es begann mit einem unfaßbaren Dunkel und einer unfaßbaren Furcht vor dem Unbekannten. Gucky sah die Spirale – das war die Gegenwart. Sie war unheimlich genug. Aber die Impulse, die von der wirbelnden Spirale ausgingen, waren Vergangenheit. Und diese Impulse drangen in Guckys Bewußtsein, wurden Gegenwart und Wirklichkeit. Sie machten ihn zu einem Teil der Spirale, ohne daß er mit ihr schon vereinigt wurde.
Zu dem Dunkel gesellte sich Wärme, wohltuende und Geborgenheit versprechende Wärme, die das Dunkel mit seiner Angst und Furcht zu verdrängen suchte. Guckys körperlose Augen nahmen das Dunkel auf, und sein körperloses Ich spürte auch die Wärme. Er schwebte in dem riesigen, nun finsteren Saal, und die vorher so leuchtende Energiespirale verlor immer mehr ihres früheren Glanzes, schrumpfte sichtbar zusammen, und sendete hilflose Angstimpulse aus.
Dunkel und Wärme …
… und dann kam noch die Bewegung hinzu, vibrierende, pulsierende, lebendige Bewegung, die weder Angst noch
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