Silberband 042 - Das Zeitkommando
Bord empfangen werde«, sagte er und ging ungerührt weiter.
»Jawohl, Sir«, erwiderte der Posten. Der andere Mann zog es vor, zu schweigen.
Bontainer schwang sich aus dem Antigravschacht und blieb mitten im offenen Schacht stehen. Die Besatzung der Kommandozentrale hatte sich vollzählig eingefunden. Bontainers Blick ging über die einzelnen Gesichter, und er hätte schwören können, daß der hagere Mann mit dem langgezogenen Schädel und dem kurzen Haarschnitt, mit unzähligen Falten in den Augenwinkeln und mit den nervösen Fingern Major Roune Mareaux war.
»Meine Herren«, sagte Bontainer kalt, »Sie dürfen es sich gemütlich machen. Aber bitte nicht so gemütlich wie unter Paps.«
Er traf Mareaux mitten in eine offene Wunde. Der Major zuckte zusammen, öffnete den Mund und beherrschte sich im letzten Moment. Seine Situation war klar: Major Mareaux hoffte darauf, wegen seiner Stellung als Erster Offizier zum Oberstleutnant befördert zu werden und das Schiff als Kommandant übernehmen zu können. Die Ankündigung aus der Administration, daß Rhodan mit seinem eigenen fliegenden Personal erscheinen würde, hatte ihn halb demoralisiert.
»Sie wollten etwas bemerken, Major?« fragte Bontainer ruhig.
»Meine Herren«, sagte er, als er keine Antwort erhielt, und setzte sich auf die breite Lehne des Kommandantensessels, »wir alle befinden uns in einer delikaten Situation. Sie haben eine Idealvorstellung von der Schiffsführung. Ich kenne sie, denn ich studierte gleichzeitig mit Paps Galtama, dessen Tod ich bedauere wie Sie auch. Das steht hoffentlich nicht zur Debatte.«
Er bemerkte eine leichte Unruhe in den Gesichtern; die Münder der Männer zuckten unbeherrscht und hochgradig nervös.
»Ihre ideale Schiffsführung heißt also Galtama. Nun bin ich Vivier Bontainer und demzufolge ein anderer Mensch. Ich habe von der Schiffsführung andere Vorstellungen als Galtama sie hatte und demzufolge auch als Sie alle. Ich habe mich nicht darum geschlagen, dieses Schiff zu übernehmen, aber unser oberster Chef, der bekanntlich Perry Rhodan heißt, hat mich dazu bestimmt. Unser aller Schicksal ist es also, miteinander auszukommen.«
Endlich öffnete Mareaux den Mund.
»Damit haben Sie vollkommen recht, Sir«, sagte er und räusperte sich vor den letzten Worten.
»Ohne Zweifel«, erwiderte Bontainer und sah ihm in die Augen. »Wir werden miteinander auskommen müssen. Und da ich glaube, dieses Schiff auch weiterhin zu führen, werde ich mich anstrengen müssen, um Ihrem sicherlich sehr hohen Niveau auf die Dauer entsprechen zu können.«
Niemand erwiderte etwas auf diese Provokation.
»Ich bin über Ihren eisigen Empfang weder erstaunt, noch beleidigt er mich«, sagte Bontainer. Alles noch in leichtem, unverbindlichem Plauderton. Die erfahrenen Männer unter der Crew erkannten die kühle, präzise Art, die dahinter steckte, und begannen sich zu wundern.
»Leider bin ich Major Roune Mareaux übergeordnet. Leider hat Rhodan bestimmt, daß John Sanda mein persönlicher Assistent bleibt. Leider muß ich die Verantwortung auf den Großadministrator schieben. Ich hoffe aber, daß ich nicht zu den Maßnahmen greifen muß, zu denen ich als Schiffskommandant berechtigt bin; es würde kein schöner Flug werden. Es ist unproblematisch, eine dumme oder sture Mannschaft zu befehligen – wesentlich schwieriger ist es, eine derart hochspezialisierte Crew zu steuern, wie Sie es sind. Es würde mich wirklich freuen, wenn wir uns auf dem Umweg über die Sache näherkämen. Kennen Sie das Flugziel, Major?«
Schweigend schüttelte Mareaux den Kopf.
Bontainer lächelte sehr dünn und erklärte:
»Das Ziel dieses Fluges ist der Planet Halut.«
Er stand auf.
Betroffenheit zeichnete sich in den Gesichtern der Crew ab.
»Sie müssen natürlich annehmen, daß Rhodan auf einem solch wichtigen Flug nur einen Spitzenkönner brauchen kann«, sagte Bontainer lächelnd. Er spürte, wie die Befremdung über diese Äußerung ihm förmlich entgegenschlug wie eine Brandungswelle. »In der Tat bin ich nichts anderes als ein zaghafter, liebenswürdiger, oft von Skrupeln geplagter Kommandant, der förmlich um Ihr Mitleid und um Ihre Hilfe bittet. Der Geist des Toten schwebt hier im Schiff. Und wenn es in den nächsten Tagen zu okkulten Dingen kommt, werde ich mich zitternd in meiner Kabine verkriechen.«
Er stand auf, ohne zu lachen.
»Übrigens«, sagte er und wandte sich an den Major, der seinen Ohren nicht mehr zu trauen schien. »Würden
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