Silberband 042 - Das Zeitkommando
wieder in die Politik der Galaxis eingriffen, war eine Festung allererster Güte. Die letzten Wesen dieser Welt wußten sich gegen jede Art von Angriff hervorragend zu schützen.
Nur einen Feind gab es, den sie nicht bekämpfen konnten, wenn er sich näherte. Es waren die eigenen Gedanken, die Erinnerungen aus einem unfaßbar langen Zeitraum. Die Haluter würden viele Dinge sehen müssen … aber das hing davon ab, in welcher Form diese Erinnerungen geweckt wurden.
»Das bedeutet also«, sagte Bontainer zu Rhodan und beugte sich über den Kartentisch, »daß dieser Planet neben der schwachen Sonne Haluta in der Nähe des galaktischen Zentrums steht.«
»Richtig«, warf Roune Mareaux ein. »Aber nicht in der Horizontalebene der Scheibe, sondern stark zum ›unteren‹ Punkt der zentralen Anhäufung versetzt.«
Das Schiff fegte durch das Solsystem, verließ dessen Grenzen und jagte in den freien Raum hinaus, in Richtung auf das Sternbild des Schützen. Dann, bei annähernder Lichtgeschwindigkeit, ging die EX-3333 in den Linearraum und verschwand von den Schirmen der Sicherheitssysteme, die um das System gruppiert waren.
An dem halbkugeligen Schädel des schwarzen Giganten, der mitten in der Zentrale stand und die Panoramagalerie anstarrte, war keinerlei Gefühlsregung abzulesen. Er wußte, daß er seiner Heimatwelt entgegenflog, denn von ihm stammten die Koordinaten. Was auch Icho Tolot nicht wußte, war, was ihn, seine drei Freunde und die Terraner auf Halut erwartete.
Bontainer wandte sich an Fancan Teik.
»Ich habe einiges über Ihre Heimatwelt gehört«, sagte er einschränkend, »aber um gewisse Schlüsse ziehen zu können, könnte es nicht schaden, wenn ich mehr darüber wüßte. Berichten Sie mir über Halut?«
Neben Bontainer saß Geoffry Abel Waringer. Groß und hager, fast knochig, wirkte Waringer meist etwas abwesend und verlegen, als leide er unter der hohen Ehre, Schwiegersohn des Großadministrators zu sein. Bontainer wußte inzwischen, wie sehr dieser Eindruck täuschte. Das hyperphysikalische Genie Waringer lebte in einer Welt, die kaum jemand kannte, und in eben dieser Welt fanden die intellektuellen Vorgänge statt. Waringer war passiv; er wartete darauf, daß Informationen an ihn herangetragen wurden, er suchte sie nicht bewußt selbst.
»Gern«, erwiderte Fancan Teik. »Wenn Sie auch in kurzer Zeit den Planeten selbst sehen werden. Sie werden unter den ersten Menschen sein, unter den ersten Nichthalutern, die diese Welt betreten.«
Bontainer nickte und fing einen schnellen, prüfenden Blick von Major Mareaux auf.
»Aus genau diesem Grund fragte ich, Teik«, sagte er.
»Halut hat eine gute atembare Sauerstoffatmosphäre und Temperaturen, die etwa um das Mittel von zwanzig Grad Celsius liegen. Die Landschaft ist Ihnen schon von Tolotos geschildert worden; aber ich kann Ihnen folgendes berichten: Es gibt bei uns keine Regierung, wie Sie sie kennen. Sie würden zu unserer Form vielleicht eine Individual-Autarkie sagen. Das bedeutet letztlich, daß jeder der Hunderttausend einzig und allein bestimmen kann, was er tun oder lassen will. Wir kennen keine Währung – jeder ist jederzeit für jeden da, auch sind sämtliche technischen Einrichtungen des Planeten für alle Haluter frei zugänglich.
Gleichgültig, ob es sich um die Erzeugnisse von Nahrungsmitteln handelt oder die gesamte Kapazität verschiedener Industrien, wir können nehmen und verbrauchen, was im Rahmen einer gewissen Norm möglich ist.«
»Ein durchaus soziales Staatsgebilde«, sagte Waringer.
»Nicht in der Art, wie es auf Terra verstanden werden muß. Da hunderttausend Haluter die Kapazitäten kaum jemals ausnützen können, sind die Verhältnisse grundlegend anders«, berichtete Teik. Wenn er sprach, klirrten die Abdeckungen der Skalen und der Lourener vergaß, seine großen Augen auf gewisse glitzernde Gegenstände zu heften.
»Sie haben nicht eine Einrichtung, die übergeordnete Funktionen besitzt?« fragte Major Mareaux.
»Doch. Es ist der Rat der Alten.«
Bontainer nahm die Hände von den Ohren und fragte halblaut:
»Erklären Sie uns diesen Begriff?«
»Es sind, wie der Name ausweist, die ältesten Haluter, also diejenigen Wesen mit der größten Lebenserfahrung. Sie haben unzählige Drangwäschen hinter sich, sind also weit herumgekommen. Sie treffen zusammen, wenn es geboten erscheint – unser Ersuchen wird sicher eine solche Zusammenkunft erfordern! – und erteilen den anderen Halutern Empfehlungen, aber
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