Silberband 042 - Das Zeitkommando
Dürfen wir stellvertretend für den gesamten Planeten Halut sprechen?«
Rhodan sprang auf.
»Das sollte eine weitere Überlegung sein, die dem Planhirn zugeleitet werden müßte. Denken Sie an das, was Tifflor ausgeführt hat. Wägen Sie es ab. Und ich kann Sie weiter beruhigen, denn wenn wir diese Expedition starten, wird es nur mit einem Schiff geschehen. Innerhalb dieses Schiffes aber werden nur wenige Menschen wissen, wie die genauen Koordinaten lauten. Und diese Menschen werden, wenn ich sie darum bitte, schweigen wie die Steine oder wie Metall.«
»Metall schreit, wenn es verbogen wird«, sagte Rillos.
»Unser Metall bricht eher, als daß es schreit«, erwiderte Rhodan hart. »Ich bitte Sie, stellvertretend für alle lebenden Wesen, nicht nur Menschen, in dieser Galaxis! Entscheiden Sie sich, mit uns zusammen schnellstens Halut aufzusuchen. Gestatten Sie uns und unseren fähigsten Männern und Frauen, nach dem Geheimnis zu suchen. Sonst …«
Icho Tolots Augen schienen den Großadministrator verbrennen zu wollen.
»Sonst …?« fragte er dröhnend.
»Sonst sind Sie schuld, wenn unbeschreibliches Leid und Elend über unsere Galaxis kommen. Wir verlassen jetzt den Raum. Wir warten dreißig Minuten, dann werde ich Sie bitten, mir eine Auskunft zu geben. Ist dies ein fairer Vorschlag?«
»Das ist fair«, sagte Pinar Alto. »Fürchten Sie nicht, daß wir ›Nein‹ sagen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Rhodan. »Was ich hoffe, habe ich eindringlich genug gesagt. Wir gehen jetzt, und wir werden auch nicht versuchen, zu lauschen.«
Die Terraner verließen das riesige Büro des Großadministrators. Sie ließen die vier Fremden zurück, und die Kolosse bewegten sich endlich. Was in diesen dreißig Minuten – siebenundzwanzig Minuten und vierzig Sekunden waren es ganz genau – hier in diesem Raum gesprochen wurde, erfuhr niemals ein Mensch.
2.
Oberstleutnant Vivier Bontainer und sein ›persönlicher Assistent‹, John Sanda, standen vor Rhodan.
Der Großadministrator saß hinter einem Schreibtisch eines kleineren Büros des vorletzten Stockwerks. Jetzt stand er auf, kam um die Schreibtischplatte herum und schüttelte den beiden Männern die Hand.
»Nehmen Sie Platz«, sagte er halblaut. »Wir warten.«
Die Männer setzten sich.
Hier war es ruhig, aber diese Ruhe trog. Sie war auch nicht kennzeichnend oder stellvertretend für den Zustand der Milliarden Menschen des Imperiums.
»Sie haben Ihr Schiff verloren«, begann Rhodan und deutete in die Richtung des Flottenhafens, »als Sie die Überlebenden der CREST IV retteten. Seit dieser Zeit warten Sie auf einen neuen Auftrag. Sie haben eine kleine Wohnung eingerichtet und haben in der Bar des Saturn Hill auf meinen Anruf gewartet.«
Bontainer lächelte kurz.
»Das ist richtig, Sir«, begann er, »und während wir dort warteten, fragten wir uns, was Sie vorhaben.«
Rhodan betrachtete den hageren, kerzengerade sitzenden Oberstleutnant mit sarkastisch zusammengekniffenen Augen.
Bontainer war knapp sechsundvierzig Jahre alt, sein Gesicht voller Falten und Kerben, die nicht von den Jahren kamen. Bontainer wirkte wie ein Mann, der vom Schicksal gezeichnet war. Sein Haar war fast schwarzbraun und zeigte an den Schläfen breite, silbergraue Streifen, die sich bis in den Nacken zogen.
Mit der EX-2333 – Vivier Bontainer war in der Explorerflotte als Offizier berühmt-berüchtigt gewesen – und danach der ORINOCO hatte er bereits zwei Schiffe verloren, und zwei Kommandos.
»Während Sie warteten, haben wir hier einen schweren Kampf ausgefochten.«
»Mit wem, Sir?« erkundigte sich John Sanda leise. Der ehemalige Erste Offizier war fast ein Ebenbild seines Kommandanten. Deshalb nannte man sie auch die ›Space-Twins‹.
»Mit den vier Riesen von Halut«, sagte Rhodan.
»Ich verstehe.«
»Und worum ging es bei diesem Kampf?« fragte Bontainer.
»Wir versuchten, von den Halutern die Koordinaten Haluts und die Erlaubnis zu bekommen, dort zu forschen. Es geht, Sie beide wissen es, um die erwartete Großoffensive der Zweitkonditionierten.«
»Und wie ist dieser Kampf ausgegangen?« fragte Bontainer gespannt. Er glaubte zu wissen, worauf Rhodan hinauswollte und was seine eigene Rolle bei diesen Vorgängen sein würde.
»Die Haluter beraten noch. Ich warte auf das Ergebnis.«
John und Vivier nickten.
»Ich habe Sie beide als hervorragende Schiffsführer und Menschen kennengelernt«, sagte Rhodan. »Möchten Sie ein neues Kommando, Vivier? Zusammen
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