Silberband 047 - Die Cappins
er wollten Kontakt mit den Cappins herbeiführen, um jeden Preis.
Die Tatsache, daß der Tod des Systems mit dem Tod der mehr als fünftausend Cappins einhergehen würde, hatte vorläufig die Erde gerettet.
Vorläufig.
»Ich hörte, ihr habt Vorbereitungen gegen eine Invasion aus dem Todessatelliten getroffen?« fragte Ghislaine und blickte über den See. Einige Wasservögel suchten dort nach Nahrung.
»Ja. Es kursieren bereits die Programme«, sagte Atlan. »Alle offiziellen Stellen werden verhindern, daß wir die Erfahrungen wiederholen müssen …«
»Welche Erfahrungen?«
Atlan lächelte hart.
»Die, die wir mit den Bestien von M-87 und den Strukturverformern bereits einmal gemacht haben. Nämlich daß Menschen von anderen Wesen geistig übernommen und versklavt werden. Das soll sich nicht wiederholen.«
Atlan sah auf die Uhr. Es war fast Mitternacht zwischen dem zehnten und elften Juni des Jahres 3433.
»Ja«, sagte er nachdenklich. »Es scheint, als ob das System gerettet wäre. Aber ich weiß sehr genau, daß diese Aktion noch nicht beendet ist. Ich erhoffe mir von dem Kontakt zwischen dem Homosapiens und den Cappins einiges. Was, weiß ich nicht. Möglicherweise gibt es Kampf, obwohl ich davon mehr als genug habe.«
Ghislaine nickte, inzwischen kannte sie Atlan sehr genau.
Rhodan und Atlan – und alle anderen Menschen – wußten, daß das irdische System zunächst einmal gerettet zu sein schien. Jedenfalls ließ die wilde Aktivität der Sonne immer mehr nach, und fast alle normalen Werte waren wieder erreicht. Die Landschaften der Erde würden sich in einigen Monaten wieder angeglichen haben – die Gletscher würden wachsen, Schnee würde fallen, die Flüsse würden neues Wasser bringen, es würde regnen und stürmen, und die verdorrten Pflanzen würden, von Ausnahmen abgesehen, wieder neue Triebe entwickeln.
Plötzlich, wie aus einer unbestimmbaren Bergschlucht, wehte ein Strom kühler Luft über den See. Die Mücken verschwanden. Frösche quakten. Mit dem Geräusch kleiner Steine schlugen die ersten Regentropfen auf die Blätter der Bäume. Der Spiegel des Sees zerbrach in ein Muster aus Millionen Ringen.
»Es regnet«, sagte Ghislaine beinahe ehrfürchtig. »Gehen wir ins Haus.«
Atlan schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte er. »Ich bleibe hier und lasse mich bis auf die Haut durchnässen. Ich nehme den Regen als ein Symbol. Wir sind gerettet worden – fünfundzwanzig Milliarden Menschen. Und ich weigere mich, an einen Zufall zu glauben.«
Er blieb am Ende des Stegs stehen und fühlte, wie ihm der aufkommende Sturm die Tropfen ins Gesicht schlug. Es war ein herrliches Gefühl.
7.
Neun Tage später …
Leutnant Habas Beruda galt als äußerst zuverlässiger Offizier und genoß das volle Vertrauen des Führungsstabes. Innerhalb der INTERSOLAR fungierte er als Kurier zwischen der Funkzentrale und dem Kommandanten, wenn der Interkom für andere Zwecke benutzt wurde. Letzteres war jetzt der Fall.
Beruda hatte das Entermanöver mitgemacht, als es einigen Cappins gelungen war, mit einem kleineren Schiff den Todessatelliten zu verlassen und in das Sonnensystem vorzustoßen. Der Kampf gegen die Insektenabkömmlinge war ihm noch in guter Erinnerung, den Cappins jedoch gelang die Flucht. Es schien eine Art der Teleportation gewesen zu sein, wenn auch auf sechsdimensionaler Ebene. Man durfte vermuten, daß sie zu ihrem Satelliten zurückgekehrt waren.
Habas Beruda konnte sich gut an jene Ereignisse erinnern, aber da gab es noch etwas, das ihm nicht zugänglich war. Es war da, tief in seinem Unterbewußtsein verankert, unfaßbar und unbegreiflich. Es war da, aber es existierte nicht.
Der diensthabende Offizier der Funkzentrale rief ihn zu sich.
»Eine Meldung aus Terrania, Leutnant. Alle Interkoms sind besetzt. Bringen Sie den Text Oberst Korom-Khan, aber vermeiden Sie jede Störung der laufenden Videosendung.«
»In Ordnung, Sir.« Leutnant Beruda nahm die Notizfolie. »Sie können sich auf mich verlassen.«
Der Major nickte.
»Das weiß ich, danke.«
Der Weg zur Kommandozentrale war nicht weit. Auf dem Korridor nutzte der junge Leutnant die Gelegenheit, sich Rhodans Ansprache über die in regelmäßigen Abständen angebrachten Interkomschirme anzuhören. Der Großadministrator sprach wieder zur Bevölkerung. Es war der 19. Juni 3433 – vor genau 1.462 Jahren war Perry Rhodan auf dem Mond gelandet. Ein neues Zeitalter hatte begonnen. Es gab keine Unterbrechungen akustischer Art,
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