Silberband 047 - Die Cappins
mit, und der Schiffsverkehr litt nicht darunter. Die Cappins aber waren im Todessatelliten gefangen.
Abel Waringer überwachte die ersten Stunden der Sonderprogrammierung, dann war er restlos zufrieden.
Terra hatte die volle Verantwortung für das Ghost-System wieder in den Händen. Aber die furchtbare Sonne hörte nicht auf, sich zu blähen, riesige Protuberanzen in den Raum hinauszuwerfen, hörte nicht auf, die gnadenlose Strahlung in die Richtung der Planeten zu senden. Die Bedrohung durch die Nova war geblieben.
Der Todessatellit befand sich noch immer an Ort und Stelle.
Fünfundzwanzig Milliarden Menschen erfuhren jetzt durch eine Fernsehsendung, in der sich Rhodan und seine Wissenschaftler äußerten, was geschehen war. Die gesamte Entwicklung der letzten Tage mit sämtlichen Einzelaktionen wurde aufgezeigt, die Filme liefen ab. Man wußte Bescheid, verhielt sich diszipliniert, aber im Hintergrund lauerte die Angst. Was würden die Cappins unternehmen?
Fünfundzwanzig Milliarden Menschen warteten.
Der siebte Tag – 8. Juni
»Ich habe mich in den letzten Tagen an Ihren Sarkasmus gewöhnt«, sagte der Mann, der neben Lecufe in der Zentrale des Todessatelliten saß. »Aber jetzt muß ich doch bemerken, daß Ihr Ton etwas weniger fröhlich ist.«
Lecufe grinste kurz.
»Das bedeutet meist, daß ich überlege«, sagte er. »Eigentlich ist mir das Schicksal dieses Sonnensystems ziemlich gleichgültig. Aber ich sehe ein, daß ich die Bewohner des dritten Planeten falsch eingeschätzt habe.«
Die Sonne, die heißer und heißer wurde, setzte selbst dem Todessatelliten zu.
Die Energieversorgung war schon zweimal zusammengebrochen, und die Kühlungsmöglichkeiten waren auch nicht mehr die besten. Beide Männer schwitzten trotz ihrer leichten Kleidung.
»Das weiß selbst ich seit der Eroberung des Schiffes.«
»Natürlich«, sagte Lecufe leise. »Das war die eigentliche Überraschung. Wir mußten das Ding ferngezündet sprengen. Womöglich sind dabei Wesen vom dritten Planeten umgekommen. Aber ich sehe hier einige interessante Meldungen.«
»Soso«, meinte der andere. »Welche?«
Lecufe deutete auf die analytischen Schirme vor ihm. Dort zeichneten sich, von Störfeldern unterbrochen, gewisse Linien, Punkte und Gruppierungen ab.
»Erstens scheint innerhalb des Sonnensystems eine merkwürdige Aufmarschbewegung stattzufinden. Entweder wollen uns diese Barbaren zeigen, wie viele Raumschiffe sie haben, oder sie sind tatsächlich in der Lage, uns anzugreifen.«
Der andere sah langsam von einem Sichtschirm zum anderen und sagte endlich:
»Wir haben diese Wesen tatsächlich unterschätzt. Das System befand sich, als wir es betraten, fünf Minuten in der Zukunft. Und jetzt vollführt es denselben Tanz wie unsere Zeitstation. Vorwärts, zurück, mit unregelmäßigen Abständen … sie beherrschen die gleichen Techniken wie wir, Lecufe! Es sind keine Barbaren!«
Lecufe schüttelte den Kopf und sah nachdenklich einem Swampoo zu, der den Boden säuberte.
»Nein, Barbaren sind es nicht. Aber sie werden verbrennen«, sagte er leise. »Wir allerdings auch.«
»Das läßt sich ändern«, sagte der andere.
Lecufe drehte blitzschnell den Kopf und starrte ihm in die Augen.
»Glauben Sie, daß es uns gelingt, unsere Zeitstation wiederzufinden und zurückzukehren?«
»Nein«, erwiderte sein Nachbar und verfolgte mit den Augen die Anzeigen, die nur die Bewegung des Sonnensystems entlang der Zeitlinie wiedergaben. »Das ist ausgeschlossen. Wir sind hier gefangen.«
Lecufe sagte:
»Wir verbrennen, wenn der Pedopeiler zu glühen beginnt. Das wird in wenigen Tagen unwiderruflich geschehen.«
Der andere Mann gab zu bedenken:
»Wir können es ändern, Lecufe. Und wir sollten es ändern.«
»Sie meinen«, fragte der Chef der achttausend Männer, »wir sollten die Maschinen des Pedopeilers abschalten?«
»Ja«, sagte der Cappin und versetzte dem Swampoo einen gewaltigen Tritt, weil das Tier ihn mit seinem Fühler gestreift hatte. Der Swampoo trompetete beleidigt und entfernte sich.
Beide wußten inzwischen aus den aufgefundenen Unterlagen, daß es sich bei den Bewohnern des dritten Planeten und der anderen Welten dieses gefährdeten Systems um jene Lebewesen handelte, die vor zweihunderttausend Jahren von den eigenen Vorfahren, also den Ur-Cappins, in irgendeiner Form einer biologischen Veränderung unterworfen oder sogar gezüchtet worden waren. Die Entwicklung der Rasse schien nach den heute zu beobachtenden
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