Silberband 047 - Die Cappins
denn wenn die Stimme des Großadministrators hinter ihm zu leise wurde, konnte er die Anlage vor sich lauter werden hören. Es erinnerte ihn für einen Augenblick an die Zugmagneten einer Energiefeldbahn, aber dann mußte er lächeln. Der Vergleich war geradezu lächerlich.
Erst einmal hatte er Rhodan gegenübergestanden, und er zögerte ein wenig, als er die Kommandozentrale erreichte und vor der Tür stehenblieb. Dann aber drückte er auf den Signalknopf und gab sein Erkennungszeichen. Oberst Korom-Khan, der Kommandant der INTERSOLAR, öffnete, indem er von seinem Sessel aus die positronische Sperre beseitigte.
Beruda betrat die riesige Kommandozentrale und blieb stehen. Noch niemals zuvor hatte er so viele Menschen auf einmal in dem wichtigen Raum der INTERSOLAR gesehen. Er erkannte Rhodan, aber seine Aufmerksamkeit galt dem Kommandanten, dem er die Meldung unauffällig zu überbringen hatte.
Dicht neben Oberst Korom-Khan bemerkte Beruda drei Männer, die er auf den ersten Blick erkannte. Es handelte sich um den Neandertaler Lord Zwiebus, den rätselhaften Alaska Saedelaere und Abwehrchef Galbraith Deighton. Besonders Alaska Saedelaere faszinierte den jungen Leutnant.
Es war ja allgemein bekannt, daß Alaska eine Maske trug, weil kein Mensch den Anblick seines flammenden und in allen Farben schillernden Gesichtes ertragen konnte, ohne den Verstand zu verlieren. Alaska war nur noch zu neunzig Prozent er selbst. Der Rest gehörte einem Cappin, der sich in seinem Körper verirrt hatte, ohne jemals die Oberhand gewinnen zu können. Immerhin war Alaska in der Lage, sich selbst zu beherrschen und sein Bewußtsein über die hilflosen Befehle des Cappins triumphieren zu lassen.
Leutnant Beruda blieb wenige Schritte vor dem Sessel des Kommandanten, keine fünf Meter von Rhodan entfernt, plötzlich stehen. Er sah in die starre Maske Alaskas, dann in das leicht erstaunte Gesicht von Lord Zwiebus. Niemand kam der merkwürdige Zufall so schnell zu Bewußtsein, daß ausgerechnet Leutnant Beruda, der den Kampf gegen die Cappins am eigenen Leib erfahren hatte, in der Nähe zweier Menschen stutzte, die ebenfalls auf diese oder jene Art eine Begegnung mit den Cappins erlebt hatten.
Der Kommandant streckte Leutnant Beruda ungeduldig die Hand entgegen.
»Nun, was ist? Meldung, von wem?«
Mit Leutnant Beruda ging plötzlich eine seltsame Veränderung vor sich. Immer noch stand er am gleichen Fleck, als sei er nicht mehr fähig, sich von der Stelle zu rühren. Starr blickten seine Augen auf Alaska, als wolle er mit seinen Blicken die Plastikmaske durchdringen und im Gesicht des Unfaßbaren eine Antwort finden. Die Notizfolie entglitt seinen kraftlos gewordenen Fingern.
Dann aber war der starre Ausdruck in seinen Augen abrupt verschwunden. Sie blickten plötzlich wieder klar – viel zu klar. Sie waren von einer Sekunde zur anderen wissend geworden.
Rhodan hatte von dem ganzen Vorfall nichts bemerkt. Nach wie vor stand er vor der Kamera und sprach zu den Terranern. Die Vorgänge in der Kommandozentrale konnten ihn nicht ablenken, denn von der Wirkung seiner Worte auf die Menschheit hing vielleicht der Erfolg des Kampfes gegen die Cappins ab. Rhodan warnte eindringlich vor der Fähigkeit der Fremden, Menschen per Pedopeilung zu ›übernehmen‹, wie es nach dem Bericht von Lord Zwiebus zu befürchten stand.
Lord Zwiebus' Muskeln spannten sich. Sein untrüglicher Instinkt warnte ihn, und sein Geist war bereit, dem Körper mit unglaublicher Geschwindigkeit seine Befehle zu erteilen.
Die Notizfolie Leutnant Berudas hatte den Boden noch nicht berührt, als die scheinbar so kraftlosen Finger des jungen Offiziers wieder zu leben begannen. Mit einem blitzschnellen Entschluß riß er die Dienstwaffe aus dem Gürtel und legte sie auf Rhodan an, der von dem Vorgang noch immer nichts bemerkt hatte.
Milliarden Menschen auf den Planeten des Sonnensystems und Zehntausende von Raumschiffen wurden Zeuge des Attentats auf Perry Rhodan.
Nur einer reagierte: Lord Zwiebus, der Neandertaler.
Seine ungeheuer schnellen Reflexe hatten ihn automatisch zu Rhodans Leibwächter werden lassen, und wenn er auch keine telepathischen Gaben besaß, so handelte er oft schneller als Gucky oder Fellmer Lloyd. Auch diesmal schienen die beiden Telepathen noch nichts von den Absichten des Angreifers erfahren zu haben, denn sie reagierten nicht.
Lord Zwiebus aber sprang über fünf Meter hinweg auf den jungen Leutnant zu, schlug ihm den Strahler aus der Hand
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