Silberband 047 - Die Cappins
Ergebnissen mit wahnsinniger Eile fortgeschritten zu sein – vom Faustkeil bis zum Beherrschen der Zeitebene nur zweihunderttausend Jahre.
»Wir können nicht mehr in die Zeitstation zurück?« fragte sich Lecufe laut.
»Nein. Es gelingt nicht mehr, auch nur einen flüchtigen Kontakt aufzunehmen. Beide Orte bewegen sich in der Zukunft, und selbst wenn es gelänge, unsere Zeitstation ein drittes Mal zu stabilisieren, rutscht uns dieses System weg. Es wäre ein Wunder – und seit zwei Tagen versuchen wir, wie Sie wissen, dieses Wunder zu provozieren.«
»Also ist kein Kontakt möglich?« fragte Lecufe.
»Nein.«
»Ich sollte mich dazu entschließen«, murmelte Lecufe, »die Tätigkeit des Satelliten einzustellen.«
»Ich empfahl es bereits mehrmals, Lecufe.«
»Dann sollten wir zu unseren Technikern hinuntersteigen und mit ihnen die Schaltungen durchführen. Da der Tod der Sonne auch unseren Tod bedeutet, haben wir keine andere Möglichkeit.«
Die beiden Männer, Lecufe und sein Freund, nickten sich zu und verließen die Zentrale.
Die altertümliche Einrichtung blieb zurück, während sie durch endlose Gänge, über Rampen und Schrägflächen, durch Lifts und Röhren stiegen, hinunter zu der Energieabteilung der Kugel. In den Gängen herrschte eine trockene Hitze, und die Wasservorräte gingen langsam zur Neige. Unter den achttausend Männern waren Angehörige aller Berufe vertreten. Sie hatten gleich nach ihrem Eintreffen versucht, sich hier einzurichten und die gesamte Technik in Gang zu setzen. Jetzt trafen sie sich mit den Systemtechnikern, die seit geraumer Zeit die Schaltpläne studierten – alte, verwitterte und brüchige Folien.
»Ja«, sagte Lecufe in einem Anfall von Selbsterkenntnis, »wir müssen die Schaltungen vornehmen. Gleichzeitig wird sich auch unser Aufenthalt hier weniger ungemütlich gestalten. Die Sonne ist noch zu retten …?«
Ein Techniker deutete auf die Meßwerte, die an langen Schirmbildreihen abzulesen waren. Qualitäts- und Quantitätsanalysen waren gemacht worden. Der Energiehaushalt der Sonne war restlos entschlüsselt.
»Ja, natürlich. Sobald wir die Maschinen abschalten, geht die erhöhte Aktivität zurück. Es dauert natürlich einige Zeit, bis sich dieses Gestirn wieder eingependelt hat. Drei Tage oder länger.«
»Gut. Schalten Sie also«, sagte Lecufe.
Eine Gruppe von Technikern schwärmte aus und kam dem Befehl nach.
»Vielleicht brauchen wir die Einrichtungen der Wesen, um zurückkehren zu können«, bemerkte ein Techniker. Lecufe wußte, daß er noch einen weiteren Vorteil in der Hand hatte – während des Eindringens der anderen Raumfahrer in sein Schiff hatte er einige Befehle gegeben, und sie waren befolgt worden.
Lecufe gab zurück:
»Schon möglich.«
Eine Stunde nachdem die beiden Männer die Zentrale verlassen hatten, hörte der Satellit auf, das Zentralgestirn aufzuheizen. Davon wußte auf Terra natürlich niemand etwas.
Der achte Tag – 9. Juni
Die schwarze Metallscheibe, im Strahlengang des Instruments untergebracht, das weit bis in den Mondboden hinabreichte, verdeckte die leuchtende Sonne. Die Scheibe war so angeordnet, daß sie die eine Million und dreihunderteinundneunzigtausend Kilometer des Sonnendurchmessers abdeckte. An den Rändern dieser Scheibe zuckte und loderte die Sonne wie die Flammen, die unter Alaska Saedelaeres Maske hervorschlugen.
Die äußere Sonnenatmosphäre oder Korona leuchtete in einem unheilbringenden, grünlichweißen Farbton. Das Weiß überwog. Das Sonnenlicht wurde von Staubpartikeln und stark verdünnten, erhitzten Gasen reflektiert, von Gasen wie Eisen und Nickel. Sie hatten eine Normtemperatur von mehreren Millionen Grad.
Noch vor vierundzwanzig Stunden hatten die Beobachter, die sich in acht Schichten ablösten, die Magnetfelder in den Sonnenflecken gemessen. Jetzt zeigten die Ferninstrumente nur noch Werte um viertausend Gauß, und die Innentemperatur der Flecken betrug kaum mehr als viertausendsechshundert Grad.
»Dave«, sagte einer der Männer. Seine Stimme entsprach seinem Zustand, sie war dunkel und tief vor Müdigkeit. »Diese Cappins haben es geschafft. Unsere Sonne ist wieder normal.«
Er schob zwei halbtransparente Meßblätter übereinander. Der Abstand, in dem sie angefertigt worden waren, betrug achtundvierzig Stunden. Das zweite, oberste Meßblatt war eben unter dem Stift des Kurvenschreibers hervorgezogen worden.
»Normal?«
»So gut wie. Sieh dir diese Kurven an.«
Die Kurven
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