Silberband 048 - Ovaron
ausgerechnet Gucky, der das Schweigen mit einem Kraftwort brach, das unverkennbar von Reginald Bull stammte. Er sprach es mit Inbrunst aus und schien sich danach sichtlich wohler zu fühlen. Gleichzeitig rutschte er aus dem Sessel und begab sich zur Couch, die er nun lange genug sehnsuchtsvoll betrachtet hatte. Mit einem Seufzer streckte er sich darauf aus und schloß die Augen. Womit er auch optisch demonstrierte, daß er die Nase endgültig voll hatte.
Ein leises Neidgefühl stieg in Rhodan hoch. Als Tschubai sich erheben wollte, um Gucky an seinen Platz zurückzuholen, sagte Rhodan:
»Lassen Sie ihn, Ras. Er hat vollkommen recht. Im Augenblick können wir nichts anderes tun als warten. Atlan wird zurückkehren. Erst dann sind wir in der Lage, neue Entscheidungen zu treffen. Hier sind wir sicher, glaube ich. Ab und zu werden wir im Enadatal nachsehen und dort einen Sender installieren, der in regelmäßigen Abständen einen Notruf abstrahlt. Gerafft und zu kurz, um angepeilt werden zu können. Wenn Atlan den Ruf empfängt, dann weiß er, daß wir Hilfe brauchen.«
»Wir sind hier sicher«, bestätigte Ovaron noch einmal. »Und für Sie besteht auch keine Gefahr mehr, sobald ich die Steuerzentrale für die Kampfroboter umprogrammiert habe. Betrachten Sie sich als meine Gäste.«
»Danke«, sagte Rhodan und sah zur Couch. Dann lächelte er und setzte leiser hinzu: »Pst, lassen wir den Kleinen schlafen, der hat die Ruhe verdient.« Gucky rührte sich nicht. Er hielt die Augen geschlossen und atmete regelmäßig.
»Wir werden uns inzwischen in Ovarons Speisezimmer begeben und erst einmal richtig essen. Kommt, aber seid leise und weckt Gucky nicht …«
Mit einem Satz war Gucky von der Couch an der Tür.
»Ohne mich essen! Das sieht euch ähnlich! Gehen wir …«
Er watschelte voran, und mit dem sicheren Instinkt eines ausgehungerten Raubtieres fand er den Weg.
Die anderen folgten ihm erheitert.
Selbst Ovaron, der neben Rhodan ging, mußte lachen.
Dabei war es gerade er, der am wenigsten Grund zum Lachen hatte.
Gucky allerdings auch nicht, denn Lord Zwiebus erwartete ihn bereits im Speisezimmer, mit vollen Backen kauend.
Er war schneller gewesen.
26.
Während die anderen Expeditionsteilnehmer sich in der Station schlafen legten oder etwas aßen, erläuterten Rhodan und Ras Tschubai Ovaron, was die Projektoren zeigten, die sie benutzen durften.
Es war zusätzliches Informationsmaterial aus den Archiven der Administration. Gucky hatte es, neben der anderen Ausrüstung, mitgebracht.
Die Abenteuer Rhodans und seines Teams während der ersten Zeitreise wurden wieder lebendig, daneben die Folgerungen und Berechnungen dieser Erlebnisse und die Analysen von Rechenmaschinen und historischer Forschung.
Noch einmal tobten die Kämpfe der Lemurer gegen die Präbios.
Ein zweites Mal wurde das Land der Türme geschildert, in denen sich die riesigen Herden von drei verschiedenen biologischen Zuchtergebnissen vermehrten.
Filme liefen ab, Bilder wurden gezeigt, Berichte wurden gesprochen, Kurven und Zahlen erschienen. Langsam begriff Ovaron mehr und mehr die Dinge – durch dieses Beweismaterial aus der Zukunft, aufgenommen bei den verschiedenen Gelegenheiten, bei den Vorstößen in die nähere Vergangenheit, erfuhr er alles über die verbrecherischen biologischen Experimente der Cappins und deren unglaublichen Erfolg.
Einmal sagte er erschüttert und leise:
»Vermutlich wollte niemand aus meinem Volk das, was wir hier sahen. Diese Entwicklung geschah ungewollt.«
Rhodan teilte seine Ansicht.
»Die Lemurer!« sagte Rhodan und wechselte einen der winzigen Datenträger aus.
Die Geschichte ging weiter.
Der Untergang der Lemurer wurde geschildert und dann die Anfänge einer neuen Menschheit, derjenigen, aus der Rhodan und seine terranischen Mitarbeiter stammten.
Schließlich endete die Vorführung.
»Verdammt!« rief Rhodan, nachdem er auf die Uhr geschaut hatte.
Alaska sagte erläuternd:
»Drei Stunden, Sir. Kürzer sind Einsichten solcher Tragweite kaum zu vermitteln.«
Sie begannen die Ausrüstung wieder einzupacken und verschlossen die Behälter.
»Ich …«, begann Ovaron, dann schüttelte er den Kopf und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück.
Der Pedotransferer, Träger der Tryzom-Körperchen, überlegte.
Er überlegte gleichzeitig zwei verschiedene Aspekte dieser vermittelten Erkenntnisse. Die beiden polaren emotionellen Empfindungssysteme arbeiteten in seinem Körper, und er wußte
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