Silberband 048 - Ovaron
wir annehmen, daß wir glücklicherweise noch unentdeckt geblieben waren.
Joak Cascal steuerte die Space-Jet so dicht über das Land, daß ich in Erwartung eines Aufpralls mehr als einmal die Augen schloß.
Am Horizont tauchte ein Höhenrücken auf. Wir waren schnell heran und wippten darüber hinweg. Gleich darauf drückte Cascal das Schiff wieder, schwenkte nach Steuerbord ab und flog nun parallel zu dem Höhenrücken zur Küste zurück. Zwischen ihr und uns lag ein Hochgebirge. Dort fanden wir vielleicht schnell genug ein Versteck, ohne geortet zu werden.
Perry Rhodan kümmerte sich nicht mehr darum, wohin Joak Cascal die Space-Jet steuerte. Er beriet sich leise mit dem Haluter. Wenig später zog er Gucky und Tschubai hinzu. Die Teleporter begaben sich kurz darauf in den Shift-Hangar.
Rhodan wandte sich anschließend an mich. Er deutete auf eine ferne Vulkankette an Backbord.
»Ich habe Gucky und Tschubai dort hinübergeschickt. Sie besitzen einen Teil unserer Spezialausrüstung. Sobald Cascal gelandet ist, schleusen wir uns alle mit dem Shift aus und versuchen, zu den Mutanten zu stoßen. Icho Tolot und der Paladin-Roboter werden zu Fuß marschieren, aber nicht zu unserem Treffpunkt, sondern direkt zur Küste. Sobald sich die Aufregung der Cappins etwas gelegt hat, fliegen sie nach Schweipon hinüber und lotsen uns hinter sich her. Noch eine Frage, Ovaron?«
»Nein«, antwortete ich. »Der Plan ist gut. Aber die Cappins werden nicht eher Ruhe geben, bis sie die Space-Jet gefunden haben.«
Rhodan schwieg verbissen und wandte sich ab.
Ich konnte mir vorstellen, was in seinem Kopf vorging, und ich erschauerte. Dieser Terraner zögerte nicht, alles – aber auch wirklich alles – zu riskieren, wenn es um die Sicherheit seiner Menschheit ging.
Inzwischen hatten wir das Hochgebirge erreicht. Es bot mit seinen zerklüfteten Wänden, engen Tälern und Schluchten zahllose Unterschlupfmöglichkeiten. Noch während Cascal und Lloyd nach einem Versteck für die Space-Jet suchten, baute sich vor uns eine vertikale, sehr mächtige Schichtwolke auf. Der Himmel verfinsterte sich. Da Taimon viel weiter als die Erde von der Sonne entfernt war, wurde es fast so dunkel wie auf der Erde bei klarem Neumondhimmel.
Wir flogen über das Firnfeld eines mächtigen Gletschers. Auf den Schirmen der normalen Tasterortung huschten breite Gletscherspalten vorüber.
Cascal verlangsamte den Flug, während wir das Gletschertor überflogen. Klickend erschienen Zahlen unter dem Objekttaster. Offenbar wollte Cascal wissen, ob wir mit der Space-Jet ins Gletschertor einfliegen konnten.
Das Ergebnis war leider negativ. Das Schiff schwenkte über dem Gletscherbach nach Steuerbord, passierte die Endmoräne und steuerte in ein enges Tal hinein. Es wurde noch dunkler. Kurz darauf befanden wir uns im dichtesten Schneegestöber. Auf den Panoramaschirmen waren nur noch wirbelnde weiße Massen zu sehen.
Ich bewunderte Rhodans Ruhe. Wahrscheinlich aber war es nur eiserne Selbstbeherrschung, die sein Verhalten bestimmte.
Er ließ Joak Cascal freie Hand, ohne ihn ungeduldig zu bedrängen.
Fellmer Lloyd beugte sich ein wenig vor, um einige Schirme besser ablesen zu können. Dann rief er Cascal.
Der Oberst nickte.
»Da haben wir etwas«, meinte er und schaltete die Bugscheinwerfer ein, nachdem er sie auf Infrarot umgestellt hatte.
Der Schirm der Infrarotortung zeigte das Ende des Tales und dahinter eine höchstens zehn Meter breite Schlucht. Cascal kippte die Space-Jet wieder einmal hochkant und steuerte sie vorsichtig hinein. Etwa hundert Meter weiter bugsierte er sie Zentimeter um Zentimeter in einen horizontalen Einschnitt, der von einem Felsüberhang gegen Sicht von oben gedeckt war.
Er drehte sich mit seinem Sitz um, wischte sich den Schweiß von der Stirn und rief:
»Das wäre es, Sir!«
Perry Rhodan sagte nur ein Wort:
»Raus!«
Wir beeilten uns, in den Shift zu kommen. Es wurde ziemlich eng in dem Allzweckfahrzeug, aber schließlich bekamen wir sogar Takvorian mit hinein.
Icho Tolot und der Paladin-Roboter stürmten indessen aus der Schleuse des Diskusschiffes und rannten den Weg zurück, den wir geflogen waren.
Wir folgten ihnen mit dem Shift, da wir nicht aufsteigen wollten. Bei dem Gletschertor bogen wir in ein Seitental ab. Es sah recht gut für uns aus. Bisher hatte uns noch kein einziger Tastimpuls getroffen.
Plötzlich holte Lloyd, der auch hier wieder die Ortung übernommen hatte, tief Luft.
»Fremdes Objekt im Anflug
Weitere Kostenlose Bücher