Silberband 049 - Welten in Angst
daß man vor zwei Tagen keinen Speicherstrom mehr für die Tiefkühltruhe hatte abzweigen können, weil er zur Erfüllung unbedingt lebensnotwendiger Arbeiten gebraucht wurde.
Die Genmechanikerin und Ärztin war zum Küchendienst abkommandiert worden – wegen ihrer großen chirurgischen Erfahrungen, wie Spötter behaupteten. Nun rümpfte sie die Nase über einen terranischen Hammel, der auf dem Arbeitstisch der Bordküche lag.
Sie griff zum Vibrations-Skalpell aus ihrer chirurgischen Ausrüstung und begann den Hammel zu zerlegen. Joak Cascal nahm die Stücke, rieb sie kräftig mit Salz ab und warf sie in den Kessel, der zur Abwechslung mit Synthetik-Brennstoff beheizt wurde. Nachdem die Teile eine Viertelstunde lang in kochendem Wasser gelegen hatten, fischte er sie mit einem langen Messer heraus und legte sie auf den inzwischen gereinigten und desinfizierten Arbeitstisch.
Claudia Chabrol prüfte die Stücke und nickte anerkennend. Der leichte Fäulnisgeruch war verschwunden. Nachdem sie sie gewürzt hatte, schob sie die Teile in den chemisch beheizten Grill.
Sie wusch sich die Hände sorgfältig, dann ging sie zur zweiten Kühltruhe, um einige Packungen grüne Bohnen herauszunehmen. Aber kaum hatte sie den Deckel geöffnet, da schrie sie auf und schlug ihn hastig wieder zu.
Joak Cascal sah die Ärztin fragend an.
»Sie haben … sich … bewegt!« stammelte sie.
Der Oberst schaute verständnislos drein.
»Sie haben sich bewegt …? Ja, zum Teufel! Wer sind ›sie‹?«
»Die Bohnen! Die Packungen mit den grünen Bohnen!«
Joak Cascal grinste verächtlich. Claudias Reaktion schien seine Meinung über das weibliche Geschlecht zu bestätigen. Pfeifend schlenderte er zu der Truhe und klappte den Deckel zurück.
Im nächsten Moment stand sein Mund ebenso offen wie die Tiefkühltruhe. Aus geweiteten Augen starrte er auf die beiden Bohnenpäckchen, die sich heftig bewegten. Plötzlich kam eine kleine nasse Schnauze zum Vorschein, dann zwängte sich ein plumper grauer Körper auf zwei Entenfüßen durch die Pakete.
Entschlossen schlug Cascal den Deckel zu und setzte sich darauf.
»Holen Sie bitte sofort Professor Kase, Claudia!« flüsterte er bestürzt. »Schnell!«
»Was haben Sie gesehen?« fragte sie.
Der Oberst fuhr mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn. »Anton!« hauchte er verstört. »Kases Taimoner ist wieder aus seinem Überwinterungsei geschlüpft.«
Claudia wurde blaß, dann lachte sie. Sie konnte sich kaum wieder beruhigen.
»Nun holen Sie den Professor doch endlich!« rief er nach einer Weile ungeduldig. »Oder soll ich bis zum Jüngsten Tag auf diesem Deckel sitzen!«
Sie verließ die Küche. Nach knapp drei Minuten kam sie wieder zurück, hinter sich den ertrusischen Mathelogiker.
Professor Tajiri Kase sah nur kurz auf Anton – oder Sir Anthony, wie er den Taimoner nannte –, dann fiel er in Ohnmacht.
»Sie werden den Speiseplan für heute ändern müssen, Claudia«, stellte Cascal trocken fest. »Heute gibt es kein Gemüse – und morgen auch nicht. Wir werden die Truhe nicht eher öffnen, bis Anton sich in seine Überwinterungsform zurückverwandelt hat.«
Nachdenklich betrachtete er den bewußtlosen Ertruser.
»Tajiri Kase wird wohl nicht so bald wieder auf einer fremden Welt ›Schneckenhäuser‹ sammeln.«
Als die Episode mit dem ›aufgetauten‹ Anton allgemein bekannt wurde, löste sie Heiterkeit aus. Die meisten Teilnehmer der Zeitexpedition betrachteten sie als willkommene Abwechslung, denn ihre Tätigkeit hatte notwendigerweise hauptsächlich im Warten bestanden. Lediglich Atlan blieb ernst.
Der Arkonide schlug vor, Anton für immer auf der Oberfläche Titans auszusetzen. Tajiri Kase gab jedoch zu bedenken, daß es zu Komplikationen führen mußte, falls das Überwinterungsei zur Zeit des Solaren Imperiums aufbrach, sobald der Titan eine künstlich geheizte Atmosphäre erhielt.
Man einigte sich schließlich darauf, den Taimoner in seiner Tiefkühltruhe bei Temperaturen um minus dreißig Grad Celsius zu belassen und erst nach der Rückkehr in die Jetztzeit die Truhe zu öffnen.
Perry Rhodan und Ovaron I hatten sich inzwischen von den beiden Teleportern wieder zum Höhlenversteck bringen lassen. Von dort aus teleportierten Gucky und Tschubai immer wieder in die Nähe des Depots.
Doch Ovaron II ließ sich nicht mehr im Freien sehen.
»Hoffentlich verläuft alles nach Plan«, sagte Rhodan zu Ovaron. »Heute müßte Ovaron II zur Erde starten, nicht
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