Silberband 052 - Exil im Hyperraum
richtige Ganjo und seine Begleiterin befinden sich auf meinem Raumschiff, und sein Geist ist in meinem Körper. Seine Geistesimpulse waren es nämlich, die das Zeichen auslösten, und von diesem Augenblick an konnte Guvalasch auf uns verzichten.«
»Er weiß nicht, ob er uns trauen kann«, warf Atlan ein. »Wir müssen uns von ihm trennen, sonst bekommen wir irgendwann ein Messer in den Rücken oder werden auf andere Art umgebracht.«
Er hatte recht, ich spürte es.
»Wer und was sind die Perdaschisten, denen du dich angeschlossen hast?« fragte ich dennoch.
Avimol musterte mich durchdringend, dann sagte er leise:
»Ich sehe keinen Grund, es zu verschweigen. Wir Perdaschisten versuchen, das Volk der Ganjasen über die verbrecherische Rolle der Pedolotsen aufzuklären. Wir wollen, daß der heimgekehrte Ganjo die uneingeschränkte Macht erhält.«
»Wie wollt ihr das …« fragte ich, einer Eingebung Ovarons folgend, »… wenn ihr nicht einmal zwischen dem echten und dem falschen Ganjo unterscheiden könnt?«
»Zeigt uns beide Ganjos, und wir werden herausfinden, welcher der echte ist«, gab Avimol schlagfertig zurück.
»Das ist zur Zeit unmöglich«, erwiderte ich. »Aber wie wäre es, wenn du uns zu den anderen Perdaschisten führtest? Wir würden gern mit ihnen zusammenarbeiten.« Und wir brauchen vor allem Hilfe, setzte ich in Gedanken hinzu.
Sofort spürte ich, wie der Uarter sich innerlich versteifte. Sein Argwohn wurde stärker. Wahrscheinlich dachte er, wir wollten die Organisation der Perdaschisten für irgendwelche dunklen Zwecke mißbrauchen.
»Ich würde euch nicht einmal hinführen, wenn ich wüßte, wie ich meine Freunde erreichen könnte«, erklärte Avimol.
»Was befindet sich in deiner Tasche?« fragte Atlan.
Das Gesicht des Uarters bekam einen wachsamen Ausdruck. Er wich einen Schritt zurück.
»Wer meine Tasche anrührt, stirbt!« rief er erregt.
»Wir haben uns ihren Inhalt vorhin angesehen«, behauptete ich.
Avimol zuckte zusammen und spannte seine Muskeln. Ich bewegte meinen Lähmstrahler ganz leicht, um ihn daran zu erinnern, daß die Mündung noch immer auf ihn gerichtet war. Da entspannte er sich seufzend. Meine kleine Psycholektion hatte gewirkt. Er wußte nun, daß wir uns nicht vor ihm fürchteten, was sein Selbstvertrauen ein wenig erschütterte.
»Allerdings …«, fügte ich hinzu, »… respektieren wir die Geheimnisse anderer Personen, solange sie sich nicht als unversöhnliche Feinde erweisen.«
Zu meiner Überraschung lachte der Uarter. Offenbar hatte er mich durchschaut. Immerhin lockerte das Lachen die Atmosphäre ein wenig. Auch Atlan und ich lächelten.
»Ich gehe jetzt«, sagte Avimol. »Vielleicht finde ich meine Freunde, dann werde ich ihnen über euch berichten. Mehr kann ich nicht tun.«
»Einverstanden«, versetzte ich. »Wir bleiben jedoch nicht hier. Aber ihr könnt eine Nachricht für uns in diesem Gewölbe hinterlegen.«
Avimol entgegnete nichts darauf. Er sah uns zögernd an, dann bewegte er sich von uns weg. Atlan und ich behielten ihn im Lichtkreis unserer Lampen.
Der Uarter fand mit traumhafter Sicherheit die Stelle, an der sein Vibratormesser lag, dann tauchte er in dem finsteren Stollen unter.
Wir warteten eine halbe Minute und folgten ihm danach so vorsichtig wie möglich. Doch Avimol mußte auf dem direktesten Weg nach oben gestiegen sein, und er hatte sich so lautlos bewegt, daß wir normalerweise gezögert hätten, ihm weiter zu folgen.
Als wir im Freien ankamen, stand die Sonne fast im Zenit. Atlan und ich blickten uns aufmerksam um, konnten den Uarter aber nirgends mehr entdecken.
Auch sonst ließ sich niemand sehen. Der Park war menschenleer bis auf einen alten Pilger mit schulterlangem weißem Haar, der leicht gebeugt durch das Gras schlurfte …
Atlan
Seit einigen Stunden waren wir auf der Flucht vor den Arrivawächtern, heraus in ein Dickicht vor der Stadt.
Der Wald schien überhaupt kein Ende nehmen zu wollen. Längst waren die Tempelanlagen unseren Blicken entschwunden. Vor uns ragten die Stämme großer Bäume empor. Falls die Arrivawächter unsere Spur gefunden hatten, hatten sie Zeit genug, das Gelände um die Stadt herum weiträumig abzuriegeln.
Perry und ich blieben abrupt stehen, als ganz in der Nähe ein dumpfes Grollen erscholl.
Links von uns tauchte ein gefleckter Körper auf, ein Paar gelbe Augen musterten mich abschätzend. Eine Art Raubkatze. Ich war froh darüber, daß sie zu uns gekommen war; aus diesem
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