Silberband 052 - Exil im Hyperraum
Eine Biotarnmaske hatte den Nachteil, daß man das Wesen war, das man darstellte, mit allen Vor- und Nachteilen.
Avimol wußte, daß er als alter schwacher Mann niemals die Ruine durchsuchen konnte. Er sah sich wachsam um, entdeckte aber nirgends einen Pilger oder Diener. Auf allen vieren kroch er hinter einen Mauerrest und verwandelte sich in Avimol zurück.
Fast augenblicklich nahm er Geräusche und Gerüche wahr, die ihm in seiner Maske verborgen geblieben waren. Er hörte, daß sich tief im Innern der Tempelruine zwei Personen bewegten, Männer, die stark transpirierten, allerdings nicht vor Angst, sondern als Folge einer Anstrengung. Die Art ihrer Bewegungen zeugte von gewissen Erfahrungen in der relativ lautlosen Fortbewegung, und auch das Fehlen einer akustischen Verständigung sowie ständige Pausen verrieten entsprechende Erfahrungen.
Dennoch glaubte Avimol nicht daran, daß die beiden Männer Arrivawächter waren. Er entdeckte nämlich die Spuren, die sie hinterlassen hatten, und bemerkte, daß sie versucht hatten, sie zu verwischen.
Die beiden flüchtigen Terraner fielen ihm ein. Grimmig dachte er daran, daß sie versucht hatten, den Ganjo für ihre verbrecherischen Zwecke zu mißbrauchen. Zorn wallte auf. Zwar beabsichtigten die Pedolotsen ebenfalls, den Ganjo eines Teils seiner Macht zu berauben, aber die Pedolotsen waren wenigstens keine Artfremden, sondern Ganjasen.
Bei allem zu Recht gewecktem Mißtrauen hatte Guvalaschs Darstellung der Dinge den Uarter in diesem Punkt überzeugt.
Avimol zückte sein Vibratormesser und verließ seine Deckung mit genau ausgewogenen Bewegungen. Er folgte den Spuren der beiden Männer so lautlos wie ein Schatten, tauchte durch ein Loch in die Dämmerung eines feuchten Gewölbes ein und schlich zielstrebig weiter.
Als er merkte, daß die Männer sich nicht mehr bewegten, stutzte der Uarter. War es möglich, daß sie ihn gehört hatten? Kaum denkbar. Dennoch standen sie bewegungslos irgendwo zwanzig Schritte vor ihm in der Dunkelheit, und in ihren Schweißgeruch mischte sich eine Spur von Erregung.
Avimol schlug einen Bogen, stieg eine glitschige Treppe hinab, eilte lautlos durch einen Stollen und näherte sich seinen Opfern von der entgegengesetzten Seite. Einmal bewegten sich die Männer, aber nur um einige Schritte. Sie standen nun nicht mehr beisammen, sondern mehrere Schritte voneinander entfernt.
Der Uarter grinste flüchtig. Er war inzwischen ziemlich sicher, daß er die beiden Terraner vor sich hatte, und er wollte sie töten, weil sie Verräter waren.
Nach einiger Zeit kroch Avimol durch einen größtenteils verschütteten Gang. Durch ein Loch in der Wand spähte er in die Dunkelheit eines modrigen Gewölbes. Für ihn bedeutete die Finsternis allerdings keinen Nachteil, sondern sie gab ihm einen Vorteil gegenüber den Opfern. Zwar konnte auch ein Uarter nicht im Dunkeln sehen, aber er spürte jede Bewegung und hörte auch den leisesten Atemzug.
Die Terraner hatten sich getrennt. Einer wartete neben einer halbzersplitterten Säule links von Avimol, der andere hinter einem Haufen von Kunststeinblöcken rechts davon. Beide blickten zu dem einzigen Zugang, den das Gewölbe besaß.
Einer Schlange gleich zwängte sich Avimol Millimeter um Millimeter durch den engen Mauerspalt. Die Terraner bewegten sich nicht von der Stelle. Der Uarter verursachte kein Geräusch, er hatte sogar den Atem angehalten.
Dann hatte Avimol es geschafft. Er stand auf dem Boden des Gewölbes und huschte mit stoßbereitem Messer auf den Terraner neben der Säule zu.
Im nächsten Moment krachte etwas gegen seinen Arm. Das Vibratormesser flog in die Dunkelheit und prallte klirrend gegen die Wand. Ein zweiter Schlag verfehlte den Uarter um Millimeter.
Avimol rollte sich über den Boden, sprang katzengleich hoch und spürte die beiden Terraner ganz in seiner Nähe. Er war verblüfft über die unerwartete Reaktion seiner Opfer und konzentrierte sich deshalb ganz auf seinen nächsten Angriff. Diesmal würde er die Terraner töten, auch ohne sein Vibratormesser.
Wie ein Blitz schnellte er durch die Dunkelheit, die Hände vorgestreckt und zum Drehgriff bereit, der einem Gegner das Genick brechen würde. Im letzten Moment spürte er, wie ihm sein Opfer entwich. Ein Stiefel krachte gegen seine Stirn und warf ihn zurück. Der Uarter knurrte zornig. Er nutzte die Bewegung aus, die ihm der Tritt gegeben hatte, drehte sich im Fall und bekam seinen Gegner zu fassen.
Er stieß seinem Opfer den
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