Silberband 052 - Exil im Hyperraum
mühsam.
»Mich hat es auch erwischt, Chef. Ich fürchte, wir sind schon alle infiziert. Die DOLDA wird den nächsten Handelsplaneten nie und nimmer erreichen. Vorher sind wir alle umgekommen …«
»Ruhig!« brüllte Balton Wyt ihn an. »Willst du den Rest der Männer auch noch verrückt machen? Wo steckt Regus?«
»Er hat ein Begräbnis, Chef. Jean hat es überstanden. Wenn ich dir einen guten Rat geben darf, dann diesen: Bleib in deiner Bude und versuch, irgendwo zu landen, auch wenn es ein unbewohnter Planet ist. Verlasse das verseuchte Schiff und schlag dich in die Büsche. Lieber mit Affen leben, als überhaupt nicht leben.«
»Wo stehen wir jetzt überhaupt?«
»Eastside, am Rand des Blues-Sektors. Entfernung von Terra ungefähr 37.000 Lichtjahre. Das schaffen wir nie.«
»Wollen wir auch nicht. Wenn die etwas von einer Seuche hören …«
»Es gibt ein paar relativ unbekannte Systeme in der Umgebung von tausend Lichtjahren, Chef. Techmas Stern zum Beispiel. Soll nur einen Planeten haben, ungesund und wenig Sauerstoff. Aber Techmas Stern ist einer von fast hundert im Sternhaufen EX-2830. Unerforscht, die Sonnen stehen jedoch dicht zusammen. Ein Kinderspiel für die alte DOLDA.«
»Gib mir Bescheid, wenn Regus zurück ist«, sagte Balton Wyt und unterbrach die Verbindung.
Vielleicht war alles halb so schlimm, vielleicht waren sie nicht alle von der Seuche erfaßt worden. Er würde auf alle Fälle seine Kabine nicht mehr verlassen. Im Kühlfach waren noch Lebensmittel für einige Tage, verhungern würde er also kaum. Und auch mit Jenner Fox oder Regus Ferrin würde er nur noch über Interkom Kontakt aufnehmen.
Notfalls würde er die DOLDA vom Bett aus zum nächsten Planeten bringen.
Balton Wyt war einer jener Freifahrer, deren oberster Gebieter einmal Roi Danton gewesen war. Das war auch der Grund, warum sie von den Schiffen des Solaren Imperiums nicht verfolgt oder kontrolliert wurden. Mit einer tödlichen Seuche an Bord veränderten sich die Verhältnisse allerdings.
Es war Balton Wyt klar, daß er mit seinem Schiff keinen bewohnten Planeten anfliegen durfte. Nicht nur die Gewißheit, keinen freundlichen Empfang zu erhalten, hinderte ihn daran, sondern der Rest von Verantwortungsgefühl, der ihm verblieben war.
Regus Ferrin meldete sich von der Kommandozentrale aus.
»Hör zu, Balton, es sieht schlecht aus. Vier weitere Männer sind erkrankt. Hoffnungslos! Ich habe sie bereits in die Todeskammer geschickt, denn es gibt keine Möglichkeit, ihnen zu helfen. Jenner hat zwar noch keine Flecken, aber ihm wurde übel. Ich fürchte, er ist auch bald soweit.«
»Und was ist mit dir?« erkundigte sich Wyt mißtrauisch.
Ferrin grinste. »Bis jetzt noch nichts, wenn du das meinst. Wir beide scheinen immun zu sein.«
»Trotzdem bleibst du dort, mein Freund. Ich habe die Tür verschlossen.«
»Keine Sorge. Aber auch das würde dir nichts helfen, denn die gesamte Atemluft der DOLDA ist infiziert.«
Wyt sah Ferrin wütend an.
»Du hast eine seltene Art, deine Mitmenschen zu erschrecken.«
»Ich sage dir nur die Wahrheit, Balton. Wenn das so weitergeht, haben wir das Ende unserer Reise erreicht.«
Wyt schüttelte den Kopf. »Noch nicht, Regus, noch nicht! So schnell gebe ich die Hoffnung nicht auf. Noch sind wir beide nicht krank. Vielleicht hast du in der Annahme recht, daß wir immun sind. Bist du in Imax-Neo-City ausgegangen?«
»Natürlich nicht! Ich werde mein Geld doch nicht …« Regus unterbrach sich. »Mensch, Balton, das ist vielleicht unsere Rettung! Die anderen haben …«
»Warten wir ab«, dämpfte Wyt den Optimismus seines Freundes. »Sieh dir inzwischen die Spezialkarten von EX-2830 genauer an. Nimm Kurs darauf!«
Regus Ferrin nickte.
Balton Wyt hingegen versetzte sich im Geist noch einmal in jene Zeit zurück, da er mit seiner wertvollen Ladung den Planeten Imax-Neo ansteuerte und dort landete. Er versuchte, sich an jede Kleinigkeit zu erinnern, die mit der Krankheit in Zusammenhang stehen konnte.
Er hatte zehn Mann Besatzung, obwohl die DOLDA ursprünglich für eine Besatzung von etwa fünfzig Mann konstruiert worden war. Die überflüssigen Kabinen hatte Balton in Laderäume umbauen lassen, als er seine eigene Kabine in eine Ersatz-Kontrollzentrale verwandelte. Natürlich handelte es sich dabei keineswegs nur um einen Ersatz, denn in seiner Kabine befanden sich die modernsten Kontrollinstrumente, die es damals gab. Er konnte, wenn er das wollte, sogar die Hauptzentrale
Weitere Kostenlose Bücher