Silberband 052 - Exil im Hyperraum
rollte, und sah, daß Atlan eine transportable Impulskanone in Stellung hatte bringen lassen.
Der Arkonide bemerkte Rhodans Blick und grinste. Er war sich ebenso wie Rhodan darüber im klaren, daß ein einziger Schuß aus dieser Waffe eine Zentralewand zertrümmert und einen Großteil aller Anlagen funktionsunfähig gemacht hätte. Der Arkonide schien jedoch gewillt zu sein, dieses Risiko einzugehen. Er schien damit zu rechnen, daß eine verzweifelte Gegenwehr nötig werden könnte.
An den Kontrollen hatte Oberst Korom-Khan seinen Stellvertreter Ahrat wieder abgelöst, der Kasoms Posten übernommen hatte.
Ahrat gesellte sich zu den Männern, die das fremdartige Gebilde umringt hatten. Auf seiner Stirn sah man noch die Abdrücke der schweren SERT-Haube.
Oberst Manis sah Ahrat an. »Sie sollten sich jetzt in Ihrer Kabine ausruhen, Oberstleutnant.«
Ahrat lächelte. »Ich warte, was hier geschehen wird«, gab er zurück. »In meiner Kabine würde ich doch keine Ruhe finden.«
Hartom Manis schwieg verbissen. Meist wurde er sauer, wenn man seine Anweisungen ignorierte, aber Ahrat konnte sich ein solches Verhalten aufgrund seiner Stellung unter den Offizieren erlauben.
Rhodan erkannte, daß Manis nervös war. Der Ertruser sah die MARCO POLO als eine Art Eigentum an. Es machte ihn verrückt, daß dieser Besitz von einer fremden Macht bedroht wurde.
Der Gegenstand, der alle Aufregung ausgelöst hatte, war inzwischen auf den Boden gesunken und bewegte sich kaum noch. Deutlich waren jetzt zwei tonnenförmige, meterhohe Beine zu sehen. Ungefähr in der Mitte des fast kugelförmigen Körpers ragten zwei dicke kurze Arme hervor. Der riesige Kopf saß direkt auf den breiten Schultern. In ihm bildeten sich Augen, die wie Bälle aussahen, eine flache Nase und ein breites fischähnliches Maul.
»Es ist tatsächlich ein Lebewesen!« stellte Waringer mit Genugtuung fest. »Ein richtiger Riese.«
Rhodan beobachtete die Entwicklung der Kreatur voller Mißtrauen.
Am stärksten beschäftigte ihn die Frage, wie das Wesen in die Zentrale der MARCO POLO gelangt war. Ein Teleportersprung schied aus, denn Rhodan wußte, daß eine Materialisation wesentlich anders verlief.
Vielleicht besaßen die Fremden einen Fiktivtransmitter.
Die Kreatur kam zur Ruhe. Sie öffnete ihr Maul und begann in schrillen Tönen zu schreien. Der Lärm tat Rhodan in den Ohren weh, aber er glaubte ein paar Worte Gruelfin aus dem Geschrei herauszuhören.
Der Riese bewegte seine stummelförmigen Arme, als wollte er die Terraner zur Friedfertigkeit ermahnen.
Rhodan war sicher, daß der Fremde jetzt seine endgültige Form gefunden hatte.
Der Terraner sah einen grünhäutigen Koloß vor sich. Der nackte Körper des Riesen wurde von gewaltigen Speckfalten überlagert. Ein Hals war nicht zu sehen, aber die Kreatur konnte ihren Kopf blitzschnell bewegen. Das Erstaunlichste an diesem Körper waren die tennisballgroßen Augen, die am Ende von Tentakeln hingen und fast einen Meter weit ausgefahren werden konnten. Während der fette Riese mit seiner sirenenähnlichen Stimme schrie, bewegte er diese Augen scheinbar ängstlich in alle Richtungen.
Erst jetzt wurde sich Rhodan der Tatsache bewußt, daß vierzig Männer ihre Waffen auf den Fremden gerichtet hielten. Fast verlegen ließ er seinen Strahler sinken.
»Sprich langsamer und leiser!« rief er der Kreatur zu. »Wir können dich dann besser verstehen.«
Der Riese unterbrach einen Augenblick sein Gejammer, richtete seine Glotzaugen auf Rhodan und begann dann wieder zu schreien.
»Ich bin völlig harmlos!« kreischte er. »Ihr dürft mich nicht töten. Ich habe niemandem etwas getan. Steckt die Waffen weg.«
Das große, unbeweglich aussehende Wesen schien tatsächlich Angst zu empfinden. Rhodan jedoch blieb mißtrauisch. Er glaubte den Beteuerungen des Fremden nicht.
»Wie kommst du an Bord dieses Schiffes?« rief Atlan dem Riesen zu.
»Das weiß ich nicht!« schrillte der fünf Meter hohe Gigant. Sein Fischmaul zuckte. »Ich arbeite als Arzt auf einem Sumpfplaneten. Dort muß ich im Schlamm versunkene Wurzeln wieder zum Leben erwecken.«
»Es ist offensichtlich, daß er lügt«, meinte Danton.
Rhodan wandte sich an Gucky.
»Was sagen seine Mentalimpulse?«
»Nichts!« gab der Mausbiber zurück. »Er ist nach wie vor parapsychisch tot.«
Für Rhodan bedeutete das keine Überraschung. Er behielt den Strahler schußbereit in der Hand. Er traute diesem auf so geheimnisvolle Weise an Bord erschienen Fremden
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