Silberband 052 - Exil im Hyperraum
Bord. Es ist ein grünhäutiger Riese, der sich Florymonth nennt. Wir wissen nicht viel über ihn, aber er ist sehr wichtig für uns. Er darf nicht angegriffen oder verletzt werden. Nach Möglichkeit ist er anständig und zuvorkommend zu behandeln. Das wäre vorläufig alles.«
Rhodan erhob sich und begab sich wieder in die Mitte der Zentrale, wo Florymonth noch immer zwischen den Bewaffneten stand und jammerte.
Entschlossen schob Rhodan seinen Kombistrahler in die Gürteltasche.
»Die Waffen weg!« befahl er. »Florymonth ist unser Gast und wird entsprechend behandelt.«
Atlan, der sich mit dem Oberkörper auf die Impulskanone lehnte, schüttelte den Kopf. Er ließ es jedoch zu, daß zwei Techniker die Kanone auf eine Antigravplatte rollten und hinausschoben.
Rhodan wandte sich an den grünhäutigen Giganten.
»Wir gewähren dir Gastfreundschaft!« rief er ihm zu. »Du brauchst nicht zu befürchten, daß dir irgend etwas geschieht.«
»Werde ich auch nicht untersucht?« kreischte Florymonth.
»Natürlich nicht!« Rhodan winkte den Männern zu, daß sie sich zurückziehen sollten. Er wollte sehen, wie der Fremde sich verhielt, wenn er vollkommen in Ruhe gelassen wurde.
Florymonth ließ seine häßlichen Augen kreisen. »Gibt es irgendwo an Bord kranke Wurzeln, die ich heilen könnte?«
»Nein«, sagte Rhodan. »Wir haben unsere eigenen Ärzte.«
Florymonth machte ein paar zögernde Schritte. Noch schien er nicht glauben zu können, daß ihm keine Gefahr drohte.
Rhodan beugte sich zu Danton hinüber.
»Du läßt ihn nicht aus den Augen!« flüsterte er seinem Sohn zu.
Der ehemalige Freihändler nickte. Er hatte verstanden.
»Versuchen Sie alles über ihn herauszufinden, was ohne Anwendung von Gewalt überhaupt möglich ist«, wandte Rhodan sich jetzt an Kase. »Ich will wissen, wer er ist und woher er kommt.«
Kase meinte unlustig: »Das wird nicht einfach sein.«
»Das weiß ich. Tun Sie, was Sie können. Bleiben Sie mit Ihren Meßgeräten immer in seiner Nähe.«
Sie beobachteten, wie Florymonth vor einer Lücke zwischen zwei Speicherbänken stehenblieb. Gleich darauf lernten sie eine neue Fähigkeit des Riesen kennen. Florymonth wurde größer und schlanker, bis er die Lücke passieren konnte. Nachdem er durchgeschlüpft war, watschelte er auf den Ausgang zu.
»Was hat er vor?« fragte Atlan beunruhigt.
Rhodan antwortete nicht.
»Ich bin euer Freund!« schrie Florymonth auf, als ihm zwei Offiziere entgegenkamen. »Ihr dürft mir nichts tun. Ich bin der beste Sumpfarzt dieser Galaxis.«
Die beiden Raumfahrer sahen ihn entgeistert an.
»Bringt mir kranke Wurzeln!« schrie Florymonth und fuchtelte mit seinen Stummelarmen in der Luft herum. »Ich helfe ihnen. Ich bin euer Freund.«
Kreischend und gestikulierend verschwand er im Korridor. Danton folgte ihm.
Kase nickte seinen beiden Assistenten zu.
»Wahrscheinlich können wir ein paar Wochen lang unsere Ausrüstung hinter ihm herschleppen«, unkte er.
Sie hörten Florymonth noch eine Weile schreien, dann hatte er sich so weit von der Zentrale entfernt, daß seine Stimme zu einem dünnen Winseln wurde und schließlich völlig erstarb.
Die Stille war zwar angenehm, aber Rhodan befürchtete, daß sie der Auftakt zu einigen Ereignissen von weitreichender Bedeutung sein würde.
Tormank Kasteos bestrich die Bruchstelle des Pflanzenstiels mit Kontrastflüssigkeit, die sofort in das Mark eindrang und es unter dem Mikroskop besser sichtbar machte. Jetzt konnte Kasteos deutlich die Mikroorganismen im Mark erkennen. Die meisten waren bereits abgestorben, aber es bestand kein Zweifel daran, daß sie bei lebenden Pflanzen als Kreislaufträger und Wasserzubringer arbeiteten.
Tormank Kasteos zuckte zurück und winkte einen seiner Assistenten herbei. »Schauen Sie mal durchs Mikroskop!«
Der junge Mann nahm den Platz ein, den Kasteos für ihn geräumt hatte.
»Die Richtigkeit meiner Annahme ist also erwiesen«, triumphierte Kasteos. »Äußerlich sehen diese Pflanzen aus wie unzählige andere. Aber sie leben mit Mikroorganismen in Symbiose. Ein einmaliges Schauspiel. Beachten Sie, daß das Mark relativ porös ist.«
Der Assistent über dem Mikroskop nickte.
»Sie brauchen zunächst die Theorie«, bemerkte Kasteos und war damit bei seinem Lieblingsthema angelangt. »Sie können nicht aufs Geratewohl Untersuchungen anstellen. Der beste Helfer für eine vernünftige Theorie ist die Statistik. Natürlich bedeutet Statistik immer Fleißarbeit, an der ihr
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