Silberband 054 - Finale für Pluto
Position stehen. Der
Planet Pluto war in Auflösung begriffen, und seine Trümmer flogen in Richtung auf das riesenhafte
Metallobjekt, das sich, zweihunderttausend Kilometer von ihm entfernt, zusammenballte.
»Pluto wird diesen Zusammenschluß nicht überstehen!« sagte Hachin Tsho Nashooshi, als er
wieder in der Zentrale erschien. Auf den Bildschirmen sahen sie die beginnende Katastrophe, und
auf dem Schaubild im Mittelpunkt der Zentrale sahen sie die zahllosen Echos der Sammler. Sie
ergaben jetzt ein Bild wie ein Sternhaufen, dessen Außensterne sich einzeln bewegten. Der Kern
war dicht und kompakt. Er maß bereits dreißigtausend Kilometer im Durchmesser.
»Was wird geschehen?« fragte sich Rapyrosa.
Er war kolossal erleichtert: Alle seine Männer und die wichtigen Datenträger waren in
Sicherheit. Hätte die THESEUS nicht ohne Befehl eingegriffen – sie wären alle verloren
gewesen.
Wie die Takerer, die dort eingeschlossen waren.
»Dieser Vorgang ist in der ganzen Galaxis beispiellos. Eine derartige Masse von robotischen
Körpern gibt es nicht ein zweites Mal«, sagte Nashooshi leise. Wie alle anderen Männer
betrachtete er abwechselnd das optisch einwandfreie Bild auf der Panoramagalerie und die
zweifarbige Anlage auf dem flachliegenden Bildschirm der Ortungsabteilung.
»Das ist ein Phänomen aus einer anderen Milchstraße. Mit unserem Verhältnis zur Technik ist es
nicht zu vereinbaren«, meinte der Leiter des zweihundertköpfigen Einsatzteams. Er legte Motaen
die Hand auf den Arm und fragte leise: »Steht die Transmitterverbindung zwischen der THESEUS und
dem Hauptquartier schon wieder?«
»Unsere Techniker arbeiten gerade daran, Lefton.«
Die Entwicklung ging weiter.
Nach weiteren sechs Stunden befand sich anstelle des Wirbels eine kompakte Masse. Ihr
Durchmesser betrug etwas weniger als neunundvierzigtausend Kilometer und entsprach etwa einem
leicht geschrumpften Planeten Neptun. Pluto aber lag in den letzten Zuckungen. Der Planet
zerbrach in Milliarden Trümmer, heftige Beben sprengten immer mehr vom festen Kern ab, und diese
Bruchstücke jagten durch den freien Raum auf die ungleich größere Kugel dicht neben dem
ehemaligen neunten Planeten zu.
Nur ein winziger Auswuchs auf diesem gigantischen runden Ding war der Obelisk.
Der OVARASCH, identisch mit der Urzelle der Urmutter.
»Und dort sind jetzt Vascalos Takerer eingeschlossen!« meinte der Kommandant. »Furchtbar!«
Rapyrosa sagte leise, aber mit fester Stimme: »Jeder Angreifer muß immer damit rechnen, daß er
und nicht sein Gegner das Opfer sein kann.«
»Das macht die Takerer weder sympathischer noch lebendiger«, sagte Hachin kalt.
Rapyrosa nickte beklommen.
»Die Grundzelle, ein gewaltiges Robotgehirn mit Erinnerungen und Informationen, die sie seit
zweihundert Jahrtausenden gesammelt hatte, ist völlig einspurig auf das Fundamentalprogramm
eingestellt«, murmelte er. »Was wir nicht kennen, ist der Endpunkt dieses Programms. Was wird die
Urmutter tun?«
»Keine Ahnung!«
Der Planet Pluto existierte nicht mehr.
Die terranische Flotte wartete noch immer, denn der Alarm war keineswegs aufgehoben
worden.
Ebenfalls befanden sich sämtliche planetaren Forts in Alarmbereitschaft und warteten auf neue
Befehle.
Jedermann, der nicht schlief, wartete auf Nachrichten: Sämtliche eingeschalteten Bildschirme
zeigten die Bilder, die vom Nachrichtenschiff THESEUS und anderen Einheiten aufgenommen wurden.
Die Verbindung per Hyperfunk und Flottenwelle funktionierte zufriedenstellend. Die Terraner sahen
zu, wie die letzten Trümmer des Planeten Pluto auf den neuen Kunstplaneten niederprasselten.
Rapyrosa ging eine Stunde später mit seiner Mannschaft durch den Transmitter und
rematerialisierte im terranischen Hauptquartier.
Die Menschheit des Solsystems wartete angespannt und schockiert auf die weitere
Entwicklung.
Was würde jetzt noch geschehen?
Es geschah am sechsundzwanzigsten Juli 3438, eine Stunde vor Mitternacht –
Normalzeit Terras.
Ein Funkspruch, der auf Flottenwelle und auf der Dakkarebene ausgestrahlt wurde, wurde
aufgefangen.
»Ich bin die Urmutter.
Ich habe durch meine Berechnungen und Informationen erfahren, daß ich mit allen
meinen Sammlern und Vasallen, die von mir selbst produziert wurden, zu mächtig geworden war. Man
konnte mich oder meine Teile dazu benutzen, verwerfliche Dinge im Sinne meiner einprogrammierten
moralischen und ethischen Maximen durchzuführen. Dies ist mehrfach
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