Silberband 054 - Finale für Pluto
weiterrannten, schaltete Rapyrosa den Kanal ein, auf dem er zuletzt mit Hachin
Tsho Nashooshi gesprochen hatte. Er sagte keuchend ins Mikrophon:
»Hachin, ich rufe Sie! Antworten Sie schnell!«
Die tiefe Stimme des Indianers kam aus dem Lautsprecher.
»Ich bin im Anflug und bugsiere die THESEUS gerade zwischen zwei mächtigen Sammlern hindurch.
Sie weichen nicht aus, sie schließen sich aber auch nicht enger zusammen. Ich sehe inzwischen den
Obelisken … ja, auch die Spitze. Ich nehme direkten Kurs darauf.«
Lefton sah sich um, seine Leute konnten ihm noch folgen. Er spürte, wie ihm der Schweiß über
die Stirn lief und in den Brauen versickerte. Sein Atem ging rasselnd.
»Gut. Ich bleibe in Verbindung. Wir sind ungefähr fünfhundert Meter von der Spitze
entfernt.«
Die Terraner hatten kaum Zeit, die Einrichtung zu betrachten. Aber das Bewußtsein, daß das
Nachrichtenschiff in unmittelbarer Nähe war, beruhigte sie etwas. Dadurch fiel das
Treppenklettern jedoch kaum leichter. Mit stechenden Lungen sprangen die Flüchtenden weiter, von
Stufe zu Stufe. Die erste Abteilung holte unmerklich auf.
Einige Minuten später ertönte die Stimme der Urmutter:
»In wenigen Minuten wird die Luftversorgung außer Funktion gesetzt. Bereitet
euch darauf vor.«
»Verstanden! Helme zu, Anzug Versorgung anschalten!« brüllte Rapyrosa nach hinten und
überholte einen Mann, der ihm zunickte. Auch das Gesicht des Funkfachmannes war schweißbedeckt.
Jetzt trat das Wettrennen mit dem Tod in seine letzte, entscheidende Phase. Noch rund einhundert
Decks, rund fünfhundert Meter gerade Entfernung. Die Männer liefen wie die Automaten weiter.
Ununterbrochen … Treppe um Treppe, Stufe nach Stufe …
Einige Minuten später konnte man im Nachrichtenschiff, das jetzt die Fahrt
abbremste und sich vorsichtig entlang dem Obelisken schob, um die Spitze zu erreichen, zwei
erstaunliche Vorgänge registrieren.
Zuerst setzte sich ein riesiger Sammler mit einer großen, leicht abgerundeten Oberfläche,
geformt wie ein riesiger Spitzkegel, dessen Seitenfläche sich in Tausende von Ecken und Kanten
gliederte, in Bewegung.
Er näherte sich langsam und behutsam dem unteren Teil des mächtigen Obelisken. Dann bugsierte
er sich derart heran, daß in das große, gähnende Loch seiner glatten Oberfläche genau das
Unterteil der Säule paßte. Meter um Meter glitt dann die Konstruktion vorwärts, bis die
Unterseite der Röhre genau über dem Loch schwebte.
Motaen flüsterte gebannt: »Ein kosmisches Puzzlespiel. Die Sammler setzen sich zusammen.
Dieser hier war vermutlich einst das Fundament des Obelisken.«
Der Indianer schob das Lederband höher in die Stirn und zog an seiner kalten Tonpfeife. Er
sagte leise: »Da, sehen Sie – der Obelisk paßt genau in die Aussparung.«
»Tatsächlich.«
Der Männer der THESEUS sahen schweigend zu, wie sich der riesige Sammler langsam über den
säulenartigen Obelisken schob. Meterweise glitt die langgestreckte Form in die Aussparung hinein,
bis schließlich durch die gesamte Doppelkonstruktion ein leichter Ruck ging. Beide Bestandteile
saßen fest.
Zwischen den unmerklich sich bewegenden Sammlern klaffte eine Lücke, durch die man die Sterne
sah. Als die THESEUS mit kleinen Stößen der Normaltriebwerke, aber mit eingeschalteten
Schutzschirmen wieder etwas Fahrt aufnahm, um sich der Spitze des Obelisken zu nähern, sahen die
Besatzungen, wie sich drei Sammler, die von drei verschiedenen Richtungen kamen, zusammenschoben.
Aus ihnen entstand binnen zweier Minuten eine weitaus größere, aber logisch aneinanderpassende
Form.
»Sollte dies das Fundamentalprogramm sein?« fragte Motaen leise.
Er war fasziniert davon, wie sich ohne jede sichtbare Energieentfaltung diese Teile, die
größer waren als Riesenboliden, vereinigten. Jetzt schwebte die THESEUS, umgeben von einer
unregelmäßigen Hohlkugel aus Sammlern, direkt vor der Spitze des Obelisken.
Plötzlich bildete sich in der Spitze ein schmaler, heller Spalt. Der Spalt verbreiterte sich
zu einem Quadrat, und man sah deutlich, daß dies eine Luke war.
Der Kommandant schob seine Tonpfeife unruhig von einem Mundwinkel zum anderen. Endlich, als
ihn die Unsicherheit und das Warten nervös gemacht hatten, fragte er laut:
»Verdammt! Immer noch keine Nachricht von Lefton?«
»Nein, nichts, Sir!« antwortete einer der Männer. Sie warteten weiter.
Vascalo hatte sich noch immer nicht von seiner Betäubung erholt. So
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