Silberband 055 - Der Schwarm
nach einer Weile, hörte ich sein Winseln wieder in meiner Nähe. Jetzt schien meine letzte Stunde geschlagen zu haben. Mit geschlossenen Augen erwartete ich das Ende.
Das Winseln war lang anhaltend und kläglich – und wurde in der nächsten Sekunde von einem Bersten und Krachen übertönt.
Der Welsch schlug um sich, sein schlangenförmiger Körper zuckte verzweifelt auf und ab, der schwere Schädel warf sich hin und her. Aber er konnte sich trotz aller Kraftanstrengung nicht mehr aus der Fallgrube retten. Er brach ein und wurde von den Eisenstangen aufgespießt.
Ich befreite zuerst meinen rechten Arm und dann die Beine von den Fesseln. Dann klammerte ich mich in einer gewaltigen Kraftanstrengung meiner Beine an den Mast und befreite auch meinen anderen Arm. Vorsichtig glitt ich an dem Mast in die Fallgrube hinunter. Als ich unten ankam, zuckte der Welsch noch ein letztes Mal und war dann tot.
Ich brach vor Erschöpfung zusammen.
Es war Mittag des nächsten Tages, als ich wieder einigermaßen erfrischt und gestärkt war. Ich war die Nacht hindurch ohne Bewußtsein gewesen und wußte deshalb nicht, was um mich vorgegangen war. Es war mir auch gleichgültig. Ich lebte, und das allein zählte. Nach meinem Erwachen hatte ich in der Grube ein Feuer entzündet, hatte mir – wenn auch mit großem Widerwillen – Jims Messer geholt und anschließend ein Stück Welschfleisch gebraten. Trotz der widrigen Umstände aß ich mit Heißhunger. Danach hatte ich ein wenig ausgeruht und war schließlich darangegangen, den Welsch zu zerteilen.
Jetzt war ich blutbesudelt wie ein Schlächter. Ich war in einem Warenhaus ganz in der Nähe gewesen und hatte mich in den Trümmern eines Spiegels betrachtet. Allerdings war ich nicht aus diesem Grund hingegangen. Ich hatte mich für einen der Einkaufswagen interessiert, die einen Elektromotor besaßen und ihre Energie von einer kleinen, aber leistungsstarken Batterie bezogen. Ich fand auch bald einen solchen Wagen, mußte aber feststellen, daß die Batterie keinen Kraftstrom mehr abgab. Das störte mich jedoch nicht, denn auch als ich an die 250 Kilogramm Welschfleisch aufgeladen hatte, konnte ich ihn ohne besondere Anstrengung vor mir herschieben.
Als ich den Park verließ, dankten es mir die Geier mit heiserem Krächzen und die Schakale mit schaurigem Heulen. Ich blickte mich noch einmal nach dem Grabhügel um, den ich über Jim, Luke und Ben aufgeschichtet hatte. Sie lagen tief genug, so daß die Schakale nicht an sie herankommen würden.
Ich zog mit dem vollbeladenen Einkaufswagen weiter.
Das war anno 3441.
Genauer: der 1. September 3441 – früher Nachmittag.
Unglaublich. Wenn mir jemand vor einem Jahr diese Entwicklung prophezeit hätte, wäre er ausgelacht worden.
Und jetzt war es Realität geworden. Terrania City, die Hochburg der menschlichen Zivilisation, war ein Dschungel, in dem mit Keulen ums nackte Leben gekämpft wurde.
Ich machte einen Abstecher in das Hotel, wo ich das Funksprechgerät liegengelassen hatte, und nahm es an mich. Nachdem ich Galbraith Deighton gemeldet hatte, daß ich noch am Leben war, zog ich weiter zu jenem Kühlhaus, wo die Dada-Bande Unterschlupf gesucht hatte.
Aber als ich nachts hinkam, fehlte von der Dada-Bande jede Spur.
Da ich mich noch ziemlich schwach auf den Beinen fühlte, beschloß ich, mir ein Welschsteak zu braten und die Nacht im Kühlhaus zu verbringen. Vor dem Einschlafen lauschte ich noch eine Weile der Stimme Galbraith Deightons.
Ausführlich informierte ich mich wieder über die Geschehnisse in der Galaxis. Es war an allen Fronten immer noch das gleiche Bild. Die Notrufe aus allen Teilen der Galaxis rissen nicht ab. Aber Perry Rhodan wollte einstweilen noch nichts von einer Expedition in den Schwarm wissen. Diese Einstellung war verständlich, wenn man bedachte, daß ihm nur sechzig Mann auf der GOOD HOPE II zur Verfügung standen. Was sollten sie gegen eine milliardenfache Übermacht schon ausrichten?
Ich erfuhr auch, daß Perry Rhodan vorhatte, der Erde in der nächsten Zeit einen Besuch abzustatten.
Von Tahun wurde gemeldet, daß die verdummten Patienten des Medo-Centers sich ständig durch Wahnsinnstaten überboten …
Das genügte mir für den Augenblick. Ich legte mich in einem sicheren Versteck schlafen. Nach dem Erwachen machte ich mich im Kühlhaus sofort auf die Suche nach Hinweisen über den derzeitigen Aufenthalt der Dada-Bande. Ich fand auch tatsächlich einen. Es überraschte mich auch nicht, daß
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