Silberband 056 - Kampf der Immunen
Wir werden sie nur dann finden, wenn die Wirkung der Manipulation eintritt. Und wir können dann nur hoffen, daß es nicht zu spät sein wird, etwas dagegen zu unternehmen.«
»Das hoffe ich auch«, sagte Waringer und sah plötzlich aufmerksam in Richtung des Mausbibers. »Was hat denn unser Kleiner plötzlich?«
Gucky reagierte nicht. Seine Perlaugen waren weit aufgerissen, aber er schien niemanden zu sehen. Es war ein Ausdruck in ihnen, wie Rhodan ihn erst zwei- oder dreimal beobachtet hatte, und das waren keine erfreulichen Momente gewesen. Es war klar, daß der Ilt eine Botschaft empfing oder daß sie ihm von einem anderen telepathischen Wesen fast mit hypnotischem Zwang zugespielt wurde.
Der zweite Telepath im Raum, Fellmer Lloyd, schien ebenfalls Impulse zu empfangen. Er hielt die Augen im Gegensatz zu Gucky geschlossen, aber seine Linke tastete sich am Tischrand vorbei zu der rechten Hand des Mausbibers, bis er sie berührte. Dann griff er zu, um einen körperlichen Kontakt herzustellen, der die Empfangskapazität für telepathische Impulse verdoppelte.
Niemand sprach, um die Konzentration der beiden Telepathen nicht zu stören. Jeder wußte, daß in diesen Augenblicken etwas von ungeheurer Wichtigkeit geschah, wenn auch niemand ahnte, was das sein konnte.
Einmal sah Gucky für den Bruchteil einer Sekunde nach Fellmer, aber der Telepath reagierte nicht und ließ sich auch nicht ablenken. Er hielt die Augen noch immer geschlossen, aber in seinem Gesicht begann es zu arbeiten. Muskeln zuckten, dann begannen die Augenlider zu flattern.
Niemand wagte sich zu rühren. Es war jedem klar, daß die Telepathen eine Botschaft auffingen, die nicht von Bord der GOOD HOPE stammte. Sie mußte von außen kommen, vielleicht Lichtjahre entfernt und unter Umständen nicht einmal für sie bestimmt.
Zehn Minuten vergingen, dann entspannten sich die beiden Mutanten im selben Augenblick. Fellmer sackte ein wenig in sich zusammen und ließ die Augen noch geschlossen. Gucky sah Rhodan an, hilflos, fragend – und erschrocken. Er schien das plötzlich erhaltene Wissen nicht aussprechen zu können oder zu wollen, jedenfalls machte er keine Anstalten, etwas zu sagen.
Da offensichtlich keine Impulse mehr eintrafen und kein Grund bestand, daß die Telepathen sich darauf konzentrierten, machte Rhodan den Anfang.
»Nun? Was war?« fragte er. »Wir haben zehn Minuten lang äußerste Ruhe bewahrt, aber meint ihr nicht auch, daß es nun Zeit wird, uns euer Geheimnis mitzuteilen? Mit wem hattet ihr Kontakt?« Rhodans Blick wurde auf einmal forschend und drängend. »Doch nicht etwa mit …?«
Fellmer Lloyd öffnete die Augen und schaute Gucky ratlos an. Der Mausbiber nickte ihm beruhigend zu. Die beiden hatten sich ohne Worte verständigt.
»Deine Vermutung stimmt, Perry. Es war ES, der Unsterbliche von dem längst nicht mehr existierenden Planeten Wanderer. ES ist sehr weit von uns entfernt, Tausende von Lichtjahren, und es ist ein Wunder, daß wir seine Impulse überhaupt empfingen, zumal sie ungesteuert und chaotisch kamen. ES ruft um Hilfe.«
»Um Hilfe?« Rhodan war verblüfft. ES, das geheimnisvollste und wohl unbegreiflichste Wesen des bekannten Universums, rief um Hilfe …? »Warum?«
Gucky hatte sich wieder ein wenig gefaßt, machte aber keine Anstalten, seine Haltung zu verändern. Das Empfangene mußte ihn ziemlich hart getroffen haben.
»Hat ES euch genauere Informationen durchgegeben?« wollte Atlan wissen, ehe jemand auf Rhodans Frage eine Antwort gegeben hatte.
Gucky schien einzusehen, daß er nun endlich den Mund aufmachen mußte, ob er seine Erschütterung überwunden hatte oder nicht.
Er seufzte.
»Darf man denn nicht mal ein paar Minuten verschnaufen? Glaubt ihr, es wäre so einfach, eine total verzerrte und unkontrolliert ausgestrahlte telepathische Botschaft richtig zu empfangen? Das kostet Nerven und Kraft! Im übrigen kommt es nun auf ein paar Minuten auch nicht mehr an. Seht euch nur Fellmer an! Mit ihm ist vorerst bestimmt nichts mehr anzufangen. Dabei müssen wir frisch bleiben, denn ES hat einen neuerlichen Kontakt angekündigt, nachdem ES meine Antwortimpulse empfing und bestätigte. Dann erfahren wir mehr.«
Rhodan sagte mit unheimlich wirkender Ruhe: »Wir wollen auch das wenige jetzt wissen, Gucky. Nimm dich zusammen. Es kann entscheidend für uns alle sein.«
Gucky grinste lustlos.
»Bin ich mal wieder der Retter des Universums und der Menschheit? Es geht einfach nicht ohne mich, was?« Er
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