Silberband 057 - Das heimliche Imperium
Ostküste hinaus. Potschyben verließ Rose sehr weit im Norden. Hier war die Meerenge zwischen den Kontinenten kaum fünfzig Kilometer breit, so daß schon bald die Berge an der Westküste von Oyster sichtbar wurden. Die höchsten Gipfel waren schneebedeckt. Sal Almong erinnerte sich nicht daran, jemals so weit im Norden gewesen zu sein, daß er Schnee gesehen hatte. Fasziniert blickte er auf die Küste. Erst als es hinter ihnen aufblitzte, wandte er sich um und blickte zurück.
Es überlief ihn kalt.
Ein Atomblitz wuchs über dem Land auf, das sie gerade eben verlassen hatten. Der unheimliche Donner holte sie schon wenig später ein. Sal Almong begriff, daß die Bombe direkt über Roseata explodiert sein mußte.
Als Potschyben die Siedler im Norden von Oyster abgeladen hatte, brach er sofort auf, um auch die Siedler von Red und die dort eingesetzten Superiors in Sicherheit zu bringen.
An der Nordküste, von wo aus man den Pilz von Rose sehen konnte, waren zwei Atombomben explodiert. Die Siedler befanden sich in heller Panik. Sie fürchteten, daß weitere Bomben fallen würden.
Tracs Potschyben und Sal Almong flogen alle Männer, Frauen und Kinder in fünf Flügen nach Yellow hinüber. Über diesem südlichsten Kontinent, der große Ähnlichkeit mit dem Australien der Erde hatte und auch auf vergleichbarer geographischer Breite lag, schwebten noch keine ›roten Tränen‹.
Als sich der verhängnisvolle 19. November 3441 seinem Ende zuneigte, flog der Rüstmeister die letzten Siedler aus dem Süden von Oyster aus. Er befand sich mit seiner Plattform über der Meerenge zwischen Gray und Yellow, als sich Ana Atramo bei ihm meldete. Sie hielt sich noch immer im Stützpunkt auf.
Ihr Bild erschien auf dem kleinen Bildschirm auf dem Steuerpult des Prallgleiters. Sie sah ängstlich und erschreckt aus.
»Tracs«, rief sie. »Der Angriff auf den Stützpunkt hat begonnen. Ich habe Roboter gesehen. Sie schießen mit Energiestrahlern, und sie kommen von allen Seiten.«
Die subtropische Landschaft, die schon durch die Bombe der Superiors verändert worden war, glich jetzt einer schwarzen Lavawüste. Der strahlende Energieschirm, der sich aus ihr erhob, paßte nicht mehr zu diesem Bild der Zerstörung.
Potschyben und Sal Almong näherten sich dem Stützpunkt von See her. Deutlich konnten sie die heranrückenden Robotergruppen der Fremden erkennen. Die Maschinen fielen Potschyben durch ihre ungewöhnlich bizarre Form auf, die keineswegs den Eindruck großer Zweckmäßigkeit machte.
Die beiden Männer klammerten sich an den Prallgleiter. Sie erwarteten, von den Angreifern beschossen zu werden, aber sie erreichten den Schutzschirm ungehindert und durchstießen ihn. Almong lachte erleichtert auf, als sie neben einem Montagegerüst gelandet waren und zu einem Gebäude hinüberliefen. Er glaubte, nunmehr endgültig in Sicherheit zu sein.
Unmittelbar darauf begann ein weiterer Angriff. Als sie in den Funk- und Ortungsraum kamen, wo Ana Atramo auf sie wartete, heulte eine Sirene. Potschyben eilte zu den Überwachungsgeräten hin. Besorgt schüttelte er den Kopf.
»Wir werden uns nicht halten können«, sagte er.
»Die Roboter ziehen sich doch zurück!« rief Ana und wies auf einen Bildschirm. Tatsächlich flutete die Front der seltsamen Wesen jetzt vom Stützpunkt weg.
»Sie werden es wieder mit Bomben versuchen«, kündigte Potschyben an. »Ich will euch nichts vormachen. Der Stützpunkt ist so gut wie verloren. Ihr beide werdet mich jetzt verlassen.«
Ana und Almong widersprachen. Sie waren fest entschlossen, bei dem Rüstmeister zu bleiben.
»Ich gehe nicht«, sagte Ana.
»Ich bleibe ebenfalls«, erklärte Almong. »Wir brauchen nicht mehr darüber zu reden.«
Potschyben lächelte. »Es wäre sinnlos, zu bleiben«, sagte er. »Das würde niemandem nützen.«
»Gibt es wirklich keine Hilfe von außen?« fragte Ana. »Hast du schon versucht, Hilfe zu bekommen?«
Potschyben nickte. »Natürlich, Ana. Ich habe jeden Tag an den Geräten gesessen. Vergeblich. Ich habe nur Notrufe aufgefangen. Geht jetzt!«
»Nein«, entgegneten Ana und Sal wie aus einem Mund.
Potschyben ging zu einem Schrank. Er nahm einen Lähmstrahler heraus und richtete ihn auf die beiden. Der Ingenieur schrie auf.
»Nein, Tracs, nicht!« rief er.
Der Rüstmeister löste die Waffe aus und paralysierte die Freunde. Dann rief er einen Roboter herbei und befahl ihm, Almong zu tragen. Er selbst nahm Ana Atramo auf die Arme und brachte sie zum
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