Silberband 058 - Die Gelben Eroberer
und du besorgst die Ausrüstung und ein Feuer, ja?«
»Einverstanden.«
Sandal verschwand zwischen den Büschen des Dickichts. Im weiten Umkreis dieser Lichtung, dort, wo die Sonnenstrahlen einsickern konnten, verwandelte sich der Urwald in eine Art Wald, wie sie ihn von der anderen Seite der drei Gebirgszüge her kannten – auch der Boden war mit grünen Pflanzen aller Art bedeckt.
Sandal pirschte einen Tierpfad entlang, den er nach wenigen Minuten entdeckt hatte. Er folgte ihm zweihundert Meter, suchte mit seinen scharfen Augen die Umgebung ab und schoß schließlich ein gazellenartiges Tier mit riesigen, langen Ohren, und bald darauf drehte sich der Braten über dem Feuer. Das Salz allerdings war feucht und klumpte.
Während Tahonka den Braten drehte, ging Sandal zweimal um den kleinen Teich herum und durchsuchte alle Büsche. Er köpfte einige gefährlich aussehende Schlangen und sah, daß hier keinerlei Raubtiere versteckt waren. Auch die Insekten waren hier nicht mehr so aufdringlich.
Die beiden Wanderer mußten ihren gesamten Proviant ersetzen, mußten ihre Körper pflegen und die Ausrüstung durchsehen und ausbessern, ehe sie es wagen konnten, weiterzuziehen.
Sie verbrachten drei Tage an diesem Platz. Diese drei Tage waren – zum Teil – eine schweigende, furchtbare Hölle der Gedanken.
Am ersten Tag, als Sandal in der Sonne lag und seine Nägel schnitt, überfiel ihn mitten in dieser Tätigkeit wieder der Tötungsdrang. Er sprang auf die Füße, griff nach der Strahlwaffe und raste davon.
»Warte, du Narr!« wetterte Tahonka und rannte ihm nach.
Sie stolperten und rannten fünfhundert Meter durch den Urwald, und plötzlich blieb Sandal stehen. Vor sich, um einen dicken Baumstamm gewickelt, befand sich ein großes, schlangenähnliches Tier, das die Männer aus riesigen Augen anstarrte und leise brummte. Zwei Fühler auf dem Reptilienkopf spielten und bewegten sich wie Staubgefäße seltener Blüten.
»Ich bringe dich um, du Bestie … ich zerfetze dich!« schrie Sandal auf. In seinen Schläfen raste pochend ein sägender Schmerz.
»Halt!« donnerte die Stimme des Knöchernen.
Das Tier ringelte seinen Schwanz um einen Ast, spannte seine Muskeln und hob drohend oder erschreckt den Kopf.
Sandal kämpfte mit sich selbst, er hob die Waffe, zielte, seine Hand schwankte, und der Finger, der sich um den Abzug krümmte, begann zu zittern. Schweiß lief ihm in breiten Bächen von der Stirn und biß sich salzig in die Augen.
Tahonka-No riß Sandals Hand herunter und schlug mit der Handkante heftig gegen den Oberarmmuskel des Jägers.
»Es sind wieder die Befehle!« schrie er zornig. »Los, zurück!«
Sandal senkte den Kopf und meinte beschämt: »Ich verstehe … nur ein geheimnisvolles Flüstern … Wie können wir uns dagegen wehren, mein Freund?«
Der Knöcherne blickte wie beiläufig auf das Tier, das unruhig, zehn Meter von ihnen entfernt, den Kopf hin und her wiegte und mit dem langen Hals pendelte.
»Komm zurück zum Lager! Wir müssen miteinander sprechen, wenn es wieder anfängt!«
»Es hat eben aufgehört!« Sandal rieb seine Stirn. Der Schmerz hatte so schnell nachgelassen, wie er angefangen hatte.
Tahonka-No legte seinen harten Arm um die Schultern des jungen Kriegers und führte ihn zum Lager zurück. Der Knöcherne war sicher, daß es auf der Insel jenseits des Ringmeeres einen hypnosuggestiven Sender gab, der alle drei Stunden dieses Gebiet hier bestrahlte.
Die Strahlung sollte unbefugte Eindringlinge, falls sie wirklich diesen Dschungelstreifen erreicht haben würden, dazu verführen, unüberlegte und aggressive Handlungen zu begehen. Tahonka-No richtete sich nach dieser Einsicht und konnte verhindern, daß die Hypnose ihn zu Dingen zwang, die er nicht wollte, aber Sandal litt sehr darunter.
Er erholte sich ziemlich schnell; jetzt wußten sie, wieviel Zeit zwischen zwei Höhepunkten lag.
Plötzlich deutete Sandal senkrecht hinauf in den Himmel über der Lichtung. »Was siehst du?«
»Jenes Riesentier!« stellte der Knöcherne ruhig fest. »Es ist wirklich gigantisch.«
Sie schauten aufmerksam hinauf. Das gewaltige geflügelte Untier zog dort seine Kreise. Es ähnelte nur wenig einem Vogel, viel mehr den Tieren, die Sandal an Bord der GOOD HOPE II in Bildern gesehen hatte. Chelifer Argas hatte gesagt, daß jene Tiere einst auf ihrer Heimat gelebt hatten. Wie war der Name gewesen? fragte sich Sandal.
Saurier!
»Es ist ein Flugsaurier«, sagte er leise.
»Schon möglich.
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