Silberband 058 - Die Gelben Eroberer
alles zu bedeuten?«
Tahonka-No und Sandal überdachten die Situation.
Sie spürten, wie sich die beiden Röhren bewegten. Das heißt, sie schlossen aus der Bewegung der einen, daß sich auch die andere drehte und dann geradeaus schwebte. Das laute Sprechen und der Jubel der Mediziner, die diesen seltsamen Transport begleiteten, drangen ebenfalls durch die dünne Folie.
Alles hatte so gewirkt, als ob sehr große Eile geboten wäre – offensichtlich mußten die beiden sehr schnell aus diesem Bauwerk entfernt und an eine andere Stelle gebracht werden. An welche Stelle aber?
»Wir haben drei verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl«, sagte Tahonka-No. »Entweder bringt man die Gelben in eine andere Landschaft dieses Planeten, oder man schafft sie an einen anderen Ort innerhalb der Energiekuppel oder gar auf einen anderen Planeten.«
»An welche Möglichkeit denkst du?« fragte Sandal.
»An alle«, war die Antwort.
Sie sahen sich in ihrem neuen Versteck um.
Die Sechskantröhren waren innen mit vielen Klappen und Fächern ausgerüstet, in denen Dinge, Gegenstände und Pakete lagen, die kaum zu erklären waren.
Das gelbe Wesen kauerte unförmig in der Mitte der Röhre und breitete sich langsam aus; aber merkwürdigerweise hatten die Freunde keine Angst, zerquetscht zu werden. Die Fahrt der Röhre wurde schneller und ging immer geradeaus – es war kein Andruck nach der einen oder anderen Seite zu merken. Sandal ließ seine Finger unschlüssig über Tasten und Löcher gleiten, und schließlich entdeckte er eine Fläche, die wie ein stumpfer Bildschirm aussah.
Ohne einen Augenblick zu zögern, drückte er einen Schalter hinunter, und zwei Sekunden später übertrug eine Linse das Bild, das von ›vorn‹ zu sehen war.
Es wirkte wie eine Kanzel in einem sich schnell bewegenden Fahrzeug. Das Tempo nahm zu.
»Wir werden mit diesem Gelben abtransportiert«, sagte Sandal. »Eines ist sicher: Ich habe meine Rache im Zentrum des Energieschirmes nicht vollenden können.«
Als Sandal sich wieder dem Bildschirm zuwandte, sah er, daß sich die beiden Sechskantröhren der Schleusenanlage näherten, die zwischen Energieschirm und Energiebrücke eingerichtet war. Die rasende Fahrt ging weiter.
23.
Sandal Tolk war wie gelähmt. Noch immer von der Einsicht niedergedrückt, daß er mit viel Mühe und unter Todesgefahr, abgesehen von einer Handvoll Informationen, nichts erreicht hatte, mußte er miterleben, wie diese beiden Sechskantröhren in schnellem Flug vom Zentrum der Kuppel bis hierher in die Energieschleuse getragen worden waren.
Fast behutsam fragte Tahonka-No, der Knöcherne: »Du denkst nach, Sandal Tolk?«
Sandal kauerte an einer der sechs ›Wände‹ und schob sich mit allen zehn Fingern beider Hände das Haar in den Nacken zurück. Er nickte.
»Ich denke, daß wir arme, unwissende Toren sind, trotz unserer Künste, die Gefahren zu besiegen.«
Er betrachtete den Schirm, dann schaute er auf den Boden, wo sein Bogen und der Köcher voller Pfeile lagen.
Der Knöcherne sah an Sandal vorbei auf den Bildschirm, der ihnen das langgezogene Innere der Energiebrücke zeigte und einen Teil des Dschungelrandes.
Schweigend betrachteten sie das Bild, das sich ihnen bot.
Hier waren die beiden Sechskantröhren zum Stillstand gekommen. Sie schwebten einige Meter über dem untersten Niveau der Energiebrücke. Nichts und niemand war zu sehen. Die Situation erfüllte die beiden Freunde, die mit dem pulsierenden, weichen Wesen eingeschlossen waren, mit Mißtrauen und Neugierde. Das gelbe Wesen rührte sich nicht.
Sandal fragte scharf: »Sind dies die Ersten Diener, Tahonka?«
Er deutete mit dem Daumen über die Schulter auf das pulsierende ›Ding‹ neben ihnen, das einen deutlichen aromatischen Geruch verströmte. Die hypnotischen Impulse: Bleib fern – verehre mich! hatten aufgehört.
Tahonka-No sagte zögernd: »Nach allem, was ich weiß und was wir zusammen gesehen haben, ist es einer der Ersten Diener.«
Sandal fragte in Gedanken versunken: »Er ist krank, gesundet dann, hinterläßt Spuren, die in den Gedanken flüstern. Dann bläst er sich auf wie eine gärende Frucht, wird in diesen stählernen Sarg eingeschlossen und fortgeschafft. Werden sie ihn töten?«
Der Knöcherne hob entsetzt seine großen und sehr kräftigen Hände. »Nein! Sie werden alles tun, aber nicht den Gelben umbringen. Das ist sicher.«
Sandal betrachtete die Vorratsbehälter, die in den sechs Wänden eingebaut waren, schaute auf den
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