Silberband 059 - Herrscher des Schwarms
Kasom. »Oder sollte ich mich tatsächlich noch an Bord des Ultraschlachtschiffes MARCO POLO befinden?«
Kainoro Matatsi blickte ihn verständnislos an. Kasom zeigte auf den Gang hinaus. »Da ist es«, sagte er.
Der Major raste auf den Gang hinaus. Er sah das Kaninchen, das aus einem Schaltkasten herauskam. Sofort stürzte er sich auf das Tier, das ihm jedoch abermals entwischte. Er sprang wieder hoch und rannte hinter dem Kaninchen her. Immer wieder versuchte er, es im Sprung zu erwischen, doch er landete immer nur kläglich auf dem Bauch.
Das Kaninchen hoppelte einen oder zwei Meter weiter, blickte sich dann nach ihm um und blieb ruhig sitzen, als sei nichts geschehen.
Toronar Kasom begann zu lachen.
Kainoro Matatsi wurde wütend. Er beschimpfte das Tier. Der Schweiß rann ihm über das Gesicht. Das Gelächter des Ertrusers steigerte seinen Eifer. Wieder und wieder sprang er nach dem kleinen Flüchtling, aber er fing ihn nicht.
Schließlich rannte das Kaninchen hakenschlagend an Toronar Kasom vorbei. Der Ertruser bückte sich mit einer gedankenschnellen Bewegung. Als er sich wieder aufrichtete, hielt er das Tier hoch.
»Können wir jetzt wieder vernünftig miteinander reden?« fragte er.
Major Kainoro Matatsi trocknete sich das schweißnasse Gesicht ab. Er versuchte, etwas zu sagen, war jedoch so ausgepumpt, daß er kein Wort über die Lippen brachte.
Kasom führte ihn in den Hangar und schloß die Schleusenschotte. Er sah, daß einige Mannschaftsmitglieder in der Schleuse der CMP-18 standen. Feixend zogen sie sich in das Innere des Raumschiffes zurück. Major Kainoro Matatsi griff nach dem Kaninchen. Der Umweltangepaßte gab es ihm.
»Nun?«
Der Japaner schüttelte den Kopf.
»Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte«, sagte er. »Irgend jemand hat ein trächtiges Kaninchen mit auf die MARCO POLO gebracht. Nur einer von den teilweise Verdummten kann es gewesen sein, als er auf der Erde zum Schiff zurückkehrte. Die äußerst scharfen Kontrollen waren offenbar doch nicht ausreichend.«
»Soll das heißen, daß sich noch mehr Kaninchen an Bord der CMP-18 befinden?« fragte Kasom.
»Leider ja«, antwortete der Major. »Wie ich schon erwähnte, handelte es sich um ein trächtiges Tier. Es warf acht Junge. Bevor wir das merkten, war schon zuviel Zeit verstrichen. Unter den acht Jungen waren sieben weibliche Tiere, die …«
»… inzwischen ebenfalls Mutterfreuden entgegensehen«, fuhr Kasom mit sarkastischer Betonung fort. »Das wollten Sie doch sagen.«
Matatsi nickte. Er machte einen völlig verzweifelten Eindruck.
»Das war Mitte März«, entgegnete er. »Jetzt haben wir den 4. Juni 3442 Erdzeit.«
Er stöhnte und hob das Kaninchen hoch, um es Kasom zu zeigen.
»Wissen Sie eigentlich, wie schnell sich diese Biester vermehren?«
»Ich habe keine Ahnung«, gab Kasom zu.
»Das geht so schnell, daß vermutlich sogar die Gelben Eroberer vor Neid erblassen würden«, behauptete der Major. Er deutete auf den Kreuzer CMP-18. »Das Schiff hat nur einen Durchmesser von 100 Metern, aber das ist schon sehr, sehr viel. Sie glauben gar nicht, wie leicht sich darin eine Unmenge von Kaninchen verstecken kann. Wir haben jeden Winkel durchsucht und finden immer noch welche.«
»Sie hätten früher Meldung machen müssen«, stellte Toronar Kasom fest.
Kainoro Matatsi wehrte sich.
»Ich habe den Vorfall erst vor einer Stunde entdeckt. Mir ist es ein Rätsel, daß die Tierchen sich so lange versteckt halten konnten. Sie haben sich von Küchenvorräten ernährt und sind erst herausgekommen, als sie nichts Freßbares mehr fanden.«
»Na, das ist Ihre Sache«, sagte Kasom. »Der Küchenchef wird sich freuen.«
Matatsi weitete erschrocken die Augen.
»Ich werde nicht zulassen, daß auch nur ein einziges Tier in den Kochtopf kommt. Könnten Sie ein Kaninchen schlachten?«
»Das habe ich nicht vor«, entgegnete der Ertruser. »Sentimentalitäten können wir uns jedoch kaum erlauben. Sie haben recht. Für den Kochtopf sind die Tiere vermutlich auch zu schade. Sie sollten sich mit Dr. Serenti in Verbindung setzen. Er nimmt Ihnen die Kaninchen wahrscheinlich sofort ab.«
»Was könnte ein Arzt mit den Tieren anfangen?«
»Er experimentiert mit den sogenannten Regulationsviren, den Erregern der Zellexplosionsseuche bei den Gelben Eroberern«, erklärte Kasom. »Dabei könnten ihm diese ungebetenen Gäste natürlich eine große Hilfe sein.«
»Ich dachte, wir könnten sie auf irgendeinem Planeten aussetzen
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